Das egoistische Gen
Im zweiten Roman jedoch werden dieselben Außerirdischen im Andromedanebel angesiedelt, der etwa zwei Millionen Lichtjahre entfernt ist. Die Leser können mein „200“ durch „zwei Millionen“ ersetzen, wenn es ihnen Spaß macht. Die Relevanz der Geschichte für meine Zwecke wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Fred Hoyle, der Hauptautor dieser beiden Romane, ist ein berühmter Astronom und außerdem Autor der Science-fiction-Geschichte, die ich mit Abstand am liebsten lese, The Black Cloud. Die großartige wissenschaftliche Kenntnis, die in seinen Romanen zum Ausdruck kommt, steht in krassem Gegensatz zu der Flut von Büchern, die er in den letzten Jahren zusammen mit C. Wickramasinghe geschrieben hat. Ihre falsche Darstellung des Darwinismus (als eine Theorie des puren Zufalls) und ihre giftigen Angriffe auf Darwin selbst helfen ihren ansonsten interessanten (wenn auch wenig plausiblen) Spekulationen über den interstellaren Ursprung des Lebens in keiner Weise weiter. Die Verleger sollten ihre falsche Vorstellung korrigieren, daß ein Wissenschaftler, der sich auf einem Gebiet auszeichnet, dadurch automatisch auch eine Autorität auf einem anderen Gebiet ist. Und solange diese falsche Vorstellung besteht, sollten renommierte Wissenschaftler der Versuchung widerstehen, sie zu mißbrauchen.
3 Diese Art, über die Strategie eines Tieres, einer Pflanze oder sogar eines Gens zu reden, als ob sie bewußt herauszufinden suchten, wie sie ihren Erfolg am besten steigern können – wenn wir uns also zum Beispiel „die Männchen als Spieler mit hohem Einsatz und hohem Risiko und die Weibchen als vorsichtige Kapitalanleger“ vorstellen –, ist unter forschenden Biologen alltäglich geworden. Es ist eine Sprache, die aus Gründen der Bequemlichkeit benutzt wird und die harmlos ist, solange sie nicht zufällig denen zu Ohren kommt, die nicht mit den nötigen Kenntnissen ausgerüstet sind, um sie zu verstehen. Oder denen, die über zu viele Kenntnisse verfügen und sie deshalb mißverstehen? Nur so kann ich mir zum Beispiel einen kritischen Artikel über Das egoistische Gen erklären, der von jemandem namens Mary Midgley in der Zeitschrift Philosophy veröffentlicht wurde und dessen erster Satz typisch für den ganzen Artikel ist: „Gene können nicht egoistisch oder altruistisch sein, ebensowenig wie Atome eifersüchtig, Elefanten abstrakt oder Kekse teleologisch sein können.“
Mein eigener Beitrag In Defence of Selfish Genes, der in einem darauffolgenden Heft der gleichen Zeitschrift erschien, ist eine ausführliche Antwort auf diesen nebenbei gesagt sehr unmäßigen und bösartigen Artikel. Es scheint, daß einige Leute, die durch ihre Bildung mit den Werkzeugen der Philosophie überausgestattet sind, der Versuchung nicht widerstehen können, mit ihrem gelehrten Apparat dort herumzustochern, wo er zu nichts nütze ist. Das erinnert mich an P. B.Medawars Bemerkung über die Faszination der „Philosophie-Romane“ für „eine große Zahl von Leuten, häufig mit gut entwickeltem literarischem und wissenschaftlichem Geschmack, deren Bildung weit über ihre Fähigkeit des analytischen Denkens hinausgeht“.
4 Die Idee, daß Gehirne Welten simulieren, wird in meiner Gifford-Vorlesung des Jahres 1988 Worlds in Microcosm erörtert.
Ich bin mir immer noch nicht darüber im klaren, ob diese Idee uns bei der Lösung des schwierigen Problems des Bewußtseins eine große Hilfe ist, aber ich gestehe, es hat mich gefreut, daß sie die Aufmerksamkeit von Sir Karl Popper in seiner Darwin-Vorlesung gefunden hat. Der Philosoph Daniel Dennett schlug eine Theorie des Bewußtseins vor, die das Bild der Computersimulation noch weiterführt. Um seine Theorie zu begreifen, müssen wir zwei technische Begriffe aus der Welt der Computer verstehen: die Idee einer virtuellen Maschine und die Unterscheidung zwischen sequentiellen Prozessoren und Parallelprozessoren. Zunächst muß ich diese Begriffe erklären.
Ein Computer ist eine reale Maschine, Hardware in einem Kasten. Aber sobald er eingeschaltet ist, läuft irgendein Programm, das ihn wie eine andere Maschine erscheinen läßt, eine virtuelle Maschine. Das gilt seit langem für alle Computer, aber die modernen „benutzerfreundlichen“ Computer führen es uns ganz besonders lebhaft vor Augen. Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich dies schreibe, ist der Apple Macintosh nach weitverbreiteter Meinung der Marktführer in bezug auf Benutzerfreundlichkeit. Sein Erfolg beruht auf
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