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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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darunter die von M. T. Ghiselin, G. C. Williams, J. Maynard Smith und G. Bell sowie ein von R. Michod und B. Levin herausgegebener Band. Die für mich aufregendste neue Idee ist W. D. Hamiltons Parasitentheorie. Jeremy Cherfas und John Gribbin erklären sie in The Redundant Male   in allgemeinverständlicher Sprache.
     
    6 Mein Vorschlag, daß es sich bei überschüssiger, unübersetzter DNA um einen selbstsüchtigen Parasiten handeln könnte, ist unter dem Schlagwort „egoistische DNA“ von den Molekularbiologen aufgenommen und weiterentwickelt worden (siehe Veröffentlichungen von Orgel und Crick sowie Doolittle und Sapienza). J.S. Gould hat in Hen’s Teeth and Horse’s Toes (in deutscher Sprache erschienen unter dem Titel Wie das Zebra zu seinen Streifen kam)   die (meiner Ansicht nach!) provozierende Behauptung aufgestellt, trotz der geschichtlichen Ursprünge der Idee der egoistischen DNA könnten „die Theorie der egoistischen Gene und die der egoistischen DNA in den Erklärungsstrukturen, aus denen sie sich nähren, kaum unterschiedlicher sein“. Ich finde seinen Gedankengang falsch, aber interessant, was nebenbei gesagt genau das ist, was Gould gewöhnlich von meinen Überlegungen hält, wie er mir freundlicherweise erzählt hat. Nach einer Einleitung über „Reduktionismus“ und „Hierarchie“ (die ich, wie üblich, weder falsch noch interessant finde) sagt er weiter:
     
    Dawkins’ egoistische Gene nehmen an Häufigkeit zu,weil sie Auswirkungen auf Körper haben, die diesen bei ihrem Kampf ums Überleben helfen. Egoistische DNAnimmt aus genau dem entgegengesetzten Grund anHäufigkeit zu – weil sie keinen Effekt auf Körper hat ...
     
    Ich sehe, welche Unterscheidung Gould vornimmt, doch kann ich sie nicht als wesentlich ansehen. Im Gegenteil, ich verstehe egoistische DNA immer noch als einen Sonderfall in der ganzen Theorie der egoistischen Gene, und genauso ist die Vorstellung von der egoistischen DNA ursprünglich entstanden. (Diese Vorstellung, daß die egoistische DNA ein Spezialfall ist, wird in Kapitel 10 vielleicht noch deutlicher als in Kapitel 3, den Doolittle und Sapienza sowie Orgel und Crick zitieren.
    Doolittle und Sapienza verwenden in ihrem Titel übrigens den Ausdruck „egoistische Gene“ statt „egoistische DNA“.) Lassen Sie mich Gould mit folgendem Vergleich antworten. Gene, die Wespen ihre gelben und schwarzen Streifen verleihen, nehmen an Häufigkeit zu, denn dieses („warnende“) Farbmuster übt eine stark stimulierende Wirkung auf das Gehirn anderer Tiere aus. Gene, die Tigern ihre gelben und schwarzen Streifen verleihen, nehmen „aus genau dem entgegengesetzten Grund“ an Häufigkeit zu – weil im Idealfall dieses (Tarn-)Farbmuster überhaupt keine stimulierende Wirkung auf andere Tiergehirne ausübt. Es gibt hier tatsächlich einen Unterschied, der (auf einer anderen hierarchischen Ebene!) Goulds Unterscheidung stark ähnelt, aber es ist ein subtiler Unterschied im Detail. Wir werden kaum behaupten wollen, die zwei Fälle könnten „in den Erklärungsstrukturen, aus denen sie sich nähren, kaum unterschiedlicher sein“. Orgel und Crick treffen mit ihrem Vergleich von egoistischer DNA und Kuckuckseiern den Nagel auf den Kopf: Schließlich schaffen es Kuckuckseier gerade dadurch, der Entdeckung zu entgehen, daß sie ganz genauso aussehen wie die Eier des Nestbesitzers.
    Nebenbei gesagt wird in der letzten Auflage des Oxford English Dictionary   eine neue Bedeutung von „egoistisch“ aufgeführt, und zwar: „von einem Gen oder genetischem Material: neigt dazu, beibehalten zu werden oder sich zu verbreiten, obwohl es keine Auswirkung auf den Phänotyp hat“.
    Dies ist eine bewundernswert knappe Definition der „egoistischen DNA“, und das zweite zur Verdeutlichung angefügte Zitat betrifft in der Tat die egoistische DNA. Meiner Meinung nach ist jedoch die abschließende Formulierung „obwohl es keine Auswirkung auf den Phänotyp hat“ nicht sehr glücklich gewählt. Egoistische Gene müssen   sich nicht unbedingt auf den Phänotyp auswirken, viele von ihnen tun es aber. Es stünde den Lexikographen frei zu behaupten, daß es ihre Absicht war, die Bedeutung auf „egoistische DNA“ zu beschränken, die in der Tat keine phänotypischen Effekte hat. Aber ihr erstes erläuterndes Zitat, das aus meinem Buch Das egoistische Gen   stammt, schließt egoistische Gene ein, die sehr wohl phänotypische Auswirkungen haben. Doch liegt es mir fern

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