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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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zu Rippenspeer zu helfen, und riet mir, alles, was ich von dem Schweinefleisch nicht in nächster Zeit bewältigen konnte, zu Würsten zu verarbeiten, die dauerhafter seien. Ich war dafür gewesen, vorerst nur ein Schwein zu schlachten, aber mein Gatte wußte es, wie immer, besser und legte Wert darauf, das Räuchern in einem Schub zu erledigen.
    Unter Birdie Hicks’ fachmännischer Anleitung verwandelte sich meine Küche in eine Wursterei; ich bereitete Wurstmasse und legte sie dann schichtweise in Steintöpfe ein, abwechselnd eine Lage Wurstmasse und eine Lage Speck. Mrs. Hicks behauptete, so würde die Masse sich jahrelang halten. Ich begriff nicht, wieso dies der Fall sein sollte, aber die Zeit gab Birdie Hicks recht.
    Auch die Berge bereiteten sich auf den Winter vor. Sie taten es verstohlen und versuchten, noch sommerlich auszusehen, aber an den Umrissen erkannte ich, daß sie sich eine neue Lage Schnee angezogen hatten und daß der Nebelschleier, der jetzt ihre Häupter wie eine dünne Kappe verdeckte, bald als dicker Schal um ihre Hälse liegen würde.

Das Thehater – der Tahanz
    Ich habe früher großspurig behauptet, mir nichts aus gesellschaftlichen Anlässen zu machen, aber nach ein paar Jahren von der Welt abgeschnittenen Lebens auf der Farm wäre ich Stunden zu Fuß über die Berge gelaufen, um des Vergnügens teilhaftig zu werden, einer Jahresversammlung der Vereinigung der Geistesschwachen beiwohnen zu können.
    Die Unterhaltung der Hühnerzüchter beschränkte sich auf die Tanzveranstaltungen am Samstagabend irgendwo in der Umgebung, manchmal bis zu siebzig Meilen entfernt, Filmvorführungen in der nächsten Stadt und gelegentlichen Theaterabenden im Schulhaus, für die sich natürlich nur die Eltern der auftretenden Sprößlinge interessierten; außerdem gab es monatliche Zusammenkünfte der Kirchengemeindemitglieder, und diese Zusammenkünfte unterstanden dem festen Regiment Birdie Hicks’ und dienten einzig dem Tratsch und der Abfütterung. Ab und zu, aber sehr selten, wurden Ausflüge unternommen, wie zum Beispiel das Picknick der Indianer am Strand.
    Bob und ich hatten uns im Anschluß an eine sonderbare Bekanntschaft daran gewöhnt, von Vergnügungen stets als »Das Thehater« oder »Der Tahanz« zu reden. Das kam so: Wir waren auf Lachsfang unten an der Bucht gewesen, hatten dem alten Sharkey sein Boot zurückgegeben und wollten gerade zu unserem Wagen gehen, als uns eine Frau auffiel, die mit ihren Kindern Muscheln suchte. Die Frau trug Männerhosen, zerfetzte Gummistiefel, eine Schürze aus Sackleinwand und einen roten, gestrickten Schal, und die Haare standen ihr in zwei Büscheln beidseitig vom Kopf. Von ihren vier Kindern krochen zwei auf allen vieren herum. Sie sahen verschmutzt, sehr ungepflegt und entsetzlich blöde aus. Der Anblick war nicht sehr erfreulich; Bob und ich wandten uns schnell ab und beschleunigten in stillschweigender Übereinstimmung unsere Schritte. Doch es nützte nichts. Die Frau hatte uns erblickt, winkte und rief, als wir darauf nicht reagierten, laut und anhaltend: »Hallo!« Widerwillig blieben wir stehen, und schon kam sie auf uns zugerannt. »Ich bin Mrs. Weatherby«, stellte sie sich vor, »und dies ist Mary Elizabeth« – sie zeigte auf das größte und dunkelste ihrer Kinder – »Pamela Lorraine« – das galt einem der sabbernden, auf allen vieren herumkriechenden Sprößlinge – »John Frederick« – John Fredericks Augen öffneten sich nur zu einem schmalen Spalt, und dadurch mußte er den Kopf ganz hinten in den Nacken legen, wollte er uns betrachten – »und mein Jüngster, Charles Lawrence.« Charles Lawrence stopfte sich gerade eine Muschel in den Mund. Höflich wollten wir uns ebenfalls vorstellen, doch sie winkte gleich ab: »Ach du lieber Himmel, ich weiß alles von Ihnen, ich weiß, wann Sie die Farm übernahmen, und daß Sie ein Kind erwarten und alles! Wir wollten gerade heimgehen, die Kinder und ich. Sie müssen mitkommen, nein, Sie müssen mitkommen, das dürfen Sie uns nicht abschlagen.« Sie rieb sich mit ihren schmutzigen Fingern die Augen und lachte, daß man ihre grünlichen Zahnstummel sah. Ich starrte unsere neue Freundin fasziniert an und war sofort bereit, ihr in ihre Klause zu folgen; Bob war die ganze Begegnung schrecklich peinlich, aber er brachte es nicht fertig, die Person abzuwimmeln, und trabte mißmutig hinter uns her. Mrs. Weatherby unterbrach ihren Redefluß nur dann, wenn sie einen ihrer Sprößlinge aus dem

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