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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Oliven und waren fest wie Revolverkugeln. Ich machte fünfundzwanzig Litergläser davon ein und gab die übrigen Mrs. Hicks. Fünfundzwanzig Gläser von diesem, fünfzig von jenen, hundert von was anderem – du lieber Himmel! »Wir werden jemand anstellen müssen, der uns das Abschrauben der Deckel abnimmt«, murmelte ich kraftlos vor mich hin.
    Und dann kam die Schlachtzeit! Zu Beginn des Herbstes hatte ich Bob ersucht, mir die Fütterung Gertrudes und Elmars abzunehmen, weil ich es später nicht ertragen könnte, jedesmal ihre anklagenden Schweineäuglein auf mich gerichtet zu sehen, sooft ich Schinken oder Speck in die Pfanne tat. Bob machte sich mit seiner, wie üblich dick aufgetragenen, männlichen Überlegenheit wichtig, ließ ein paar spöttische Bemerkungen fallen und brachte den beiden Schweinen ihr Fressen. Doch es ging nicht lange, da erzählte er mir kleine Begebenheiten, die offenbarten, was für intelligente Tiere Gertrude und Elmar seien, und nach abermals einer kleinen Weile war es wieder ich, die ihnen das Fressen brachte. Am Tage, da sie dem Schlachtmesser zum Opfer fallen sollten, nahm ich Klein-Anne und rettete mich zu Mrs. Kettle. Daß auch sie gerade am Schlachten waren, merkte ich bereits von der Terrasse aus, da beim Fahrweg vor der Küchentür ein Haufen Eingeweide lag. Sie stanken noch nicht sehr – nicht mehr, als Eingeweide an und für sich zu stinken pflegen –, aber die Fliegen krabbelten schwarmweise über die graue, wabblige Masse, und gleich neben der Tür türmten sich die Fleischstücke, auf denen selbst meine kurzsichtigen Augen einen ganzen Klumpen Fliegeneier erspähten. Es war bestimmt kein appetitanregender Anblick, aber den Kettles machte es nichts, wie mich der Duft gebratenen Specks belehrte, der aus der Küche drang. Mrs. Kettle war gerade dabei, einen großen Topf Kaffee aufzubrühen und einen Schokoladekuchen aus dem Backrohr zu nehmen, und trotz den Eingeweiden und dem von Fliegeneiern übersäten Fleisch saß ich bald darauf mit den Kettles am Tisch und schmauste. Sogar eine zweite Tasse und ein zweites Stück Kuchen ließ ich mir aufnötigen; Mrs. Kettle belebte das Gespräch mit blumigen Klagen über die Misthaufen, die die Scheunenwände zu erdrücken drohten, und die ewige Geldknappheit der Familie. »Vor einem Jahr hättest du angesichts der Eingeweide keinen Bissen über die Lippen bekommen«, sagte ich stumm zu mir selbst und philosophierte, ob dies nun ein Zeichen rühmlicher Entwicklung oder bedauerlichen Abgleitens in seelische Trägheit sei. Beim Abendbrot fragte ich Bob nach seiner Meinung, aber er sah mich nur von der Seite an und ging zu Bett, ohne mir eine Antwort zu geben.
    Am nächsten Tag trudelte ein langer, herzlicher Brief von Bobs Schwester und seinem Schwager ein, worin außer vielen anderen Sachen geschrieben stand, wir sollten uns doch in der Umgebung von Seattle niederlassen, und was wir von einer der Inseln im Sund hielten. Bob las den Brief als erster und schob ihn mir dann ohne jeden Kommentar über den Tisch zu.
    Dies war seine Farm, er lebte hier, arbeitete und war glücklich dabei; jede Einmischung von dritter Seite machte ihn wütend. Ich erwähnte den Brief gar nicht mehr, aber nach dem Abendbrot setzte ich mich hin und schrieb lange Episteln, in denen von dem Picknick mit den Indianern am Strand, unseren Freunden, den Alkoholschmugglern, und der Familie Kettle die Rede war, und diese Schilderung des romantischen Lebens auf einer Farm in den Bergen sandte ich sowohl Bobs Familie wie meiner eigenen.
    Am Mittag des nächsten Tages wurden die Schinken und Speckseiten in Pökellauge getan; Bob hackte Holz klein für die Räucherkammer, und während ich Fleischwürfel schnitt für die Würste, redete ich mir selbst gut zu: »Das ist Schweinefleisch und hat mit unseren Tieren nichts zu tun.« Doch in diesem Augenblick trampelte Bob in die Küche, in den Händen Gertrudes und Elmars Kopf, und sagte mit dem ungerührtesten Gesicht von der Welt, ich solle die Köpfe kochen und Gallert draus machen. Ich stieß einen empörten Schrei aus und wies Bob zur Küchentür hinaus. Ärgerlich brummend kochte er daraufhin selbst die Köpfe aus, aber nicht in der Küche, das hätte ich nicht zugelassen, sondern draußen in einem Kessel über offenem Feuer.
    Ein Stück Schweinefleisch schickte ich Mrs. Kettle und ein anderes Birdie Hicks, aber es blieb immer noch mehr übrig, als wir zu vertilgen imstande waren. Mrs. Hicks erbot sich, mir beim Einpökeln

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