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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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beide. Freddy wußte, daß seine Stiefmutter mit dem Personalchef, dem Buchinger, liiert ist. Und Buchingers Vertrag wäre abgelaufen. Das wollten die beiden verhindern, und so haben ihn Vera und der Buchinger in unser Haus gelockt und...«
    »Moment, Kindchen. Wieso denn >unser< Haus? Es hat wohl mal Ihren Großeltern gehört, oder nicht?«
    »Ja, früher.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist so eine Gewohnheit von mir, ich sage immer noch >unser< Haus.«
    »Gut. Also Vera wollte türmen. Und Freddy wollte das vermutlich verhindern?«
    Sie hatte sich inzwischen ein wenig von ihrem Schrecken erholt. Ihre grauen schönen Augen waren wachsam auf mich gerichtet.
    »Ja, das wollte er. Er wollte sie zu einem Geständnis zwingen, und dann wollte er verhindern, daß Buchinger zu früh Wind davon bekommt und auch verschwindet.«
    »Er wollte also klüger sein als die Polizei. Das geht manchmal ins Auge, wie er jetzt sehen kann. Was weiter?«
    »Er rief mich an und...«
    »Am Samstag früh?«
    »Ja, gleich, nachdem er dort gewesen war. Er war ganz verstört und sagte, seine Stiefmutter seit tot, sei erschossen worden, und dann trafen wir uns und wußten nicht mehr weiter. Denn nun ist doch klar, daß unsere Rechnung gar nicht stimmte.«
    »Warum denn nicht?«
    »Wenn Buchinger dahinter steckte, würde er doch Vera nicht erschießen.«
    »Die Polizei hält ihn für den Täter. Ich übrigens auch. Wir wissen nur noch nicht, wie wir es beweisen können.«
    Sie schaute mich verwundert an.
    »Und warum sollte er dann seine Geliebte erschießen? Durch den Tod von Freddys Vater wurde für Buchinger doch der Weg zu Vera erst frei.«
    »Das wohl, aber vielleicht wollte er sie gar nicht? Vielleicht ging es ihm nur um die Firma? Vielleicht mußte er die Mitwisserin umbringen, um freie Hand zu haben, womöglich hat sie auch versucht, ihn zu erpressen?«
    Sie dachte nach, ihre klare Stirn war gerunzelt, und ihre Lippen bewegten sich unbewußt. Dann hob sie den Kopf.
    »Mein Gott, vielleicht haben Sie recht.« Ihre grauen Augen wurden dunkel, ihre Stimme weich. »Herr Brenthuisen, Sie sind doch mit dem Inspektor befreundet. Helfen Sie Freddy! Er hat Vera nicht erschossen, das weiß ich so genau, wie... wie...«
    »Schon gut. Ich glaube Ihnen. Übrigens glaubt das der Inspektor auch.«
    »Der? Aber warum...?«
    »Geben Sie mir die Aktentasche«, sagte ich.
    Ihre Überraschung war echt.
    »Welche Aktentasche? Ich verstehe nicht, wovon Sie...«
    »Freddy hat eine Aktentasche aus dem Haus mitgenommen. Die Polizei kann ihm das auf einem Foto nachweisen. Ich vermute, daß er, als er Vera tot fand, die Safes in ihrem und in dem Schlafzimmer seines Vaters geöffnet hat. Vermutlich waren Dokumente drin. Freddy hat sie mitgenommen. Wo sind sie jetzt?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Davon hat er nichts gesagt.«
    »Er hat es auch der Polizei nicht gesagt. Aber es wird herauskommen, und vielleicht weiß es der Mörder schon. Es müssen Dokumente sein, die Licht in den ganzen Fall bringen könnten. Also sind sie für den Mörder gefährlich. Geradezu tödlich aber sind sie für Freddy, und darum sitzt er hinter Gittern. Und wenn Sie mir jetzt nicht endlich die ganze Wahrheit sagen, werden Sie bald ebenso Gelegenheit haben, ein Stückchen Himmel durch schwarze Gitterstäbe zu beobachten.«
    Sie rang unbewußt die Hände.
    »Du lieber Himmel, ich weiß doch nichts mehr!«
    »Warum haben Sie sich dann abgesetzt? Wie sind Sie überhaupt hierher gekommen? Raffinierterweise haben Sie Ihren Wagen ja in Ottobrunn stehen lassen. Glaubten Sie wirklich, damit einen Verfolger täuschen zu können? Etwa die Polizei? Oder jemand anderen? Wen denn, Anna?«
    Sie senkte den Kopf und legte plötzlich die Hände vors Gesicht. Ich sah, wie ihre Schultern zuckten. Ich setzte mich neben sie auf die Ofenbank und legte meinen Arm um ihre Schultern.
    »Anna, ich könnte Ihnen ganz bestimmt helfen. Sagen Sie mir die Wahrheit. Machen Sie sich doch endlich Luft. Früher oder später erfährt Wendlandt doch die ganze Wahrheit, und dann ist es für Sie nur schlimmer. Was ist in Wirklichkeit geschehen?«
    Sie schüttelte schluchzend den Kopf.
    »Ich... ich kann es nicht sagen. Keinem Menschen. Es ist so gräßlich... ich möchte...« Plötzlich hob sie den Kopf und schaute mich wild an. »So rufen Sie doch endlich die Polizei! Man soll mich einsperren! Ich möchte endlich meine Ruhe haben, ich will von allem nichts mehr wissen! Los, drüben beim Walgerbauern ist ein Telefon.

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