Das einsame Haus
Tod unkündbar geworden ist?«
Wendlandt grinste breit.
»Hat er Ihnen das gestern morgen erzählt?«
»Sie wissen...«
»Natürlich. Ich lasse ihn überwachen. Eine dumme Sache, dieser Vertrag. Für ihn ein gutes Geschäft. Es wurden schon Leute für weniger umgebracht.«
»Also halten Sie ihn für Möhnerts Mörder?«
»Wer sagt denn das? Er?«
»Ja, er meint, Sie würden ihn verdächtigen.«
»Nur indirekt. Ich glaube, er und der Mörder kennen sich, wissen voneinander, aber es muß nicht unbedingt Buchinger der Mörder sein. Was wollte er denn von Ihnen?«
»Er dachte, wir wüßten bereits, daß er ein Verhältnis mit Vera Möhnert hatte, und er wollte, daß ich davon nichts in der Zeitung schreibe.«
»Ach so, na ja, das ist verständlich.«
Das Telefon auf seinem Schreibtisch unterbrach unser Gespräch. Wendlandt nahm den Hörer ab und meldete sich. Ich hörte ihn sagen: »So, Sie haben ihn? Ausgezeichnet. Wo war er?
Auf seiner Bude? Tatsächlich? Hätte ich nicht gedacht. Bringen Sie ihn herauf, danke.«
Er schaute mich hintergründig lächelnd an und sagte:
»Jetzt werden Ihnen ein paar Felle davonschwimmen, Brenthuisen. Ich habe Freddy Möhnert verhaften lassen.«
»Freddy Möhnert? Mit welcher Begründung? Sie sagten doch gerade erst, daß Sie ihn nicht für den Mörder seines Vaters halten.«
»Tu ich auch nicht. Sie werden ja selbst gleich sehen, warum ich ihn... hallo, herein!«
Ein Polizist öffnete die Tür, und herein kam Freddy Möhnert, dem Wendlandts Assistent in Zivil folgte.
Möhnert schoß sofort auf den Inspektor zu.
»Was soll denn das? Warum bin ich verhaftet worden?«
Wendlandt stand auf und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
»Setzen Sie sich erst mal, Herr Möhnert, und dann beantworten Sie mir ein paar Fragen. Wo waren Sie in der Nacht von Freitag auf Samstag?«
»Warum? Ah!« Er sprang auf, sein hübsches Jungengesicht war rot vor Zorn, seine Augen blitzten mich wütend an. »Hat dieser windige Bursche sich beschwert, weil ich ihm eine verpaßt habe? Tätliche Beleidigung oder so? Oder will er etwa eine Körperverletzung draus machen?«
Wendlandt schaute mich überrascht an.
»Was sagt er da?«
»Daß er mich verdroschen hat. Habe ich vergessen, Ihnen das zu sagen?«
»Wann war das? Um welche Zeit?«
»Am Freitagabend. Kurz vor Mitternacht. Ich war Anna van Straaten gefolgt und...«
Freddy Möhnert unterbrach mich.
»Da sehen Sie es, Herr Inspektor, jetzt hat er es selber zugegeben: er läuft Anna nach und belästigt sie. Da habe ich ihm ein paar geklebt, das ist alles. Und wegen so was wird man heutzutage verhaftet.«
Wendlandt schüttelte den Kopf.
»Wegen so was nicht, Herr Möhnert. Aber Ihre Stiefmutter ist am frühen Morgen des Samstag erschossen worden. Wo waren Sie da?«
»Im Bett. Wo denn sonst?«
»Und dafür haben Sie selbstverständlich keine Zeugen?«
Er zögerte einen kurzen Augenblick, seine Mundwinkel verzogen sich höhnisch, als wolle er in Lachen ausbrechen, aber dann schüttelte er den Kopf.
»Natürlich habe ich dafür keine Zeugen.« Er wandte sich mir zu. »Nicht einmal Fräulein van Straaten, wenn Sie vielleicht darauf spekuliert haben sollten.«
Ich zuckte nur mit den Schultern, während Wendlandt ruhig mit seinem Verhör fortfuhr: »Wann haben Sie am Samstagmorgen das Haus verlassen?«
Möhnert überlegte, oder er tat wenigstens so, als überlege er, dann sagte er: »Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Es wird gegen zehn Uhr gewesen sein.«
Wendlandt schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Ich meinte mit meiner Frage, wann Sie zum erstenmal am Samstagmorgen Ihre Wohnung verlassen haben.«
Möhnert starrte ihn an, als habe er diese Frage nicht verstanden, aber noch ehe er etwas sagen konnte, fragte Wendlandt weiter: »Wir wollen von Ihnen hören, Herr Möhnert, wohin Sie gegangen sind, als Sie am Samstagmorgen um sechs Uhr das Haus verlassen haben.«
Der Junge wurde plötzlich aschfahl. Er war nicht mehr der hübsche, selbstbewußte und freche Bursche, als den ich ihn kannte.
»Ich... ich«, stotterte er, »ich... Sie... ich bin erst um zehn Uhr...«
Wendlandt zog seine Schreibtischschublade auf, holte ein Foto heraus und kam um seinen Tisch herum. Er baute sich vor Freddy Möhnert auf, hielt ihm das Foto unter die Nase und sagte:
»Vielleicht würden Sie so liebenswürdig sein und mir erklären, was Sie auf diesem Foto erkennen können.«
Ich reckte den Hals wie eine Schildkröte, konnte aber nicht erkennen,
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