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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Schluck Wasser geben?«
    Ich brachte ihm ein Glas Wasser, er trank es auf einen Zug aus und sagte: »Danke, jetzt fühle ich mich besser.«
    »Warum haben Sie sich aufgehängt?«
    »Was wäre für mich ein Leben ohne Anna? Was hätte ich tun sollen, wenn man ihr den Mord nachgewiesen hätte, einen Mord, den sie nur mir zuliebe begangen haben konnte? Ich hätte mich, wenn es so gekommen wäre, auch aufgehängt. Warum also sollte ich es nicht vorher tun und sie damit retten?«
    »Freddy, wenn Sie wieder gesund und in Freiheit sind, bekommen Sie von mir den Schlag zurück, den Sie mir damals nachts in Solln... halt! Jetzt hat’s geklingelt! Wie kamen Sie überhaupt nach Solln? Und warum stand in dieser Nacht Annas Wagen vor dem Haus dieses biederen Herrn Schwenk, der die Miete für das einsame Haus so pünktlich zahlte?«
    Ich sah, wie sich sein Jungensgesicht wieder verschloß.
    »Das möchte ich Ihnen nicht erklären. Haben Sie zu Wendlandt davon gesprochen?«
    »Natürlich. Schließlich zeichnet er doch verantwortlich für die Aufklärung einer Reihe von Morden. Also ‘raus mit der Sprache! Wo waren Sie beide in jener Nacht?«
    »Bei...« Er brach ab und schaute mich lange und eindringlich an, ehe er fortfuhr: »Vielleicht bin ich schrecklich dumm, wenn ich Ihnen die Wahrheit sage. Versprechen Sie mir, dem Inspektor nichts zu sagen, wenn ich Ihnen versichere, daß das alles mit den Morden nicht das geringste zu tun hat?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich nicht versprechen. Ich lasse mir die Hände nicht binden. Ich bin, genau wie Wendlandt, an der Aufklärung des Falles Möhnert interessiert. Sie können uns entweder helfen oder uns die Aufklärung erschweren, ganz wie Sie wollen. Aber wenn das, was Sie mir sagen werden, wirklich nichts mit den Morden zu tun hat, werde ich Wendlandt gegenüber schweigen.«
    Er nickte.
    »Ich vertraue Ihnen. Annas Mutter wohnte im Haus gegenüber. Sie war zu einem kurzen Besuch aus Paris gekommen, wo sie ständig lebt, seit sich... seit das mit Annas Vater passiert ist.«
    Ich brauchte eine Weile, um das zu verdauen.
    Antonia Paola van Straaten, geborene Hilbinger, die Mutter von Anna, die Frau des Selbstmörders William van Straaten, die Frau, auf die Annas Großmutter einen so unbeschreiblichen Haß hatte, die Frau, der die alte van Straaten ein Liebesverhältnis mit dem ermordeten Walther Möhnert nachsagte, der Teilhaber William van Straatens gewesen ist...
    »Was wollte sie denn hier in München?« fragte ich.
    »Wir haben ihr geschrieben, daß wir uns lieben und daß wir heiraten wollen. Da ist sie gekommen, um mich kennenzulernen.«
    »Und das mußte so geheimnisvoll geschehen?«
    Er schaute mich ehrlich überrascht an.
    »Wieso denn geheimnisvoll? Anna hat Herrn Buchinger davon erzählt, Buchinger war doch gewissermaßen ihr Beschützer in der Firma, und da hat Buchinger den Vorschlag gemacht, Annas Mutter solle bei ihm wohnen, er habe ein Gästezimmer, und er würde sich freuen, für Frau van Straaten etwas tun zu können. Er kannte sie ja noch von der Zeit her, als Annas Vater Chef der COLORAG gewesen ist.«
    Ich stand auf.
    »Und wo ist sie jetzt? Immer noch draußen in Solln bei Buchinger?«
    »Nein, sie ist wieder abgereist. Wollen Sie...«
    Der Wärter kam herein.
    »Die Sprechzeit ist schon um vier Minuten überschritten. Bitte, kommen Sie heraus, Herr Brenthuisen.«
    Ich zwinkerte Freddy Möhnert zu.
    »Keine Angst, ich akzeptiere, was Sie von mir verlangt haben. Und ich glaube, Sie und Anna werden nicht mehr lange hier sein.«

    Inspektor Wendlandt empfing mich mit einem halb neugierigen, halb süffisanten Gesicht.
    »Na, Herr Reporter, konnten Sie sich von Möhnerts Unschuld überzeugen? Können Sie mir jetzt den wirklichen Mörder präsentieren?«
    »Vielleicht. Könnten Sie mir einen Kaffee aus der Kantine kommen lassen?«
    Er bestellte ihn, und ich fuhr fort: »Möhnert hatte keine Ahnung, wo und wie sein Vater gestorben ist. Er dachte, es sei dort gewesen, wo wir ihn gefunden haben. Das ist echt, folglich kann er den Alten nicht umgebracht haben.«
    Wendlandt grinste.
    »Das ist eine phänomenale Leistung von Ihnen, Brenthuisen. Und wo hat er die Aktentasche versteckt?«
    »Die... Aktentasche? Verdammt noch mal, die habe ich glatt vergessen, ich habe ihn gar nicht danach gefragt.«
    Wendlandts Gesicht verfinsterte sich.
    »Wenn Sie mir nicht sofort sagen, wo sie ist, werfe ich Sie hinaus! Und Sie bekommen von mir nicht einen einzigen Hinweis mehr. Das

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