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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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der Frau zu heiraten, die seinen Vater angeblich vergiftet hat.«
    Sie schaute mich an, ratlos und mit Tränen in den schönen Augen.
    »Und was... was wollen Sie sonst tun?«
    »Ich fahre Sie nach Hause. Und dann gehe ich zu ihm und sage ihm, daß ich dabei war, als er Sie erschoß. Ich werde ihm sagen, er hätte Sie getroffen, und Sie wären fünf Minuten später gestorben. Ich hätte Sie hier im Haus liegen gelassen, und dann werde ich Geld von ihm fordern für mein Schweigen. Er wird etwas unternehmen: entweder wird er mir Geld geben und heute nacht hierher kommen, um die vermeintliche Leiche wegzuschaffen. Oder er wird mit mir einen Treffpunkt verabreden und versuchen, mich auch umzubringen. Aber was immer er unternimmt: ich werde ihn fassen. Ohne daß Sie nochmals in Gefahr kommen.«
    Ich hatte den Eindruck, daß sie mir nicht zuhörte. Ihr Blick war auf die zerbrochene Scheibe gerichtet, und plötzlich bewegten sich ihre Lippen. So leise, daß ich es kaum verstehen konnte, sagte sie: »Hätte er mich doch getroffen...«
    »Kommen Sie«, sagte ich und zog sie hoch. »Kommen Sie mit, ich bringe Sie nach Hause. Kein Mensch wird Sie dort suchen.«
    Sie schaute mich traumverloren an, dann huschte die Spur eines Lächelns über ihr Gesicht.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Was sind Sie für ein Narr. Warum tun Sie das für mich?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es für Sie tue. Wahrscheinlich mehr für Ihre Tochter. Und den Freddy mag ich auch ganz gern. Übrigens: wenn Freddy und Anna heiraten, dann wäre die COLORAG wieder in den gleichen Händen, wie damals, als Ihr Mann und Walther Möhnert Teilhaber waren.«

    Es war Abend, als ich von Solln in die Stadt zurückfuhr. Ich hatte Antonia Paola van Straaten in einer Pension in Solln untergebracht. In Buchingers Haus, gegenüber von Arnold Schwenk, konnte ich sie ja nicht mehr bringen. Buchinger mußte glauben, daß sein Anschlag geglückt war, und wenn ich selber Glück hatte, wußte er nicht einmal, daß ich in dem einsamen Haus gewesen war. Vielleicht hatte er nur sie durch die Scheibe gesehen. Wahrscheinlicher aber war, daß er von meiner Anwesenheit wußte: erstens mußte er die Pistole in Antonias Hand gesehen haben, und zweitens hatte er vermutlich gemerkt, daß ich ihm nachgelaufen war. Es konnte ein interessantes Duell geben...
    Um aber ganz sicherzugehen, fuhr ich zum Präsidium.
    Inspektor Wendlandt war noch in seinem Büro. Er sah zufrieden aus, ein wenig zu zufrieden für meine Pläne.
    »Hallo, Inspektor«, begrüßte ich ihn möglichst unbefangen. »Haben wir Fortschritte gemacht?«
    »Natürlich. Wir haben die Aktentasche und die Dokumente gefunden, die Freddy beiseite schaffen wollte.«
    »Ach, wie interessant. Und welcher Art sind diese Dokumente? Haben Sie den Mörder schon?«
    »Noch nicht, aber jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Es waren Bilanzen, uralte Bilanzen aus den Jahren 1952 und 1953.«
    »Nicht sehr aufschlußreich, oder?«
    »O doch. Schon bei der ersten flüchtigen Untersuchung unter der Quarzlampe konnten Radierungen und Änderungen festgestellt werden. Ich habe unseren Spezialisten drangesetzt. Er wird diese Bilanzen mit denen der COLORAG vergleichen. Und dann habe ich die Beweise, die ich brauche.«
    »Welche Beweise?«
    »Daß es nur einen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der wirklich ein Motiv hatte, Walther Möhnert umzubringen.«
    »Und wer ist das?«
    »Das möchten Sie gern... Augenblick...«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch schnurrte. Er nahm den Hörer ab, ich hörte ihn sagen: »Ah, Paris... bitte stellen Sie durch...«, und dann sprach er französisch. Nicht fließend, aber immerhin so, daß man ihn am anderen Ende der Leitung offenbar verstand. Und ich verstand ebenfalls, was er sagte. Er bat seine Kollegen von der Sûreté, eine gewisse Antonia Paola van Straaten aufzuspüren. Vielleicht würde sie auch unter einem anderen Namen dort leben, die Personalien dieser Frau würde er mit Fernschreiber durchgeben.
    Er hängte ein und schaute mich erwartungsvoll an. Ich tat, als fiele ich aus allen Wolken.
    »Annas Mutter? In Paris? Wie soll sie denn hier morden, wenn sie in Paris ist? Oder, wenn sie hier gemordet hat, wer sagt Ihnen denn, daß sie schon wieder in Paris ist?«
    »Niemand. Ich will nur nichts versäumt haben. Die Fahndung nach ihr läuft auch hier auf vollen Touren.«
    »Ausgezeichnet. Also ist Antonia Paola van Straaten nach Ihrer Ansicht die Mörderin von Walther Möhnert?«
    »Genau. Wir haben eine

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