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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Vater vergiftet.«
    »Also Teamarbeit? Habt ihr es beide zusammen getan? Dadurch würde sich allerdings das >Lebenslänglich< nicht halbieren.«
    »Nein! Sie hat nichts davon gewußt. Gar nichts. Sie will mich jetzt nur decken.«
    »Und Sie wollen Anna decken. Ein netter Zug von Ihnen. Wird Ihnen aber nichts helfen.«
    »Ich habe meinen Vater...«
    »Sie haben ihn gehaßt. In Ordnung, das ist bekannt. Aber Sie haben ihn nicht umgebracht.«
    »Doch, weil...«
    »Moment mal. Wendlandt und das Gericht werden Ihnen das nicht so ohne weiteres abkaufen. Man wird Ihnen nicht glauben, daß Ihr Vater freiwillig mit Ihnen in den Hofoldinger Forst gefahren ist, um dort einen Schnaps aus Ihrer Pulle zu trinken, die kilometerweit nach Blausäure duftete.«
    Ich sah, wie es in seinen Augen kurz aufleuchtete. Er hatte den Köder geschnappt, den ich ihm angeboten hatte.
    »Doch«, sagte er ruhig. »Ich habe ihn dazu überredet, mit mir eine Spazierfahrt zu machen. Ich hatte ihm gesagt, ich wolle mich mit ihm aussöhnen, irgendeinen Kompromiß mit ihm schließen, und er glaubte mir. Wir hielten in dem Waldweg, sprachen eine Weile miteinander, und dann holte ich die Flasche aus dem Kofferraum und sagte, wir wollten einen Versöhnungsschluck trinken. Das ist alles.«
    »Scheint mir auch«, sagte ich. »Es hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: es ist nicht die Wahrheit. Ihr Vater wurde nämlich nicht im Wald vergiftet.«
    Er lächelte matt.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Herr Brenthuisen. Sie sind hinter Anna her, genau wie der Inspektor, aber...«
    »Verdammter Idiot!« schrie ich ihn an. »Ich habe Ihren Vater gefunden! Im Haus am Waldrand, das früher einmal den van Straatens gehört hat. Er hat noch gelebt, er ist mir sozusagen in die Arme gekippt und war tot. Ich war nicht allein, eine Zeugin war dabei. Was wollen Sie denn mit Ihrer blöden Lügerei? Warum wollen Sie sich denn unbedingt für das Mädel einsperren lassen? Mann, lebenslänglich! Nur damit Anna kein Haar gekrümmt wird?«
    Er schloß die Augen, schien erschöpft und apathisch.
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, murmelte er.
    »Ich denke gar nicht dran. Sie wollten sich für Anna opfern?«
    Er schwieg, und ich bohrte weiter. Er tat mir leid, aber ich mußte zu einem Ergebnis kommen, die Zeit drängte.
    »Freddy, weder Inspektor Wendlandt noch ich glauben, daß Sie oder Anna die Mörder sind. Man hat euch festgenommen, um einen weiteren Mord zu verhüten. Man wollte euch nur helfen, und jetzt lügt ihr beide das Blaue vom Himmel herunter und beschuldigt euch selber, gemordet zu haben. Anna glaubt, Sie hätten Ihren Vater umgebracht, und Sie meinen, Anna hätte es getan. Und jetzt wollt ihr euch gegenseitig decken. Das ist rührend und sehr lieb von euch, aber es ist verdammt kindisch. Wofür haltet ihr denn die Polizei? Meint ihr wirklich, Wendlandt würde sich die Hände reiben und dem Staatsanwalt sagen: sie haben gestanden, also ist der Fall erledigt?«
    Er drehte mir wieder sein Gesicht zu. Sein Atem ging schwer und keuchend. Endlich fragte er zögernd: »Ist das wirklich keine Falle? Wer kann schon glauben, was einem hier gesagt wird. Sie und der Inspektor glauben nicht, daß Anna meinen Vater umgebracht hat?«
    »Keine Spur. Womit könnte Anna denn vor den Geschworenen ihre Tat motivieren?«
    Er wurde eine Spur lebhafter.
    »Das kann sie leicht. Mein Vater wollte sie nicht in meiner Nähe sehen, er wollte sie sogar aus der COLORAG hinauswerfen, und er hätte auch mich hinausgeworfen, wenn ich Anna heiratete. Ist das kein Motiv für eine junge Frau, die einen Mann liebt? Ist das kein Motiv? Ich hätte die Firma geerbt, wäre reich gewesen und unabhängig, und ich hätte Anna heiraten können. Sollte das nicht ein handfestes Motiv sein?«
    »Doch, das könnte ein Richter glauben. Aber Wendlandt nicht. Wer hat denn Anna überhaupt in die COLORAG hineingebracht?«
    »Der Personalchef natürlich.«
    »Buchinger?«
    »Ja. Schließlich ist das ja sein Ressort.«
    »Und sie wurde gleich Sekretärin bei Ihrem Vater? Der sie doch angeblich nicht ausstehen konnte?«
    »Ihr habt eine Art, einem die Worte im Mund umzudrehen... nein, sie wurde zuerst im Labor beschäftigt. Eines Tages entdeckte mein Vater sie. Er mag gutaussehende Sekretärinnen, und da holte er sie zu sich ins Vorzimmer. Dann erst lernte ich sie kennen, und von da ab war mein Vater gegen uns.«
    »Ach so, na schön. Und Ihr Motiv?«
    »Das gleiche.« Er deutete zum Waschbecken hinüber. »Könnten Sie mir einen

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