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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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uninteressant, nachdem mein Sohn tot war. Alles war für mich tot, sogar mein Haß auf diese Frau. Erst jetzt... sprechen wir nicht mehr davon, Sie wissen nun, was Sie wissen wollten. Zufrieden?«
    Ich stand auf.
    »Ob ich zufrieden bin — ich weiß es nicht. Ich glaube nicht daran, daß Anna eine Mörderin ist. Übrigens — wie war das Verhältnis Ihres Sohnes zu Walther Möhnert?«
    »Walther Möhnert? Ach ja, das war sein Teilhaber. Er hatte, soviel ich weiß, eine kleine Klitsche, eine Bretterbude, und mischte dort Farben. Mein Sohn trat als Teilhaber ein, er bekam Geld von uns dafür, und damit begann die Firma zu florieren. Bis dieses Frauenzimmer dazwischen kam. Von da an war der Teufel los. Plötzlich waren Schulden da, mein Sohn schrieb und bat um weiteres Geld. Ich schlug es ihm ab, ich hatte keine Lust, diese Person auch noch mit meinem Geld zu unterstützen. Sie hat ihn bestimmt von Anfang an mit diesem Möhnert betrogen.«
    »Baronin! Um alles in der Welt, denken Sie genau darüber nach: Gibt es irgendeinen Beweis für das, was Sie eben gesagt haben?«
    Sie erhob sich ebenfalls.
    »Einen Beweis? So etwas fühlt eine Frau, und Sie können sich darauf verlassen, daß es so gewesen ist.«
    Ich stand schon unter der Tür.
    »Einen Beweis, Baronin! Ein Gefühl ist kein Beweis. Hat Ihr Sohn jemals etwas in dieser Richtung zu Ihnen...«
    »Natürlich nicht. Das hätte er niemals zugegeben. Außerdem sprachen wir ja nicht mehr miteinander.«
    Ich verbeugte mich.
    »Vielen Dank, Baronin. Ich werde Ihr Vertrauen nicht mißbrauchen.«
    Ich fuhr mit dem Lift hinunter, und ähnlich wie damals war mir erst auf der Straße wieder wohl. Man fröstelte in der Nähe dieser Frau...
    Aber nun wußte ich doch eine ganze Menge. Ich wußte auch, wen ich nun zu suchen hatte: Antonia Paola van Straaten, Annas Mutter.

    Weil es fürs Präsidium noch zu früh war — Wendlandt war sicher bei Tisch —, besuchte ich einen Bekannten im Einwohnermeldeamt und bat ihn, nachzusehen, ob eine Antonia Paola van Straaten in München gemeldet war.
    Wir fanden aber nur die alte Dame in Bogenhausen, denn Anna gehörte schon zu München-Land.
    Anschließend wartete ich in Wendlandts Büro, bis er kam.
    Schon auf den ersten Blick sah ich, daß er alles andere als guter Laune war.
    »Na?« empfing er mich mit einem Gesicht, als hätte er eine Spinne auf seinem Schreibtisch entdeckt. »Na? Haben Sie was gefunden?«
    »Was sollte ich denn gefunden haben?«
    »Die Aktentasche. Deshalb sind Sie doch draußen geblieben.«
    »Ich habe keine Aktentasche gefunden.« Und dann fuhr ich mit scheinheilig ernstem Gesicht fort: »Aber ich denke, Sie haben ihn überwachen lassen. Wenn er mit der Aktentasche aus dem Haus gekommen ist, dann müßtet ihr doch auch wissen, wohin er damit gegangen ist.«
    »Dieser Büffel!« Der Inspektor war nahe daran, in die Luft zu gehen. »Dieser verbohrte Büffel! Wir hatten ihn aus den Augen verloren. Wir wissen nicht, wo er gewesen ist. Wir haben ihn in seiner Bude festgenommen, und dort ist die Aktentasche nicht. Und dieser... dieser verbockte Dummkopf tut den Mund nicht auf.« Und plötzlich entlud er seine ganze Wut auf mich. »Schuld daran seid ihr Presseleute! Immer gegen uns hetzen, immer stellt ihr uns als Vollidioten hin, und das ist dann der Erfolg. Man will so einem Unglücksraben helfen, und er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Er glaubt tatsächlich, ich wolle ihm einen Mord anhängen. Oder gar zwei. Kein Wort ist aus ihm herauszubringen. Und aus der Kleinen auch nicht. Natürlich, die will ihm nicht schaden. Aber ich bin sicher, sie weiß mehr als sie zugibt. Warum müßt ihr auch immer solchen Blödsinn über uns Kriminaler schreiben?«
    Ganz sanft antwortete ich: »Das liegt vielleicht daran, daß ihr uns wie unmündige Kinder behandelt. Deckt eure Karten auf und tut nicht immer so geheimnisvoll, dann könnten wir besser zusammenarbeiten. Soll ich mich mal mit ihm unterhalten?«
    »Mit Freddy Möhnert?«
    »Klar. Mit wem sonst?«
    »Geht nicht. Wäre gegen die Vorschriften.«
    Ich machte eine Handbewegung, als höbe ich ein Glas.
    »Eure Vorschriften sollen leben, Prosit! Wetten, daß ich herausbringe, wo er die Aktentasche hat?«
    »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, Brenthuisen: wenn Sie mir etwas verschweigen, was zur Klärung des Falles beitragen könnte, dann...«
    »... mache ich mich strafbar, ich weiß. Es gibt insgesamt siebentausenddreihundertneunundachtzig Gesetze und Vorschriften, und

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