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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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wundervolle Kette von Beweisen und —«
    »— und, auch das Motiv?«
    »Gewiß! Ihr Mann war Teilhaber in der COLORAG. Der andere Teilhaber hieß Walther Möhnert. Die ganze Sache hat nichts, wie ich ursprünglich dachte, mit einer Liebesaffäre zu tun, sondern ist eine wirtschaftliche Angelegenheit. Wahrscheinlich — das wird unser Sachverständiger bis spätestens morgen bestätigen —, wahrscheinlich hat Möhnert unsaubere Dinge gedreht und seinen Teilhaber van Straaten ausgespielt, hat ihn praktisch ruiniert, so daß er sich erschoß, um wenigstens durch seine Lebensversicherung — er hatte eine, das haben wir schon festgestellt —, um also wenigstens dadurch die Zukunft seiner Familie sicherzustellen. Natürlich hat er vorher mit seiner Frau über Möhnert gesprochen. Er wird verzweifelt gewesen sein und ihr gesagt haben, wie mit ihm gespielt worden ist. Da hat sich Antonia Paola geschworen, ihren Mann zu rächen, und deshalb hat sie Walther Möhnert vergiftet.«
    »Klingt verteufelt glaubhaft. Und die Beweise?«
    »Sehr einfach. Wir haben eine ganze Menge: erstens hat Möhnert doch nach Ihrer Behauptung gesagt, er sei unschuldig, ehe er starb.«
    »Hat er.«
    »Natürlich hat ihm Antonia — man weiß ja, wie Frauen sind — unmittelbar, nachdem er das Gift intus hatte, reinen Wein eingeschenkt. Sie hat ihn...«
    Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen.
    »Das würde bedeuten, daß Walther Möhnert mit diesem Rendezvous im einsamen Haus einverstanden war. Daß er sich von ihr ein Glas Schnaps einschenken ließ und es auch austrank. Sollte er wirklich so leichtsinnig gewesen sein?«
    »Keine Ahnung. Das werden wir noch herausfinden. Aber es kann nicht anders gewesen sein. Denken Sie weiter: was geschah dann?«
    »Ich kam dazwischen, der Mörder floh und nahm anschließend auch noch die Leiche mit. Eine schwache Frau soll den schweren Möhnert aus dem Haus geschleift und in ein Auto geladen haben?«
    »Auch schwache Frauen verfügen über erstaunliche Kräfte, wenn es sein muß. Was geschah dann weiter?«
    »Die alte Hilbinger wurde vergiftet. Meinen Sie, Antonia Paola hätte ihre eigene Mutter...«
    »Keine Spur, das war ein Zufall. In der Aufregung hat sie vergessen, die vergiftete Flasche fortzuschaffen, und als die Hilbinger kam, um nach dem Rechten zu sehen, genehmigte sie sich ahnungslos einen Schluck — aus war’s mit ihr. Und was geschah dann weiter?«
    »Ich war bei Ihnen, und wir haben den Toten im Hofoldinger Forst gefunden.«
    »Falsch. Das war, ehe wir die Hilbinger tot gefunden haben. Das alles geschah am Donnerstag. Am Freitagmorgen erhielten Sie einen Anruf. Sie sagten, es sei eine Frauenstimme gewesen. Was hat sie Ihnen gesagt?«
    Mir wurde plötzlich heiß.
    »Sie sagte... sagte, ich solle das einsame Haus vergessen, ich könnte es in ein paar Monaten billig mieten, ich würde niemandem helfen, wenn ich weiter nachforschte.«
    In diesem Augenblick wußte ich, daß es die gleiche Stimme gewesen war. Die Stimme von Antonia Paola. Mir war nicht mehr heiß, sondern eiskalt. Die Dummheit, die ich begangen hatte, war so riesengroß, daß es keine Worte dafür gab.
    »Also bitte«, hörte ich den Inspektor sagen. »Wer anders als die Mörderin konnte Sie anrufen?«
    »Woher... woher hatte sie meinen Namen und meine Adresse?«
    Wendlandt lachte.
    »Was ist los mit Ihnen? Ist Ihnen nicht gut? Sie denken doch sonst schneller. Sie ist doch mit Ihrem Wagen getürmt, zuerst wenigstens. Sie hatte Ihre Wagennummer — eine Kleinigkeit, den Besitzer festzustellen. Zugleich ein Versuchsballon von ihr, ob Sie es wirklich waren, der sie im einsamen Haus überrascht hat. Vielleicht wollte sie auch tatsächlich, daß Sie nicht weiterbohren. Das wird sie uns sagen, sobald wir sie haben. Und was geschah weiter?«
    »Ich... ich weiß nicht mehr, ich kenne mich in diesem Durcheinander nicht mehr aus.«
    »Hat Sie wohl geistig überanstrengt, dieser Fall, wie? Darf ich Sie daran erinnern, daß man Sie und die kleine van Straaten zum Monopteros bestellt hat, um in aller Ruhe in Ihrer Wohnung Ihr Kirschwasser mit Nikotin so anzureichern, daß ein Pferd davon krepiert wäre. Man hat...«
    »Halt, das war eine Männerstimme am Telefon«, sagte ich.
    Wendlandt nickte.
    »Das beweist, daß sie nicht allein gehandelt hat. Als es ihr zu mulmig wurde, als sie allein nicht mehr weiterkam, hat sie sich nach Hilfe umgeschaut. Wer allein konnte ihr noch helfen?«
    »Weiß nicht. Ist mir auch egal. Das ist doch alles nur

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