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Das einsame Herz

Das einsame Herz

Titel: Das einsame Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwer zu lieben …«
    Otto Heinrich streichelte ihr über die eisigen Wangen.
    »Frierst du, Liebste? Du sollst nicht zittern, in meinen Armen nicht – nicht vor Frost und nicht vor Angst.« Er preßte sie so fest an sich, daß sie leise aufschrie und nach Atem rang. »Verzeih«, stammelte er. »Alles, was ich mache, ist voll Schmerz und Unrecht. Ich bin ein Mensch, der Unglück bringt und Tränen …«
    »Du bist ein großes, großes Kind …«, flüsterte das Mädchen und schmiegte sich in seine Arme. »Ein Kind, Liebster, ungezogen, unüberlegt – und lieb, so lieb …«
    Sie küßten sich und schwiegen dann, schauten auf die stummen, tanzenden Flocken, auf die weißen Tannen und die Schatten der Häuser.
    Und sie froren nicht mehr … sie waren zu glücklich, um Kälte zu spüren. Unwirklich wurde die Welt, in einem Nebel von Glück versank die Besinnung auf Erde und Mensch … sie waren nur Ich und Du … nur Wir … nur eins im Taumel der Seligkeit …
    Doch ihre Körper standen und zitterten vor Frost … standen in einer Laube, deren Dach sich unter der Decke des Schnees bog und die in einer Flut wirbelnder Flocken versank.
    Langsam schneite die Laube zu, und der Vorhang des Schnees wurde dichter.
    Wie ein Geheimnis dehnte sich die Nacht.
    Nur einmal drang ein schwacher Laut in diese Stille. Ein Tannenzweig, plötzlich vom abgerutschten Schnee befreit, schnellte empor.
    Doch lautlos, ohne Pause, rieselte der Schnee … tänzelte und schwebte … in dicken Flocken, eng aneinandergereiht … lautlos … ständig … Schnee … endloser Schnee …
    Das Weihnachtsfest in Dresden ging schnell vorbei. Otto Heinrich traf das große Haus in der äußeren Rampschen Gasse im festlichen Schmuck an, duftend nach Tannen, frischem Gebäck und gebratenem Fleisch, er fand seine kleine Schwester Anna Luise voll seliger Erwartung auf das kleine Wunder der Weihnacht und den Bruder Johannes Benno gerüstet, eine große und feierliche Hausandacht zu halten, nur der Vater ging bedrückt umher, zwang sich zu einer sauren Fröhlichkeit und bemühte sich nach Kräften, der Mutter nicht das schöne Fest in Galle zu verwandeln.
    Als Otto Heinrich in die Halle trat, kam ihm der Vater ernst entgegen. Sie drückten sich die Hand, sahen sich stumm an und nickten sich zu. Es war ein stiller Schwur, zu schweigen und das harte Los mit Stärke und Geduld zu tragen.
    Am ersten Tag des Festes, dem abends die Bescherung vorausging und das Glück der kleinen Anna Luise bis zum Bersten füllte, kamen die Gäste ins Haus.
    Es waren nur noch wenige. Verfemt, geächtet lag das breit hingelagerte Marienbad im Schnee, und die sonst gastoffenen Türen klapperten nur selten hinter den Mänteln der spärlichen Besucher.
    Freiherr von Maltitz kam und gratulierte.
    Und Herr von Seditz.
    Der Baron von Puttkammer.
    Der Ritter von Bruneck.
    Und der Maler Caspar David Friedrich.
    Der letzte Romantiker. Der Rhapsode des Mondscheins. Der Mystiker des Gefühls – Sucher im Dunkel.
    Der Maler C.D. Friedrich, der Freund, der den Münzmarschall nach Rügen begleitete und dort seine berühmten 36 Bilder malte. Der letzte Große, der die Treue hielt, weil er wußte, wie verschlungen die Wege der Wahrheit sind, verschlungen wie die Mischung der Farben, ehe sie den richtigen Glanz erzeugen.
    Der stämmige Münzmarschall saß in seinem Sessel am knisternden Kamin und überblickte die kleine Gesellschaft.
    »Fünf Gäste«, sagte er gedehnt. »Im vorigen Jahr waren es fast fünfzig!«
    »Wieviel du ihnen warst, erkennst du erst heute«, erwiderte Friedrich und nippte an einem Glase voll dampfenden Punsches. »Die Freunde des Glücks sind die Feinde des Unrechts.«
    »Die Welt ist schlecht«, sagte der Münzmarschall und starrte in die Flammen.
    »Die Welt ist schön«, erwiderte langsam von Maltitz. »Nur die Menschen sind es, die sie zur Hölle machen.«
    »Und selbst die Hölle ist schön …«, Herr von Seditz räkelte sich in seinem Sessel. »Sie trennt die Schlacke von dem edlen Metall.«
    Dann schwiegen sie und tranken den dampfenden Punsch.
    Sie spielten Schach und rauchten holländischen Tabak. Das Dorchen – wie der Hausherr seine Gattin nannte – brachte kurz vor Mitternacht noch Tee, Gebäck und eine Flasche, die man stürmisch feierte und mit lautem Vivat begrüßte.
    Tokaier war es, blutrot, dick wie Serum, ölig, schimmernd im Glas wie dunkelster Rubin.
    Von Maltitz schnalzte mit der Zunge. Er zog den Propfen aus der Flasche, daß es knallte.
    Dann

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