Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
York City eine sowjetische Geheimoperation im Gange war. Doch das FBI war nicht in der Lage, den Besitzer der Münze ausfindig zu machen oder die Nachricht zu entschlüsseln. 153 Das Geheimnis blieb also ungelüftet, bis Häyhänen 1957 in Paris überlief und verriet, dass Rudolph Ivanovich Abel über diese Münze verschlüsselte Instruktionen aus Moskau erhalten hatte. Eine Durchsuchung von Häyhänens Wohnung forderte eine weitere Spionagemünze ähnlicher Machart zutage - eine Finnmark-Münze aus seiner Heimat. Sie war ebenfalls ausgehöhlt und hatte ein kleines Loch im ersten »a« des Wortes Tasavalta (dt. »Republik«), das auf der Rückseite aufgeprägt war. Abel wurde 1957 wegen Spionage verurteilt und saß fünf von den dreißig Jahren seiner Haftstrafe ab, bevor er 1962 gegen den CIA-Piloten Gary Powers getauscht wurde. 154
Während sich Münzen einerseits gut als Verstecke eigneten, waren sie andererseits auch leicht zu verlieren. Sie waren ldein, konnten nur zu schnell herunterfallen oder versehentlich ausgegeben werden oder zwischen anderen Münzen verschwinden. In den frühen 50er Jahren verlor ein anderer russischer »Illegaler«, Valerij Mikhailovich Makayev, eine hohle Schweizer Münze, die Instruktionen auf Mikrofilm enthielt, als er vom Heimaturlaub in Moskau auf seinen Posten zurückkehrte. Das KGB rief ihn zurück in die Sowjetunion und seine Karriere war beendet. 155 Es ist nicht bekannt, ob die Münze jemals gefunden wurde - vielleicht ist sie heute noch in Umlauf.
Während des Kalten Krieges wurden solche Münzen von den Geheimdiensten in der Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Ostdeutschland und Ungarn benutzt. Der ostdeutsche Geheimdienst HVA produzierte Münzen mit drei verschiedenen Mechanismen zum Offnen, doch jede sah von außen völlig normal aus. Eine Münze z. B. hatte ein Loch, in das man eine Nadelspitze oder ein ähnliches Werkzeug einführen musste, um die Münzenhälften voneinander zu trennen (die sogenannte pinhole coin). Bei einer anderen Konstruktion (»screw-top coin« genannt) konnte man eine Hälfte der Münze abschrauben. Der Rand der Münze war wie eine Fassung, in die eine exakte - nur im Durchmesser etwas kleinere - Reproduktion der Münzoberfläche hineingeschraubt werden konnte. Die Teile passten perfekt ineinander und nur das geringere Gewicht hätte vielleicht verraten können, dass es sich nicht um eine ganz normale Münze handelte. 156 Indem man sie auf die Handfläche legte und den Daumen der anderen Hand benutzte, um die Münzoberfläche abzuschrauben, konnte man sie öffnen. Bei wieder einer anderen Konstruktion (»bang-ring coin« genannt) schien ebenfalls alles unverändert, doch mit einem speziell angefertigten Ring könnte der Agent die Münze öffnen. 157
1966 schickte das KGB Major Yuri Nikolaevich Loginov, der sich als kanadischer Geschäftsmann litauischer Herkunft ausgab, nach Südafrika. Loginov begann seine Geschäftstätigkeit und schmiedete Pläne für seine Immigration in die Vereinigten Staaten. Er trug eine kleine Münze bei sich, in der ein winziges Stück Mikrofilm versteckt war, das seinen persönlichen Geheimcode, eine Liste von Senderfrequenzen, Anrufsignalen und einen Abhörplan enthielt sowie eine Zusammenfassung von Instruktionen für Treffen mit anderen KGB-Agenten. 158 Das betreffende Geldstück, eine indische Rupie, war in der Werkstatt des OTU, der operativen Technikabteilung des KGB in Mos-
Diese Münze, in der man geheime Botschaften schmuggeln konnte, wurde von den Autoren nach der Vorlage einer Souvenirmünze gebaut. Auf den Inhalt der Aussparung verschafft man sich Zugriff, indem man den inneren Teil der Münzoberfläche abschraubt.
kau, angefertigt worden. 159 Im Grunde waren es zwei Zwei-Rupien-Münzen, die zu einer zusammengesetzt wurden. Wenn man die beiden Hälften zusammendrückte, schien die Münze völlig unverändert, eine beinahe perfekte Illusion. In Design und Konstruktion war sie identisch mit dem hohlen Fünf-Cent-Stück, das das FBI in den 50er Jahren untersucht hatte. Man musste sie jedoch durch präzise Manipulation mit einer Nadel öffnen, was ein wenig Zeit in Anspruch nehmen konnte. Die Rupie der russischen Spionage erfüllte ihren Zweck einwandfrei, doch für den Auftritt eines Zauberkünstlers wäre sie nicht geeignet gewesen, weil sie nicht rasch genug zu öffnen war.
Andere Geheimdienste stellten ebenfalls Münzen her, die man für Aufbewahrung und Transport geheimer Materialien und
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