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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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Karatekämpfer das Fürchten gelehrt hätte, bäumte er sich auf, um das Jäckchen auf die schon beschriebene nichtanatomische Art zu erwischen.
    Es gelang. Als sein Körper in dem winzigen Augenblick, der zwischen Aufwärtsbewegung und Absturz lag, scheinbar schwerelos auf dem Scheitelpunkt seiner Umlaufbahn verharrte, packte Brennecke zu. Er krallte seine Fingernägel in den Jackenkragen und zerrte das Fräckchen beim Rückflug zu seinem Startplatz mit nach vorn. Der Sitz des Golf umfing seine gemarterte Wirbelsäule wie ein tröstendes Weib den Geliebten. In den Augen des Kriminalmeisters leuchtete der Stolz des Siegers.
    Was er nicht mehr sah, entdeckte Lohkamp. Auf dem sonst leeren Rücksitz schimmerte ein metallener Gegenstand, dessen Kaufpreis zur Zeit der Handlung bei etwa eintausenddreihundertundsiebenundvierzig Mark lag. Eine 9 mm-Pistole vom Typ SIG-Sauer, besser bekannt unter dem Kürzel P 6 – Brenneckes Dienstwaffe.
    Der Schupo reagierte als Erster. Er riss seine eigene Kanone aus dem Holster und richtete sie auf das Wageninnere: »Raus! Alle beide! – Vorsicht, Kalla, die sind bewaffnet!«
    Kalla – das war der Kantige, der sie in dieses Nadelöhr von Parkplatzeinfahrt gelotst hatte. Er ließ seine Haltekelle fallen und trabte heran. Im Laufen nestelte er an seinem Koppel, um auch zu ziehen. Er machte das nicht einmal ungeschickt, sondern nur eine Spur zu langsam. Im Ernstfall wäre seine sündige Seele dreimal schneller im Kochtopf gewesen als die Waffe im Anschlag.
    Der andere kam aber auch allein zurecht. Er dirigierte die Kripo-Männer neben den Golf, wo sie jene schöne Turnübung absolvierten, die in keinem Krimi fehlen darf: Handballen an die Dachkante, Arme vor und die Beine so weit nach hinten, dass jedes Niesen mit einem Kopfstoß gegen die Außenwand des Fahrzeugs enden muss. Er versäumte es auch nicht, mit dem Außenrist seiner Schuhe so lange gegen die Innenknöchel der beiden Gangster zu treten, bis ihre Beine meterweit gespreizt waren. In welchem Western er das schon einmal gesehen hatte, fiel Lohkamp in der Hektik nicht ein.
    Als die Verbrecher endlich wehrlos in der Schwebe hingen, baute er sich, wie Lohkamp aus den Augenwinkeln mitbekam, in sicherem Abstand auf und gab Kante einen Wink mit der Pistole: »Filzen!«
    Der andere verstaute sein Schießgerät – was ihm entschieden besser gelang als das Auswickeln – und trat hinter die Terroristen, um sie nach versteckten Waffen abzutasten.
    Schon nach rund drei Minuten kam ihm der Verdacht, dass bei dem langen Brennecke nichts mehr zu holen war, und er begann, an Lohkamp herumzufummeln. Dessen Pistole steckte wie immer in einem Gürtelholster, das im Augenblick lediglich durch die herabhängenden Jackenschöße verdeckt war.
    So viel Heimtücke, die Waffe fast offen zu tragen, hatte Kante nicht vermutet. Erst nach langem Kramen unter der Achseln und in den Hosenbeinen des Delinquenten gelang es ihm, die P 6 zu finden. Er bekam sie heraus, ohne dass sich ein einziger Schuss dabei löste.
    »Hören Sie«, begann Lohkamp, »ich glaube …«
    »Schnauze!«, schrie der Chef der beiden Wegelagerer.
    »Wir sind …«
    »Halt bloß die Fresse!«, drohte Kante. Mit zwei Ballermännern fühlte er sich merklich mutiger. Lohkamp aber begann ganz gegen seinen Willen darüber nachzudenken, wann er zum letzten Mal außerdienstlich eine Kirche betreten hatte. Als es ihm einfiel, brach ihm der Schweiß aus.
    »Kalla«, brüllte der Boss des Todeskommandos, »ich rufe jetzt Verstärkung. Wenn sich einer rührt, verpass ihm eine Spritze in den Meniskus.«
    »Ihr habt’s gehört«, übersetzte Kante. »Wer sich bewegt, wird kastriert!«
    Ein paar Sekunden lang schwiegen alle. Ein Lastzug keuchte den Berg hoch, zwei flotte Porsches donnerten talwärts. Und irgendwo saß ein Mörder und lachte.
    Der Dicke mit der Igelfrisur schaltete den Piker ein, verwechselte aber die Tasten: Das Knacken in der Elektrik kam live über den Außenlautsprecher des Passat.
    » Ennepe 14/24 an alle«, brüllte er und löste bei den Krähen auf dem Katzenstein eine mittlere Panik aus. Nach einem mustergültigen Alarmstart düsten sie in Richtung Bochum.
    »Gustav, nimm den oberen Knopf!«, schrie Kante. Der andere folgte dem Rat, war aber auch ohne Verstärker noch makellos zu verstehen.
    » Ennepe 14/24 an alle!«, versuchte er es erneut.
    »Eigener Standort: L 924, Parkplatz Katzenstein. Zwei Bewaffnete festgenommen. Erbitten Hilfe beim Abtransport. Ich wiederhole

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