Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Mein Mann leidet seit langen Jahren an Epilepsie und ist nun wegen dieser Krankheit vorzeitig pensioniert worden. Die Krankheit zeigt sich nur manchmal und dann fällt er hin, aber meistens fühlt er vorher, wann ein Anfall kommt und bleibt zu Hause, aber manchmal kommt es auch überraschend und dann kann alles mögliche passieren. Er bekommt Medikamente von seinem Arzt und ich weiß ja nach all diesen Jahren, in denen wir verheiratet waren, wie ich ihn betreuen muß. Jetzt muß ich berichten, daß es eine Sache gibt, die mein Mann niemals tut und nie in seinem Leben getan hat: das ist das Trinken von Alkohol. Er würde lieber sterben, als an einem Glas Schnaps auch nur zu nippen.
    Ich möchte eine Sache anzeigen, die meinem Mann passiert ist, als er am Sonntag auf dem Weg von der U-Bahn nach Hause war. Zuerst war er im Stadion bei einem Fußballspiel gewesen. Als er dann in der U-Bahn saß, merkte er, daß er einen Anfall kriegen würde und beeilte sich nach Hause zu kommen, aber er schaffte es dann nicht. Das Nächste, woran er sich erinnern kann, ist, daß er auf einem Bett im Gefängnis liegt. Es geht ihm jetzt besser, aber er braucht seine Medizin und will nach Hause zu mir, seiner Frau, gehen. Mehrere Stunden mußte er da in der Zelle bleiben bis die Polizisten ihn herauslassen, denn die dachten die ganze Zeit, er wäre betrunken, was er absolut nicht war, denn ertrinkt ja nie Alkohol. Als sie die Tür aufgeschlossen haben, durfte er direkt zum Kommissar kommen und erzählt dem, daß erkrank ist und nicht betrunken, aber der Kommissar hat kein Verständnis und sagt, daß mein Mann lügt und in Zukunft nüchtern bleiben soll und daß er die Nase voll hat von besoffenen Ausländern, zu denen mein Mann ja gehört. Er kann ja nichts dafür, daß er so schlecht schwedisch spricht. Mein Mann hat dem Kommissar gesagt, daß er niemals Schnaps trinkt und ob der Kommissar das nun mißverstanden hat oder was sonst war, jedenfalls wurde er böse und schlägt meinen Mann und der fällt auf die Erde. Und dann wirft er ihn aus dem Zimmer. Danach durfte mein Mann nach Hause gehen und ich war ja furchtbar unruhig den ganzen Abend und hdb alle Krankenhäuser angerufen, aber ich hab ja nicht geahnt, daß die Polizei einen kranken Mann festnimmt und ihn ins Gefängnis steckt und ihn dann schlägt, so als ob er der schlimmste Verbrecher ist.
    Nun hat meine verheiratete Tochter gesagt, daß man so was bei Ihnen an zeigen kann. Als mein Mann nach Hause kam, war die Uhr nach zwölf und das Fußballspiel hat schon um sieben aufgebort.
    Hochachtungsvoll Ester Nagy Dienstvermerk: Der in der Anzeige bezeichnete Kommissar Stig Oscar Nyman sagt aus, daß er sich erinnern kann, daß der Mann gut behandelt worden ist und so schnell wie möglich nach Hause geschickt wurde. Die diensthabenden Konstapel Lars Ivar Jvarsson undSten Homgren, die Nagy zu Hilfe gekommen sind, sagen aus, daß dieser den Eindruck erweckt habe, entweder total betrunken zu sein oder unter Rauschgifteinwirkung zu stehen. Keine Maßnahmen.
    Die letzte Eingabe schien die interessanteste von allen zu sein, denn sie war von einem Polizeibeamten geschrieben worden.
    An den Justizombudsmann des Reichtages, Västra Trädgardsgatan 4, Box 16.327; Stockholm 16.
    Hiermit möchte ich ergebenst darum ersuchen, meine Anzeigen vom i. 9.1961 und 31.12.1962, betreffs der von Polizeikommissar Stig Oscar Nyman und Konstapel Palmon Harald Hult begangenen Dienstvergehen, erneut zu prüfen und bearbeiten zu lassen.
    Hochachtungsvoll Ake Reinhold Eriksson, Konstapel.
    »Ach der«, sagte Rönn leise vor sich hin, bevor er sich daran machte, den Kommentar zu lesen, der ausnahmsweise länger war als das Gesuch selbst.
    Unter Berücksichtigung der Genauigkeit, mit der die oben genannten Eingaben bereits bearbeitet worden sind, sowie unter Hinweis auf die lange Zeit, die seit den betreffenden Vorkommnissen und den angeführten Zwischenfällen vergangen ist, und die große Menge der Anzeigen, die der Bittsteller in den letzten Jahren eingereicht hat, sehe ich keine Veranlassung für eine erneute Untersuchung, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, daß meines Wissens nach keine neuen Fakten oder Beweise vorliegen, welche die Behauptungen und Angaben des Beschwerdeführers bestätigen. Aus diesem Grund halte ich es daher für angemessen, die Eingabe des Bittstellers unberücksichtigt zu lassen und keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.
    Rönn schüttelte heftig den Kopf und überlegte einen Moment,

Weitere Kostenlose Bücher