Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
vom Tagesheim abzuholen. Als ich zwei Straßen weit gekommen war, hielt ein Polizeiauto an, zwei Polizisten stiegen aus und zerrten mich auf den Rücksitz. Ich fühlte mich von der Medizin etwas unsicher, vielleicht war ich auf der Straße ein wenig ins Wanken gekommen, denn aus den höhnischen Worten der Polizi sten konnte ich entnehmen, daß sie mich für betrunken hielten. Ich versuchte ihnen klarzumachen, warum ich in diesem Zustand war und daß ich mein Kind abholen mußte, aber sie verhöhnten mich nur.
    Auf der Polizeiwache wurde ich zu ihrem Vorgesetzten geführt, der mich aber auch nicht anhören wollte, sondern den anderen den Befehl gab, mich in eine Zelle zu bringen, damit ich meinen Rausch ausschlafen könnte In der Zelle des Polizeihauses befand sich ein Klingelknopf; ich habe mehrmals geläutet, ohne daß jemand gekommen ist. Ich rief und schrie, daß sich einer um mein Kind kümmern muß, aber niemand hat mich beachtet. Die Kindertagesstätte schließt um 18 Uhr, undwenn man um diese Zeit sein Kind nicht abgeholt hat, wird das Personal natürlich unruhig. Die Uhr war 17.30, als ich eingesperrt wurde.
    Ich versuchte, mich bemerkbar zu machen, damit mir jemand erlauben sollte, das Tagesheim anzurufen und dafür zu sorgen, daß sich dort einer um mein Kind kümmert. Ich war deswegen sehr aufgeregt.
    Erst um 22 Uhr wurde ich herausgelassen und war natürlich völlig mit den Nerven runter vor Unruhe und Verzweiflung. Ich habe mich noch nicht erholt und bin jetzt krank geschrieben.
    Die Frau, von der dieser Brief stammte, hatte ihre eigene und die Adressen ihres Arbeitgebers, der Kindertagesstätte, des Arztes und der Polizeiwache, zu der sie gebracht worden war, beigefügt. Der Vermerk auf der Rückseite des Briefes lautete:
    Die erwähnten Pohzeibeamten sind Hans Svensson und Göran Broström. Beide sagen aus, daß sie in gutem Glauben gehandelt haben, da die Frau den Eindruck gemacht habe, als ob sie betrunken gewesen sei. Polizeikommissar Nyman bestätigt, daß die Frau so berauscht war, daß sie sich nicht `verständlich machen konnte. Keine Maßnahmen.
    Rönn legte den Brief zur Seite und seufzte. Ihm fiel ein Interview mit Rikspolischefen ein, in dem er gelesen hatte, daß von 742 Anzeigen an den Justizombudsmann, die in einer Periode von drei Jahren zum Stichwort »Übergriffe der Polizei« eingegangen waren, nur eine an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden war.
    Man muß sich wirklich fragen, was damit bewiesen werden soll, dachte Rönn.
    Daß so etwas von Rikspolischefen an die Öffentlichkeit gegeben wurde, machte wieder einmal deutlich, was man von dessen Geistesgaben zu halten hatte.
    Der nächste Brief war kürzer und mit Bleistift in Blockschrift auf ein liniertes Blatt geschrieben, das aus einem Spiralblock stammte.
    Geehrter Justizombudsmann, Freitag war ich blau und das ist nichts besonderes denn das bin ich öfter schon gewesen und wenn die Polizei mich erwischt hat, durfte ich mich auf der Wache schlafen legen. Ich bin ein friedlicher Mensch und mach deswegen keinen Krach. Diesen Freitag haben sie mich wieder erwischt und ich hab geglaubt ich könnte wie gewöhnlich in der Zelle pennen, aber da, hab ich mich gewaltig geirrt denn ein Polizist den ich da schon öfter gesehen habe kam rein und fing an mich zu schlagen. Ich war verblüfft denn ich hatte doch nichts getan und der Polizist fluchte und schrie mich an dabei ist der wohl Chefin dem Revier und er hat mich geprügelt und so. Jetzt will ich diesen Polizeichef anzeigen damit er sowas das nächste Mal nicht wieder macht. Er ist groß und breit und hat goldene Ränder an der Jacke. Hochachtungsvoll Joel Johansson.
    Dienstvermerk: Der Beschwerdeführer ist im betreffenden Revier bekannt, da er unzählige Male gegen die Alkoholgesetze verstoßen hat. Der erwähnte Polizist müßte Pohzeikommissar Stig Nyman sein. Er sagt aus, daß er den Beschwerdeführer niemals gesehen bat, den Mann jedoch dem Namen nach kennt. Kommissar Nyman hält es für ausgeschlossen, daß er oder ein anderer den Beschwerdeführer mißhandelt hat. Keine Maßnahmen.
    Rönn machte sich auf seinem Block Notizen und hoffte, daß er seine eigene Schrift wieder würde entziffern können. Bevor er sich in die beiden letzten Anzeigen vertiefte, nahm er seine Brille ab und rieb sich die schmerzenden Augen. Er blinzelte ein paarmal und las:
    Mein Mann ist in Ungarn geboren und schreibt nicht gut schwedisch, deshalb setze ich, seine Ehefrau, dies hier für ihn auf.

Weitere Kostenlose Bücher