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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ob er richtig gelesen hatte. Wahrscheinlich nicht. Die Unterschrift war jedenfalls völlig unleserlich, und außerdem kannte er den Konstapel Eriksson flüchtig.
    Die Buchstaben schienen immer mehr zu zerfließen und sich unter seinem Blick zu drehen, und als die Frau einen weiteren Aktenstapel neben seinen rechten Ellbogen legte, machte er eine abwehrende Bewegung.
    »Soll ich die ganz alten auch noch holen?« fragte sie schnippisch. »Wollen Sie auch die über diesen Hult haben? Oder Ihre eigenen?«
    »Lieber nicht, vielen Dank. Mir reicht es, wenn ich mir von diesen die Namen aufschreibe. Danach können wir dann hier Schluß machen, alle beide.« Er blinzelte und kritzelte weiter in seinem Notizblock.
    »Ich kann Ullholms Anzeigen auch noch holen«, erwiderte die Frau bissig. »Wenn Sie unbedingt darauf bestehen.« Ullholm war Erster Polizeiassistent in Solna, der größte Querulant im ganzen Polizeikorps, außerdem hatte er unzählige Eingaben an alle denkbaren Behörden und Instanzen geschrieben.
    Rönn, der todmüde über die Tischplatte gebeugt saß, schüttelte mürrisch den Kopf.
    Auf dem Weg nach Sabbatsberg fiel Lennart Kollberg plötzlich ein, daß er die Anmeldegebühr für ein Korrespondenzschach-Turnier, an dem er gerne teilnehmen wollte, einzahlen mußte. Montag war der letzte Tag dafür, und deshalb stellte er den Wagen am Vasapark ab und ging ins Postamt hinein, das genau gegenüber Tennstopet liegt.
    Als er das Einzahlungsformular ausgefüllt hatte, stellte er sich an der Schlange vor einem der Schalter an und wartete darauf, daß er an die Reihe kam.
    Vor ihm stand ein Mann mit einem Ziegenfellmantel und einer Pelzmütze. Wie stets, wenn Kollberg irgendwo anstehen mußte, geriet er hinter einen Kunden, der mindestens ein Dutzend umständlicher Dinge zu erledigen hatte. Der Mann hatte einen dicken Stapel Postanweisungen, Nachnahmekarten und Luftpostsendungen in der Hand.
    Kollberg zuckte die kräftigen Achseln, seufzte und wartete. Plötzlich rutschte ein kleines Stück Papier aus dem Stapel seines Vordermannes und flatterte zu Boden. Eine Briefmarke. Kollberg bückte sich und hob sie auf Dann tippte er dem Mann auf die Schulter.
    »Sie haben dies hier verloren.« Der Angesprochene wandte den Kopf und blickte Kollberg mit braun» Augen an, in denen nacheinander Erstaunen, Erkennen und Ablehnung zu lesen waren.
    »Sie haben dies hier verloren«, wiederholte Kollberg.
    »Es ist doch nicht zu fassen«, entgegnete der Mann langsam, »man kann nicht mal `ne Briefmarke verlieren, ohne daß die Polizei gleich mit ihrem dreckigen Rüssel da ist.« Kollberg hielt ihm die Briefmarke hin.
    »Kannste behalten«, brummte der Mann und drehte sich um. Gleich danach hatte er seine Besorgungen beendet und ging hinaus, ohne Üollberg auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Der kleine Vorfall verblüffte Kollberg. Vermutlich war es eine Art Jux gewesen, aber auf der anderen Seite hatte der Mann nicht den Eindruck gemacht, als ob er zu Scherzen aufgelegt sei.
    Da Kollberg ein schlechtes Personengedächtnis hatte, sich außerdem selten erinnern konnte, wann und wo er Gesichtern einmal begegnet war, war es für ihn nichts Ungewöhnliches, daß der andere ihn erkannt hatte, während er nicht die geringste Ahnung hatte, mit wem er gerade gesprochen hatte. Er erledigte seine Einzahlung.
    Dann prüfte er mißtrauisch die Briefmarke. Sie sah recht hübsch aus; das Bild stellte einen Vogel dar. Die Marke gehörte zu einer gerade erst neu erschienenen Serie, und wenn er es richtig verstanden hatte, garantierte die Post, daß Sendungen, die mit diesen Motiven frankiert waren, noch langsamer als sonst befördert wurden. Eine Spitzfindigkeit, die typisch für die Postbehörden war.
    Na ja, dachte Kollberg, die Post arbeitet jedenfalls gut und man soll nicht immer an ihr herumnörgeln, jetzt wo sie sich offenbar von den Folgen des vor einigen Jahren eingeführten Postleitzahlensystems erholt hatte.
    Immer noch in Gedanken an die Zufälligkeiten des Lebens machte er sich auf den Weg zum Krankenhaus.
    Das Gebäude, in dem der Mann ermordet worden war, war sorgfältig abgesperrt und in Nymans Zimmer nichts verändert worden.
    Allerdings war Gunvald Larsson da.
    Kollberg und Gunvald Larsson verstanden sich nicht besonders gut. Gunvald Larssons Freunde konnte man übrigens am Zeigefinger einer Hand abzählen und auch ohne Schwierigkeit beim Namen nennen:
    Rönn.
    Die Aussicht, daß sie gezwungen waren, bei der Klärung dieses Falles

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