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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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theoretisch in dieser Zeit vierzehnmal die Hundert-Meter-Strecke. Und das ist `ne ganze Menge.
    Zwei Polizisten beschossen, der eine mit Sicherheit schon tot. Wahrscheinlich auch der andere. Gunvald Larsson fünf Millimeter am Tode vorbei, er selbst eine knappe Handbreit.
    Außerdem der Junge mit der moosgrünen Steppjacke. Das ist auch `ne ganze Menge. Lennart Kollberg blickte auf seine eigene Uhr. Die zeigte schon zwanzig Minuten nach.
    Er war in manchen Dingen ein Perfektionist, aber immer ließ sich das nicht aufrechterhalten. Andererseits war es eine russische Uhr, Marke Exacta, und er hatte 63 Kronen dafür bezahlt. Über drei Jahre lang war sie richtig gegangen, und wenn er nur das Uhrwerk in regelmäßigen Abständen aufzog und sie nachstellte, würde sie noch eine Weile taugen. Gunvald Larssons Uhr hatte 1500 gekostet.
    Kollberg hob die Hände, sah sie sich an, formte damit einen Trichter vor dem Mund und brüllte: »Hallo! Hallo! Alle, die mich hören: Hier wird scharf geschossen! Gehen Sie in Deckung!« Er holte tief Luft und wiederholte: »Hallo! Hallo! Hier spricht die Polizei! Es wird scharf geschossen! Gehen Sie in Deckung!« Gunvald Larsson drehte sich nach ihm um und betrachtete ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck in den porzellanblauen Augen.
    Dann sah sich Gunvald Larsson die Tür an, die in das Institutsgebäude hineinführte. Sie war um diese Zeit an einem Sonnabend natürlich verschlossen. Das ganze große Haus war mit Sicherheit leer. Er schob sich an der Tür entlang und legte sich mit übermenschlicher Kraft dagegen.
    Es schien ein beinahe unmögliches Unterfangen, aber er schaffte es tatsächlich. Kollberg folgte ihm ins Haus hinein. Die nächste Tür war aus Glas und nicht abgeschlossen, doch er drückte sie ebenfalls ein. Splitter flogen umher. Sie fanden ein Telefon.
    Gunvald Larsson hob den Hörer ab, wählte 90-000 und ließ sich die Alarmzentrale der Polizei geben.
    »Hier Gunvald Larsson. Im Gebäude Dalagatan 34 befindet sich ein Wahnsinniger, der vom Dach oder der obersten Etage aus mit einem Schnellfeuergewehr schießt. Im Brunnen vor dem Eastman-Institut liegen zwei tote Polizisten. Alarm durchgeben an alle Reviere der Innenstadt. Dalagatan absperren und Västmannagatan von Norra Bantorget bis Karlbergsvägen und Odengatan von Odenplan bis S:t Eriksplan. Außerdem alle Querstraßen in diesem Bereich. Nach Westen von Västmannagatan und in südlicher Richtung von Karlbergsvägen. Habt ihr verstanden? Was? Vorgesetzte Stellen informieren? Na klar, gebt das weiter an alle! Moment noch. Schickt keine Streifenwagen zu der Adresse. Und kein uniformiertes Personal. Treffpunkt…« Er senkte den Hörer und runzelte die Stirn.
    »Odenplan«, half Kollberg.
    »Genau, Odenplan ist richtig. Wie bitte? Ich bin im Haus des Eastman-Instituts. In einigen Minuten geh ich rüber und versuch, ihn mir zu schnappen.« Er warf den Hörer auf die Gabel und ging zum nächsten Wasserhahn. Feuchtete ein Handtuch an und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Nahm noch ein Handtuch und wickelte es um seinen Kopf. Beinahe sofort sickerte es rot durch den provisorischen Verband.
    Dann knöpfte er den Ziegenfellmantel und das Jackett auf. Zog seine Pistole, die er mit einer Klammer an der rechten Hüfte befestigt trug. Er blickte finster auf die Waffe, dann auf Kollberg und fragte: »Was hast du für `n Schießeisen?« Kollberg schüttelte den Kopf.
    »Ach so, ja. Du bist ja so `ne Art Pazifist.« Seine Pistole war ungewöhnlich wie alle seine persönlichen Besitztümer. Eine Smith & Wessen 38 Master, die er sich angeschafft hatte, weil er die Standardwaffe der schwedischen Polizei, die Walther 7,65, nicht mochte.
    »Weißt du was«, sagte Gunvald Larsson, »ich habe dich schon immer für einen verdammten Idioten gehalten.« Kollberg nickte. »Hast du dir überlegt, wie wir über die Straße kommen sollen?« fragte er nur. Das Haus in Segeltorp konnte man kaum als ansehnlich bezeichnen. Ein Einfamilienhaus aus Holz, das, der Bauweise nach zu urteilen, vor mehr als einem halben Jahrhundert als Sommerhaus errichtet worden war. Die ursprüngliche Farbe war an einigen Stellen bis auf das Holz abgeplatzt, aber man konnte immer noch sehen, daß das Haus vor langer Zeit einmal hellgelb gewesen war mit weißen Eckbalken und Fensterrahmen. Der Zaun, der das im Vergleich zum Haus relativ große Grundstück umgab, war vor nicht allzu langen Jahren dunkelrot gestrichen worden, ebenso das Treppengeländer, die Haustür und

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