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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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das Geländer einer kleinen Veranda. Das Haus stand ziemlich weit von der Straße zurück, und da das Tor offen war, fuhr Rönn die steile Auffahrt hinauf bis an die Rückseite des Hauses.
    Martin Beck stieg aus, atmete mehrmals tief durch und sah sich um. Ihm war etwas übel, wie häufig nach Autofahrten.
    Das Grundstück war verwildert und voller Gestrüpp. Ein halb zugewachsener Gartenweg führte zu einer alten, verrosteten Sonnenuhr, die feierlich und nutzlos auf einem von hohen Büschen umgebenen Zementsockel stand.
    Rönn schlug die Wagentür zu und sagte: »So langsam habe ich Hunger. Meinst du, daß wir uns `ne kleine Pause gönnen können, wenn wir hier fertig sind?« Martin Beck sah auf seine Uhr. Rönn aß normalerweise um diese Zeit zu Mittag, es war schon zehn nach zwölf. Er selbst legte keinen Wert auf regelmäßige Mahlzeiten und unterbrach seine Arbeit deswegen nicht. Seine Hauptmahlzeit aß er am liebsten abends in aller Ruhe. »Na klar«, antwortete er. »Komm, gehen wir hinein.« Sie gingen um die Ecke, die Treppe hinauf und klopften an die Tür. Ein Mann in den Siebzigern öffnete sofort. »Treten Sie ein.« Dann schwieg er und sah neugierig zu, wie sie ihre Mäntel in dem kleinen, engen Flur auszogen.
    »Treten Sie ein«, sagte er noch einmal und wich zur Seite, um ihnen Platz zu machen.
    Am anderen Ende des Flurs befanden sich zwei Türöffnungen. Durch die eine kam man in eine kleine Diele, von der aus eine Treppe ins Obergeschoß oder auf den Dachboden führte. Durch die andere gelangte man ins Wohnzimmer. Die Luft darin war muffig und feucht, und im Raum herrschte ein Halbdunkel, da die hohen Blattpflanzen auf den Fensterbrettern mit ihren schlangenartigen Ranken nur wenig Tageslicht hindurchließen.
    »Setzen Sie sich doch«, bat der Mann. »Meine Frau kommt gleich mit dem Kaffee.« Den größten Teil des Zimmers nahm eine rustikale Sitzgruppe ein, ein Sofa mit steiler Lehne aus Fichtenholz mit gestreiften Sitzkissen und vier Stühle in der gleichen Art um einen großen Tisch mit massiver und schön gemaserter Holzplatte. Martin Beck und Rönn setzten sich jeder in eine Ecke des Sofas. In der hinteren Ecke des Raums befand sich eine halboffene Tür, durch die sie ein verschrammtes Mahagonibett und einen Kleiderschrank mit ovalen Spiegeln an den Türen sehen konnten. Der Mann ging hin und schloß die Tür, ehe er sich auf einen der Stühle auf der anderen Seite des Tischs setzte.
    Er war mager und ging gebeugt, und die Haut in seinem Gesicht und auf dem kahlen Schädel war grau und mit hellbraunen Altersflecken bedeckt. Über dem grau und schwarz-karierten Hemd trug er eine handgestrickte Jacke.
    »Ich hab grad, als wir den Wagen hörten, zu meiner Frau gesagt, wie schnell Sie es geschafft haben. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Weg am Telefon richtig beschrieben hatte.«
    »Es war nicht schwer herzufinden«, bemerkte Rönn.
    »Die Herren sind ja auch von der Polizei, Sie finden sich wohl überall zurecht in der Stadt und in den Außenbezirken. Äke hat durch seine Arbeit bei der Polizei die Stadt auch sehr gut kennengelernt.« Er nahm eine zerdrückte Packung John Silver aus der Tasche und reichte sie über den Tisch.
    Sowohl Martin Beck als auch Rönn schüttelten den Kopf.
    »Sie wollen mit uns über Äke sprechen. Wie ich schon am Telefon gesagt habe, weiß ich nicht, wann er von hier weggefahren ist; Mutter und ich waren der Meinung, er würde hier übernachten, aber er ist dann doch wohl nach Hause gefahren. Manchmal übernachtet er nämlich hier. Heute hat er Geburtstag, da haben wir geglaubt, er würde hier bleiben, dann hätten wir ihm Kaffee ans Bett gebracht.«
    »Hat er ein Auto?« fragte Rönn.
    »Ja, einen Volkswagen. Ah, da kommt Mutter mit dem Kaffee.« Er stand auf, als seine Frau aus der Küche kam. Sie trug ein Tablett, das sie auf dem Tisch abstellte. Dann wischte sie sich die Handflächen am Rock ab und gab den beiden Besuchern die Hand.
    »Fru Eriksson«, murmelte sie, als sie aufstanden und ihre Namen sagten.
    Sie goß Kaffee ein und stellte das Tablett neben sich auf den Fußboden, bevor sie sich neben ihren Mann setzte und die Hände auf die Knie legte. Sie schien gleichaltrig mit ihm zu sein, das Haar war silbrigweiß, und sie hatte sich eine harte Dauerwelle mit kleinen, festen Locken machen lassen. Aber ihr rundes Gesicht war beinahe faltenlos, und die rote Farbe auf ihren Wangen schien echt zu sein. Sie starrte auf ihre Hände. Nur einmal warf sie Martin Beck

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