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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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klingelte mit dem Kleingeld in seiner Tasche.
    »Wieviel?« fragte Röven skeptisch.
    Kristiansson nahm heraus, was er an Wechselgeld beim Einkauf auf seinen Zehner zurückbekommen hatte, warf einen Blick darauf und antwortete: »Sechsfünfzig, mindestens.«
    »Das ist Bestechung«, lamentierte der Festgenommene.
    Weder Kristiansson noch Kvant waren sich über die juristische Seite des Falles völlig im klaren. Hätte er ihnen Geld angeboten, wäre es einwandfrei versuchte Beamtenbestechung gewesen. Aber hier war es ja umgekehrt.
    »Außerdem reichen Sechsfünfzig nicht. Ich brauch das Geld für eine Flasche Südwein.« Kvant zog seine Brieftasche hervor und legte einen Zehn-Kronen-Schein hin. Röven griff sofort zu.
    »Fahrt mich nach Systembolaget«, befahl er.
    »Nicht hier in Solna«, widersprach Kvant, »das Risiko ist uns nun wirklich nicht zuzumuten.«
    »Na, dann nach Sigtunagatan. Da kennen sie mich, und in Vasaparken hab ich ein paar Freunde zu sitzen, oben beim Pissoir.«
    »Wir können uns nicht leisten, ihn direkt vorm Schnapsladen abzusetzen«, wandte Kristiansson besorgt ein, als sie an der Post und Tennstopet vorbeifuhren und dann Dalagatan weiter in südlicher Richtung.
    »Ich biege hier in den Park ab«, schlug Kvant vor, »fahr `n Stück rein und schmeiß ihn raus.«
    »Ihr habt noch nicht für die Schweinepfoten geblecht«, beschwerte sich Röven.
    Sie schlugen trotzdem nicht zu. Beide waren ihm körperlich weit überlegen, und außerdem war es nicht ihre Art, Leute zu verprügeln; das taten sie nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ.
    Darüber hinaus war keiner von ihnen besonders diensteifrig. Kvant meldete zwar fast alles, was er sah und hörte, aber er war dafür bekannt, verschwindend wenig zu sehen oder zu hören. Kristiansson war ein ausgemachter Faulpelz; er versuchte alles zu vermeiden, was den Dienst erschweren und unnötigen Ärger bringen konnte.
    Kvant bog direkt am Eastman-Institut in den Park ein. Die Bäume und Sträucher waren kahl und die ganze Anlage öde und verlassen. Gleich bei der Einfahrt hielt er an.
    »Steig hier aus, Kalle. Ich fahr noch `n Stück weiter und setz ihn dann so unauffällig wie möglich ab. Wenn einer kommt, der Ärger machen könnte, dann gib mit der Trillerpfeife das übliche Signal.« Im Auto roch es wie gewöhnlich nach Fußschweiß, aber jetzt vor allen Dingen nach Fusel und den säuerlichen Kleidern des Festgenommenen.
    Kristiansson nickte und stieg aus. Die Zeitungen ließ er auf dem Rücksitz liegen, aber die Schweinepfote hatte er immer noch in der Hand.
    Der Wagen verschwand hinter ihm. Er ging die paar Schritte zurück zur Straße und sah sich um, entdeckte aber nichts Außergewöhnliches.
    Doch trotz seiner Bierruhe fühlte er sich irgendwie unruhig und wartete ungeduldig darauf, daß Kvant mit dem Auto zurückkam und sie sich so schnell wie möglich in die Sicherheit des eigenen Bezirks zurückbegeben konnten. Er würde sich damit abfinden müssen, bis zum Ende der Schicht Kvants schlechte Laune und das Gerede über seine Eheprobleme über sich ergehen zu lassen. Aber das kannte er schon. Er selbst mochte seine Frau gern, und sie verstand ja auch eine Menge vom Fußballtoto. Aber es lag ihm nicht, dauernd darüber zu reden.
    Kvant ließ auf sich warten. Entweder verhielt er sich sehr vorsichtig, um nicht gesehen zu werden, oder Röven hatte seine Forderung heraufgesetzt.
    Vor der Treppe des Eastman-Instituts befand sich ein freier Platz und in der Mitte ein runder, steinerner Brunnen oder was das nun vorstellen sollte. Auf der anderen Seite des Brunnens stand ein schwarzer Volkswagen geparkt, und zwar so offensichtlich gegen alle Vorschriften, daß nicht einmal ein so arbeitsscheuer Polizist wie er ihn übersehen konnte. Kristiansson dachte zwar nicht im Traum daran, etwas zu unternehmen, aber da er sich langweilte, ging er langsam um das kreisrunde Bassin herum. Er konnte ja wenigstens so tun, als ob er sich den Wagen ansah, dessen Besitzer sich offenbar einbildete, er könnte so wie auf dem Festland parken, und das mitten im Herzen der Hauptstadt von Schweden, dem Land, in dem fast alles verboten ist. Hingehen und sich einen geparkten Wagen ansehen ist außerdem eine Tätigkeit, die zu nichts verpflichtet.
    Das Prunkstück von Brunnen hatte einen Durchmesser von ungefähr vier Metern, und als Kristiansson drum herum gegangen war, meinte er für einen Monent den Reflex eines Sonnenstrahls in einem der Fenster ganz oben in dem

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