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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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eisernen Gelanderstreben, schwang sich die Treppenstufen hinauf, ohne sie überhaupt zu berühren und landete mit dem Kopf und der rechten Schulter in Gunvald Larssons Magengrube Dann atmete er tief ein, richtete sich auf und blieb dicht an die Wand gedruckt schräg hinter Gunvald Larsson stehen Der gab einen Grunzlaut von sich, wahrscheinlich vor Verblüffung oder weil er keine Luft mehr bekam.
    Kurze Zeit, fünf oder zehn Sekunden lang, geschah nichts Das war offenbar eine Feuerpause Der verletzte Polizist lag immer noch im Brunnen, und sein Kollege stand, mit der Pistole m der Hand, neben dem Streifenwagen und sah sich verblufft um Vermutlich hatte er Kollberg und Gunvald Larsson nicht bemerkt und begriff nicht, was vor sich ging Dann erblickte er endlich m acht Meter Entfernung seinen verwundeten Kameraden und setzte sich m Bewegung, immer noch mit ratlosem Gesicht und der Pistole m der Faust »Verdammt, wie kommen die beiden Schafskopfe hierher«, murmelte Gunvald Larsson Und m der nächsten Sekunde brüllte er »Kvant Halt In Deckung!« Wo denn, dachte Kollberg sofort.
    In der Nahe gab es nämlich keine Deckung.
    Gunvald Larsson schien das auch gemerkt zu haben, denn er sagte nichts mehr. Und dann geschah nichts weiter, als daß der blonde Konstapel zusammenzuckte, auf den Eingang starrte und dann weiterging Wahrschein lieh konnte er die beiden Manner, die im Schatten der Tür standen, nicht sehen.
    Ein roter Doppeldeckerbus fuhr auf Dalagatan m sudlicher Richtung vorbei Jemand schrie gellend um Hilfe.
    Der Konstapel hatte jetzt den Brunnen erreicht, kniete sich auf den Rand des Bassms und beugte sich über den Verletzten.
    An der Innenseite des Steinrandes befand sich ein Absatz, der vermutlich für Kinder gedacht war, die im Sommer dort saßen und mit nackten Fußen im Wasser planschten Die Lederjacke glänzte m der Sonne, als der Polizist seine Pistole auf den Absatz legte, um die Hände frei zu haben Sem breiter Rucken zeigte nach oben in den Himmel, und die beiden Gewehrgeschosse trafen ihn mit weniger als einer Sekunde Abstand, das erste m den Nacken und das zweite mitten zwischen die Schulterblätter.
    Kurt Kvant knickte, ohne einen Laut von sich zu geben, zusammen und fiel mit dem Oberkörper über seinen Kollegen Knstiansson sah noch die Wunde, die das erste Geschoß bei seinem Austritt zwischen dem Kehlkopf und dem Kragen aufriß, dann fühlte er das Gewicht von Kvants Korper über seinen Hüften und verlor vor Schmerz, Schreck und Blutverlust das Bewußtsein So lagen die beiden über Kreuz auf den Tannenzweigen, der eine ohnmachtig und der andere tot.
    »Verdammt«, fluchte Gunvald Larsson »Schöne Scheiße « Für Kollberg hatte die ganze Angelegenheit etwas Unwirkliches Er hatte darauf gewartet, daß etwas Außergewöhnliches passieren wurde Jetzt war es passiert, aber es kam ihm vor, als ob sich dies alles in einer anderen Welt abspielte und nicht dort, wo er selbst noch lebte und arbeitete.
    Wieder geschah etwas Ein kleiner blondgelockter Junge, mit moosgrüner Steppjacke, zweifarbig in verschiedenen Blautönen gemaserten Niethosen und grünen Gummistiefeln mit Reflexbändern, trat m das gepflasterte Quadrat und steuerte zögernd auf den Brunnen zu. Er konnte nicht alter als fünf Jahre sein.
    Kollberg fühlte ein Zucken in den Gliedern, die automatische Vorbereitung, aus dem Schutz der Tür hervorzusturzen und das Kind m seine Arme zu reißen Gunvald Larsson mußte das bemerkt haben, denn ohne den Blick von der makabren Szene zu wenden, legte er seine große, blutige Hand auf Kollbergs Brust und sagte:
    »Warte« Der Junge stand an der Stembrustung und starrte auf die über Kreuz hegenden Körper. Dann steckte der den linken Daumen in den Mund, hob die rechte Hand an das Ohrläppchen und fing an zu weinen.
    Stand einen Moment nur so da, mit leicht geneigtem Kopf, und die Tranen liefen ihm über die runden Wangen Dann drehte er sich hastig um und lief den gleichen Weg, den er gekommen war, zurück Über den Bürgersteig und die Straße Hinaus aus dem gepflasterten Geviert Zurück ins Leben.
    Es fiel kein Schuß.
    Gunvald Larsson sah auf seine Uhr, 12 Uhr 12 und 27 Sekunden. Er sagte vor sich hm. »Zwei Minuten und 27 Sekunden « Kollbergs Gedanken bewegten sich in der gleichen Richtung. Zwei Minuten und 27 Sekunden sind objektiv betrachtet keine besonders lange Zeit.
    Aber in bestimmten Fällen kann das sehr lange sein. Ein guter schwedischer Sprinter, Björn Malmroos zum Beispiel, schafft

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