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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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und die zweite kostete sie zuviel Zeit.
    Kollberg spähte wieder hinaus, ohne die Gardine zu berühren.
    Er nickte zu der Fontäne hinüber mit ihren ubernaturalistischen Brunnenfiguren - einem Globus mit einem Kind, das auf der skandinavischen Halbinsel kniete, und zwei über Kreuz liegenden Polizisten - und fragte^ »Kennst du die beiden?« Gunvald Larsson nickte. »Eine Streife aus Solna. Kristiansson und Kvant.« Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Was hatten die hier zu suchen?« Kollberg antwortete mit einer Gegenfrage, die interessanter war: »Und warum wollte jemand den beiden ans Leben?«
    »Warum will uns dieser Jemand ans Leben?« Das war auch eine gute Frage.
    Offenbar war irgendwer stark daran interessiert. Jemand, der mit einem Schnellfeuergewehr ausgerüstet war und der nicht nur zwei Polizisten niedergemäht hatte, sondern auch alles daran setzte, Kollberg und Gunvald Larsson zu erledigen. Der aber nicht beabsichtigte, seine Waffe gegen jedermann zu richten, obwohl zu Anfang genügend lebende Ziele dagewesen waren. Warum?
    Eine Antwort lag auf der Hand. Der Schütze hatte Kollberg und Gunvald Larsson erkannt. Er wußte, wer sie waren und wollte sie tatsächlich töten.
    Hatte der Betreffende Kristiansson und Kvant auch erkannt?
    Nicht unbedingt, aber da sie Uniform trugen, waren sie leicht zu identifizieren gewesen. Als was?
    »Scheint einer zu sein, der was gegen Polizisten hat«, murmelte Kollberg.
    »Mmm«, stimmte Gunvald Larsson zu. Er wog die schwere Pistole in seiner Hand und fragte:
    »Hast du gesehen, ob das Schwein vom Dach oder aus einer der Wohnungen schießt?«
    »Nein. Darauf hab ich wirklich nicht achten können.« Draußen auf der Straße tat sich jetzt etwas. Nichts Außergewöhnliches, aber in dieser Situation doch bemerkenswert.
    Ein Krankenwagen kam langsam aus südlicher Richtung angefahren. Hielt an, setzte zurück bis dicht an den Brunnen und blieb stehen. Zwei Männer in weißen Kitteln stiegen aus, öffneten die Türen auf der Rückseite und zogen zwei Tragbahren heraus. Sie bewegten sich ruhig und offensichtlich ohne Hast. Einer von ihnen blickte hinauf zu dem Mietshaus mit den neun Etagen.
    Nichts geschah.
    Kollberg schnitt eine Grimasse.
    »Ja«, bestätigte Gunvald Larsson, »da haben wir unsere Chance.«
    »Schöne Chance.« Kollberg war nicht sehr begeistert, aber Gunvald Larsson hatte schon Pelzmantel und Jackett ausgezogen und suchte zielbewußt zwischen den weißen Kitteln.
    »Ich will sie jedenfalls wahrnehmen«, rief er. »Dieser hier sieht groß genug aus.«
    »Gibt sicher bloß drei Größen«, erwiderte Kollberg. Gunvald Larsson nickte, schob die Pistole ins Halfter und zwängte sich in den Kittel. Der saß ihm um die Schultern herum viel zu stramm. Kollberg schüttelte den Kopf und streckte den Arm nach dem größeren Kittel aus, den er finden konnte. Trotzdem ließ er sich nicht über dem Bauch zuknöpfen.
    Er hatte das dunkle Gefühl, als ob sie beide aussahen wie ein Komiker-Duo in einer Klamotte aus der Stummfilmzeit.
    »So geht's vielleicht«, meinte Gunvald Larsson.
    »Vielleicht ist das richtige Wort.«
    »Okay?«
    »Okay!« Sie gingen die Treppe hinunter quer über den gepflasterten Platz und dicht an den beiden Sanitätern vorbei, die gerade Kvant auf die erste Tragbahre gelegt hatten.
    Kollberg blickte auf den Toten. Er erkannte ihn. Ein Konstapel, den er verschiedentlich gesehen hatte und der einmal etwas Bemerkenswertes getan hatte. Was? Einen gefährlichen Sexualverbrecher festgenommen? Irgend so etwas.
    Gunvald Larsson war schon halb über die Straße. Er sah sehr merkwürdig aus in dem viel zu engen Arztkittel und mit dem weißen Lappen um den Kopf. Die beiden Krankenträger glotzten ihm verblüfft nach.
    Ein Schuß peitschte.
    Kollberg rannte über die Straße.
    Aber diesmal galt das Geschoß nicht ihm.
    Ein schwarz-weißer Polizeibus fuhr mit heulendem Martinshorn in südlicher Richtung Odengatan entlang. Der erste Schuß fiel, als er mitten vor Sigtunagatan war, gleich darauf folgte ein Feuerstoß. Gunvald Larsson trat ein paar Schritte auf den Bürgersteig vor, um besser sehen zu können. Der Wagen fuhr schneller, dann begann er zu schleudern und zu schlingern. Als er die Kreuzung Odengatan - Dalagatan hinter sich hatte und nicht mehr zu sehen war, hörten die Schüsse auf. Gleich darauf hörte man das unheilverkündende Krachen von Blech.
    »Idioten«, war Gunvald Larssons einziger Kommentar. Er trat zu Kollberg in die Haustür, schlug den

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