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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Polizeikorps. Wissen Sie, ob er immer noch Waffen hat?« Die Frau sah Rönn mit stolzem Blick an, und der Mann richtete sich auf. Es war in den letzten zehn Jahren sicher nur selten vorgekommen, daß jemand anerkennend über ihren Sohn gesprochen hatte.
    »Ja«, bestätigte der Mann. »Äke hat viele schöne Preise gewonnen. Er hat sie leider nicht hier, sondern in seiner Wohnung in Dalagatan. Und was die Waffen betrifft…«
    »Er sollte sie verkaufen«, unterbrach die Frau. »Die waren doch teuer, und er braucht das Geld jetzt so nötig.«
    »Wissen Sie, was er für Waffen hat?« fragte Rönn.
    »Ja. Ich habe mich selbst für den Schießsport interessiert, als ich noch jünger war. In erster Linie hat Äke seine Waffen von der Heimwehr oder dem zivilen Bevölkerungsschutz oder wie man das jetzt nennt. Er hat sich freiwillig bis zum Offizier hinaufgedient, eine gute Leistung, wenn ich das mal selbst sagen darf.«
    »Wissen Sie, was für Waffen er hat?« wiederholte Rönn seine Frage noch einmal.
    »Erst mal sein Mausergewehr. Dann hat er eine Pistole, mit der hat er schon viele erste Preise gewonnen.«
    »Welches Fabrikat?«
    »Eine Hammerli International. Er hat sie mir gezeigt. Und dann hat er noch…«
    »Ja?« Der Mann zögerte. »Ich weiß nicht. Er hat ja für beides einen Waffenschein, wie Sie sich denken können…«
    »Wir haben nicht vor, Ihrem Sohn Schwierigkeiten zu machen, weil er vielleicht keinen Waffenschein hat«, versicherte Martin Beck. »Was hat er sonst noch?«
    »Ein amerikanisches Johnson-Schnellfeuergewehr. Aber dafür müßte er auch eine Genehmigung haben; er hat das Gewehr öfter bei Wettbewerben benutzt.«
    »Keine schlechte Sammlung«, murmelte Martin Beck.
    »Und weiter?« fragte Rönn.
    »Seinen alten Karabiner von der Heimwehr. Aber der taugt nichts. Der steht übrigens oben im Schrank. Aber bei dem sind die Züge ausgeleiert, und außerdem haben diese Karabiner immer schlecht geschossen. Alle anderen Sachen hat er nicht hier bei uns.«
    »Nein, die hat er natürlich zu Hause in Dalagatan«, warf Rönn hin.
    »Ja, das mochte ich annehmen Er hat zwar immer noch sein Zimmer hier oben, aber alles Wichtige hat er natürlich bei sich zu Hause Na, wenn er die schone Wohnung nicht behalten darf, kann er jederzeit wieder hier unterkommen, bis er was anderes gefunden hat Das Zimmer auf dem Boden ist nicht besonders groß «
    »Haben Sie was dagegen, wenn wir es uns mal ansehen'« fragte Martin Beck Der Mann sah ihn unschlüssig an »Bitte, das können Sie machen Aber viel zu sehen gibt's da nicht « Die Frau stand auf und schüttelte die Kuchenkrumel von ihrem Rock »Oh, ich war heut noch gar nicht oben und hab noch nicht aufgeräumt «
    »Keine Sorge«, beruhigte sie ihr Mann »Ich hab heut morgen nachgesehen, ob Ake die Nacht oben geschlafen hat Es sieht aus, wie immer Ake ist ordentlich « Er drehte sich um und fuhr gedampft fort »Ake ist ein feiner Kerl Seme Schuld ist es nicht, daß er es jetzt so schwer hat Wir haben unser Leben lang gearbeitet und versucht, ihn so gut wie möglich zu erziehen Aber alles ist schiefgegangen, für ihn und auch für uns Als ich ein junger Arbeiter war, hab ich `n festen Glauben gehabt, ich hab geglaubt, alles wurde nur immer besser werden Jetzt ist man alt, und keiner kümmert sich um einen und alles ist schlimmer geworden Wenn man gewußt hatte, wie das alles kommen wurde, hatte man sich keine Kinder angeschafft Sie haben uns ja vorn und hinten betrogen, die ganze Zeit über «
    »Wer?« fragte Ronn »Die Politiker Die Bonzen Die, von denen man geglaubt hat, sie wurden auf unserer Seite stehen. Alles Verbrecher «
    »Na, dann zeigen Sie uns mal das Zimmer«, bat Martin Beck »Ja«, sagte der Mann Er ging voraus m die Diele und die steile, knarrende Holztreppe hinauf Gleich am Ende der Treppe befand sich eine Tür, die er aufmachte »So, dies ist also Akes Zimmer. Früher hat's hier natürlich gemütlicher ausgesehen, als er noch standig hier wohnte, aber als er heiratete, hat er die meisten Möbel mitgenommen Jetzt ist er ja nur noch selten bei uns « Er blieb stehen und hielt die Tür auf, und Martin Beck und Ronn traten in die kleine Dachkammer In der Dachschräge befand sich ein Fenster Die Wände waren mit einer ausgebliebenen Blumenmustertapete bedeckt In der Schmalseite einer Wand war eine ubertapezierte Tür, hinter der sich wahrscheinlich ein Abstellraum oder ein eingebauter Schrank verbarg Ein schmales Feldbett mit einer grauen Militardecke

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