Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
gewesen. Der Beweis, daß er auf Polizisten schoß, wo immer er sie erreichen konnte.
    »Kann er das Mädchen da oben bei sich haben, als Geisel « fragte Kollberg plötzlich. Rönn schüttelte den Kopf.
    Das Mädchen war in guten Händen, außer Gefahr.
    Außer Gefahr vor ihrem Vater? War sie bei ihm jemals in Gefahr gewesen? Kurz danach war alles für das entscheidende Unternehmen vorbereitet.
    Malm sah sich die für solche Aufgaben speziell ausgebildeten Polizisten an, die den Schützen festnehmen sollten. Oder ihn umlegen, wenn es sich nicht anders machen ließ. Und wahrscheinlich würde es sich nicht anders machen lassen. Niemand glaubte im Ernst daran, daß sich der Mann auf dem Dach widerstandslos ergeben würde. Aber die Möglichkeit bestand natürlich. Es war schon oft in vergleichbaren Fällen vorgekommen, daß der Desperado, wie Personen wie Eriksson im allgemeinen Jargon genannt wurden, plötzlich jeden Widerstand aufgab und sich der physischen Übermacht auslieferte.
    Die Spezialisten, die den Terror beenden sollten - dieser alte, abgedroschene Ausdruck wurde nach wie vor benutzt; man hatte wohl noch keinen anderen gefunden - waren zwei junge Polizisten, die speziell für den Nahkampf ausgebildet waren. Martin Beck ging ebenfalls hinaus und sprach mit ihnen.
    Der eine hatte rote Haare und hieß Lenn Axelsson. Sein Lächeln und der Versuch, selbstsicher aufzutreten, machten ihn sympathisch. Sein blonder Kollege wirkte ernster, aber ebenso vertrauenerweckend. Beide hatten sich freiwillig gemeldet, obwohl die Zugehörigkeit zu dem speziellen Kommando, dem sie angehörten, eigentlich voraussetzte, daß auch schwierige Aufträge ohne Zögern und auf freiwilliger Basis ausgeführt wurden.
    Beide machten einen aufgeweckten und sympathischen Eindruck, und ihr Selbstvertrauen auch angesichts der gestellten Aufgabe wirkte beinahe ansteckend. Axelsson riß Witze und erzählte eine alte Geschichte aus seiner Aspirantenzeit, als er sich einmal ungeschickt an Martin Beck herangemacht hatte; jetzt konnte er darüber lachen. Martin Beck, der sich nicht an diesen Fall erinnerte, lachte kurz mit, um dem anderen den Spaß nicht zu verderben. Irgendwie sah es so aus, als ob alles reibungslos ablaufen müßte. Diese beiden waren gute zuverlässige Leute, theoretisch und praktisch ausgebildet. Solche Männer gab's nicht mehr viele im Polizeikorps, vielseitig verwendbar, mutig und weit intelligenter als der Durchschnitt.
    Beide Männer waren gut ausgerüstet, mit Panzerweste und schußsicherem Unterleibsschutz. Stahlhelm mit Plexiglas-Visier, Gasmaske und als nichtigster Waffe einer leichten, wirkungsvollen Maschinenpistole, die in Schweden KPIST genannt wird. Sie hatten Tränengasgranaten bei sich, um für alle Fälle gerüstet zu sein, und waren körperlich gut durchtrainiert, daß sie - sollte es zu einem Handgemenge kommen - einen Mann wie Ake Eriksson leicht überwältigen konnten.
    Der Angriffsplan sah bestechend einfach und zielgerichtet aus: Der Mann auf dem Dach sollte zuerst durch einen massiven Einsatz von Tränengas kampfunfähig gemacht werden. Danach würden tieffliegende Hubschrauber die Spezialisten zu beiden Seiten des Verbrechers absetzen.
    So von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen, blieb dem durch das Gas außer Gefecht Gesetzten praktisch keine Chance.
    Nur Gunvald Larsson schien der Plan nicht zu passen. Er nahm sich aber zusammen und machte sich lediglich mit der Bemerkung unbeliebt, er halte nach wie vor den Angriff vom Innern des Hauses her für sinnvoller.
    »Jetzt bleibt es so, wie ich befohlen habe«, erwiderte Malm. »Wir wollen keine Heldentaten liefern. Die beiden Burschen sind für solche Fälle ausgebildet und haben eine Chance von neun zu eins. Es ist sogar damit zu rechnen, daß einer von beiden ohne einen Kratzer davonkommt. Also jetzt keine amateurmäßigen Vorschläge oder Einwände mehr. Verstanden?«
    »Verstanden!« antwortete Gunvald Larsson. »Heil Hitler!« Malm fuhr zusammen, als ob er sich an einem glühenden Eisen verbrannt hätte. »Das vergeß ich dir nicht«, zischte er. »Darauf kannst du Gift nehmen.« Auch alle anderen sahen Gunvald Larsson vorwurfsvoll an, und Rönn, der ihm am nächsten stand, sagte leise: »Das war eine ziemlich dumme Bemerkung, Gunvald.«
    »Findest du?« fragte Gunvald Larsson trocken.
    Dann lief die Schlußphase an, ohne Hast und systematisch. Ein Lautsprecherwagen fuhr durch das Krankenhausgelände und baute sich an einem Platz auf, der vom Dach aus

Weitere Kostenlose Bücher