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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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unternehmen oder sich anderweitig an der märchenhaften Schönheit unserer Natur erfreuen. Sie alle genießen die kurze Rückkunft flockenreicher Tage samt herrlichen Zugaben. Wer sich die urwüchsige Fähigkeit noch bewahren konnte, zu jeder Jahreszeit die großartigen Geschenke unserer lieben Mutter Erde vorbehaltlos anzunehmen, darf eigentlich fortwährend jubilieren, sofern ihn nicht gesundheitliche oder andere ernsthafte Probleme darin einschränken. Im hektischen Alltag sind wir uns dessen freilich oftmals viel zu wenig bewusst, weil die unersättliche Jagd nach materiellem Überfluss unseren Verstand vernebelt und folglich auch den Blick für Bedeutsameres trübt.
     
    Wirkliche Sorgen haben dagegen ganz andere Völker. Beispielsweise kämpfen augenblicklich Hunderttausende Menschen in Mosambik um ihr nacktes Überleben. Es sind bereits viele Todesopfer zu beklagen, dazu grauenvolle Hungersnöte, weil außergewöhnlich lang anhaltende und obendrein besonders ergiebige Niederschläge namentlich am Unterlauf des Sambesi riesige Überschwemmungen verursachten. Glücklicherweise haben internationale Hilfs- und Rettungsverbände, vornweg Südafrikaner, unverzüglich damit begonnen, den Notstand der Betroffenen zu lindern. Auch deutsche Organisationen sind sofort bereit gewesen, sich unterstützend einzubinden.
    Dies zu vernehmen, erwärmt unser Herz und schafft ein erträgliches Gewissen.
    Dahingehend also etwas beruhigt, widmen wir unsere Aufmerksamkeit erneut dem Mysterium von Meißen, wo die Phantomjagd noch in vollem Gange ist und deshalb weiterhin unzählige Menschen in vielfältiger Hinsicht beschäftigt, sie gleichsam von ihren merkwürdigen Fesseln nicht loslässt (und das voraussichtlich wenigstens bis zum Jahre 2013).
     
    Doch bei allem Verständnis für die äußerst dringende Aufklärungsarbeit betreffs der rätselhaften Todesfälle, welche uns übrigens noch so manche Verblüffung bereithält, darf und will ich bei keiner passenden Gelegenheit versäumen, gleichermaßen einen strengen Blick auf jeweils aktuelle Geschehnisse in Deutschland und der Welt zu riskieren. Selbstverständlich erfolgt das ohne den geringsten Glauben an eigener Unfehlbarkeit. Falls es mir dennoch gelingen sollte, den hohen Anspruch einer mir zugewiesenen und daher bewusst doppelgleisigen Vorgehensweise von Sozialkritik und Kriminalhandlung gerecht zu werden, dürfte ich sogar behaupten, dass es gegenwärtig nichts Gleichzusetzendes auf unserem überaus satten Büchermarkt gibt.
    Dagegen finden wir natürlich Vergleichbares in Hülle und Fülle, denn vergleichen lässt sich im Grunde genommen jedes mit allem. Aber zwei oder mehrere Dinge, Erscheinungen sowie Prozesse miteinander gleichsetzen, hier im Sinne von nicht unterschiedlichem Verfahren oder derselben Wertigkeit, kann man letztlich nur selten.
    Vielleicht werden einige Leser meine sozialkritischen Passagen sogar als das Beste beurteilen, was ich in der vorliegenden Abhandlung insgesamt zu Papier bringe. Allein das wäre ja schon der Mühe wert, die ich auftragsgemäß zusätzlich aufwenden muss, um möglichst verschiedenartigen Erwartungen entgegenzukommen.
    Dessen ungeachtet bereitet mir der absichtlich behutsame Umgang mit unserer außerordentlich widersprüchlichen Hauptfigur Abel größere Schwierigkeiten, zumal ich mir darüber im Klaren bin, dass mich diesbezüglich noch mehrere grausige Details überfallen und auch entsprechend martern werden. Es ist ein ungeheures Joch, einhergehend mit kaum beschreibbaren Gewissenskonflikten und Seelenqualen, das ich mir einst für genau 311 Tage aufbürden ließ, präzise vom zweiten Juni 2011 (Christi Himmelfahrt) bis zum achten April 2012 (Ostersonntag). Und „Gnade mir Gott!“, ruft erneut flehend ein älterer Herr, dazu auch noch Atheist. Sobald ich diese beispiellose Last innerhalb des von Anonymus (?) strikt vorgegebenen Zeitraums nicht mehr ertragen könnte oder wollte, wäre ich augenblicklich todgeweiht, und zwar ohne jegliches Erbarmen.
    Die befohlene Pflicht ist sozusagen ein böser Fluch, allerdings keiner von unbekannter Herkunft, sondern einer, der mir von meinem bis dahin verlässlichen Kameraden unter außergewöhnlichem Zwang auferlegt worden ist. Früher hätte ich mit Sicherheit nicht geglaubt, dass so etwas überhaupt möglich sein, geschweige denn mir selbst widerfahren könnte. Wäre es mir anderweitig zu Ohren gekommen, hätte ich es gewiss sehr schnell als Ausgeburt einer krankhaften Fantasie abgetan

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