Das Elbmonster (German Edition)
seines fraglos sündhaften Ersuchens direkt dem Teufel überantworten, damit er fortan in der vermeintlichen Hölle schmort? Wohl eher nicht. Möge er sich doch weiter auf Erden an seinen spirituellen Ergüssen laben! Doch er sucht und findet begeisterte Anhänger. Daran ernsthaft zu zweifeln, wäre gewiss arg naiv. Trotzdem: Lasst sie unverhohlen brüllen! Ihnen ist nicht zu helfen, es sei denn, das Leben selbst belehrt sie irgendwann vielleicht doch noch eines Besseren. Diese Hoffnung ist durchaus berechtigt, zumal Menschen prinzipiell lernfähig sind. Aber erzwingen lässt sich das nicht, am wenigsten bei Erwachsenen.
Inzwischen fragt man sich ohnehin des Öfteren, wie es denn möglich ist, dass ein und dasselbe Grundgesetz, welches ja die verfassungsmäßige Gleichstellung aller Deutschen garantieren sollte, eine derartige Differenzierung innerhalb des Staatsvolkes überhaupt zulässt. Aber was sind schon juristische oder gar ethische Normen im brutalen Gefüge elitärer Machtkämpfe? Sie werden nicht einmal zur Kenntnis genommen, geschweige denn auch noch berücksichtigt.
Dies wiederum verweist vornehmlich auf ökonomische Interessen bestimmter Kräfte von besonders starkem Einfluss, die im Hintergrund agieren. Schließlich wird kaum zu bestreiten sein, dass unter kapitalistischen Bedingungen jede Regierung zuerst die Belange der Bourgeoisie durchzusetzen hat, und zwar vollkommen unabhängig davon, ob der einzelne Akteur ihrer sozialen Klasse entstammt oder nicht.
Entsprechende Protagonisten finden sich allenthalben nahezu freiwillig.
Und die wenigsten von ihnen zeigen irgendwelche Bedenken, sobald sie eine reelle Chance wittern, den jeweils Herrschenden zu dienen, erst recht, falls dadurch auch ihre persönlichen Wünsche erfüllt werden, sie also möglichst weit oben mitschwimmen dürfen. Das gilt übrigens für sämtliche Ebenen der Gesellschaft. Sein krönendes Eldorado erfährt es allerdings erst im politisch-ideologischen Bereich. Darum ist es nicht verwunderlich, wenn uns mitunter geradezu Haarstäubendes begegnet, insbesondere, sobald es sich um die gezielte Verunglimpfung der einstigen DDR-Verhältnisse handelt. Da werden von manchen Gefolgsleuten zuweilen die tolldreisten Behauptungen oder auch unlautere Ansprüche in die Welt hinausposaunt, obgleich sie einer sachlichen Kritik nicht standhalten. Doch was soll’s? Zumindest der Laie wird es schon glauben und sich zu Herzen nehmen.
Vorurteilsfreie Geschichtsaufarbeitung bedeutet, Dinge, Prozesse und Erscheinungen im Nachhinein möglichst genau so darzustellen, wie sie wirklich waren. Politik hingegen versucht stets, sie zu rechtfertigen oder zu verdammen, je nach Interessenlage. Darin offenbart sich fraglos ein gewaltiger Unterschied.
Mithin auf der Stelle die im Wesentlichen noch aktuellen Belege sowohl für eine falsche Aussage als auch für eine ziemlich anmaßende Forderung:
Hat doch ein gewisser Herr Schuller in der „Sächsischen Zeitung“ vom 1./2. November 2008 unter anderem wörtlich formuliert, die 89er Revolution habe „die durch die SED verursachte Spaltung Deutschlands wieder beseitigt“.
Donnerwetter! Das vernehme ich zum ersten Mal. Und ich bin ziemlich erstaunt darüber. Warum? Der Mann ist nicht irgendein landläufiger Biertischstratege, sondern Professor für Geschichte, ergo ausgebildeter Historiker (inzwischen emeritiert, aber noch öffentlich regsam, wie auch aus dem erwähnten, sehr umfangreichen Artikel ersichtlich). Gerade er müsste doch wissen, dass die Entzweiung unseres Vaterlandes nicht durch die SED eingeleitet worden ist, denn die Bundesrepublik wurde vor (!) der DDR gegründet. Ebenso erfolgten zuerst dort, ohne den Osten zu berücksichtigen, sowohl eine separate Währungsreform wie auch die Mitgliedschaft in einem westlichen Militärbündnis (NATO), bevor die DDR dem Warschauer Vertrag beitrat. Selbstredend ließe sich diese Argumentation gemäß dem Grundsatz Konrad Adenauers „Lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb!“ beliebig erweitern und ebenso konkret datieren. Hier will ich es aber meinen verehrten Lesern bewusst ersparen.
Obendrein bekundet der Gelehrte seltsame Ansichten, wenn er meint, dass entscheidende Gründe für gesellschaftliche Veränderungen eher in der Auslegung von Begriffen zu suchen wären als in den sozialökonomischen Beziehungen. Von einem Intellektuellen seines Formats dürfte man wahrlich ein höheres Niveau erwarten!
Ach, mein flunkernder
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