Das Elbmonster (German Edition)
sind. Trifft eine Kugel, platzt sie und markiert dadurch den Spieler. Er muss das Feld verlassen. Gewonnen hat die Gruppe, welche die Flagge erobern oder zum gegnerischen Startpunkt bringen kann. Ganz ohne blaue Flecken scheint das fragwürdige Kampfgetümmel nicht abzugehen und kostenintensiv ist das Hobby wohl auch (sechzig Euro dürften die Untergrenze der Startgebühr sein).
Zugegeben, wir haben als Kinder nicht selten Räuber und Gendarmen gespielt und hatten auch Spaß dabei. Aber hier sind es Erwachsene, die sich mit erstaunlichem Enthusiasmus einem ziemlich merkwürdigen Steckenpferd widmen.
Doch was soll’s? Wenn die vermummten „Krieger“ ihre helle Freude daran haben und das Publikum ihr dubioses Spektakel mit Beifall zollt, ist ja nahezu alles okay. Im berühmt-berüchtigten australischen Dschungelcamp geht es viel ordinärer, ja regelrecht pervers zu. Selbst daran kann sich der moderne Homo sapiens ergötzen.
Ergo kehren wir nun wieder unverzüglich zu unserem Ausgangspunkt zurück!
Ob in ferner Zukunft den Europäern das Sagen zusteht und welchen Charakter es dann haben wird, muss natürlich generell offenbleiben, weil das Leben stets auch unerwartete Überraschungen bereithält. Manchmal ist selbst der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert.
Auch wenn sich unser Abendland stufenweise vereint, was selbstverständlich sehr zu begrüßen ist, glich das bereits 2001 (!) stolz verkünde, beinahe königlich ehrgeizige Ziel manch exponierter Persönlichkeiten, nämlich schon bis zum Jahre 2015 die USA als globale Wirtschaftsmacht Nummer eins abzulösen, wohl eher einem frommen Wunsch als einer baldigen Realität, zumal der erkorene Wettbewerbspartner seine Zügel bestimmt nicht locker lässt.
Fraglos vermag der angestrebte weitere Zusammenschluss europäischer Länder perspektivisch enorme Produktivkräfte freizusetzen, dennoch erinnert mich jene offiziell erklärte Absicht unweigerlich an den einstigen Zweckoptimismus unseres ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, als er betreffs deutscher Wiedervereinigung mit großer Zuversicht von absehbar „blühenden Landschaften“ in den Ostgebieten der Republik sprach. Die Arbeitsproduktivität und Lebensverhältnisse haben sich bis heute nicht angeglichen, und es ist auch nicht erkennbar, ob und wann das eintreten könnte. Punktuelle Niederlassungen mit hochmodernen Technologien, so bedeutsam sie auch sind, bewirken noch keinen Sommer und erst recht keine Euphorie in breiten Bevölkerungskreisen, allenfalls einen spürbar zunehmenden Neid bei jenen (West-)Leuten, wo es nicht so rasant vorwärtsgeht.
Ohnehin gewinnt man hier immer mehr den Eindruck, dass die meisten Politiker sich gar nicht ernsthaft darum bemühen, in überschaubarer Zeit einen relativen Ausgleich zu schaffen, die qualitativen Unterschiede zielstrebig zu mindern (Gerhard Schröder während seiner Sturm- und Drangzeit als Kanzler wohl am wenigsten, auch wenn er die eigentliche Kernfrage damals zur „Chefsache“ erhob).
Dabei handelt es sich keineswegs allein um wirtschaftliche Probleme oder um das rein materielle Wohlergehen der Bürger. Diesbezüglich ist bei uns geradezu sprunghaft Enormes vollbracht worden, und die wenigsten hätten einen wirklich triftigen Grund, darüber zu klagen. Indessen sollten wir ebenso konsequent den Blick darauf richten, wie sich die staatliche Einheit Deutschlands in den Köpfen und Herzen der Menschen verinnerlicht. Die in mannigfacher Hinsicht fortwährende Ungleichbehandlung der ehemaligen DDR-Bürger wirkt nämlich stufenweise ehrverletzend, nagt unerbittlich an der Seele und macht viele, die unmittelbar davon betroffen sind, entweder depressiv oder aufmüpfig.
So einfach sind menschliche Reaktionen zu erklären, die mitunter durch beleidigende Äußerungen von teils hochrangigen Persönlichkeiten noch zusätzlich geschürt werden. Hierzu ein symptomatisches Beispiel aus den Niederungen unseres deutschen Alltags: Hat doch vor nicht allzu langer Zeit ein bayrischer Politkrakeeler allen Ernstes lauthals gefordert, die Ostrenten zu kürzen. Weil Frauen in der DDR meist länger arbeiteten als ihre Artgenossinnen im Westen, beziehe ein Rentnerehepaar in den neuen Bundesländern jetzt ein höheres Einkommen. Das sei ungerecht. Und überhaupt: Mann könne doch die Ostdeutschen wie zugezogene Ausländer behandeln!
Der Typ heißt Konrad Kobler und ist ein herausgehoben aktives Mitglied der Christlich Sozialen Union. Sollte man ihn nun wegen
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