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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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ein regelrecht barbarisches Verhängnis schon bald heimsucht? Allein der Gedanke versklavt mich, gleichsam, als wäre ich von Stricken gefesselt, die meine Seele einschnüren und mir obendrein nachgerade den Atem nehmen.
    Glotzt mir etwa schon das Verhängnis keck ins Gesicht?
     
     
     
     
     

18
     
     
    Mitte April 2001, Ende der Karwoche.
    Das Wetter überrascht uns ziemlich unangenehm, denn wir haben tatsächlich weiße Osterfeiertage bekommen, dazu teilweise stürmische Winde, gemischt mit Hagelschauern. Eine ungewöhnliche Kältewelle überzieht das ganze Land.
    Hätte ich einen Hund, ließe ich das liebe Tier bestimmt in seiner schützenden Hütte. Wäre es gar ein Schoßgeselle, bliebe er gewiss in der beheizten Wohnung, ebenso wie sein Herrchen. Aber ich besitze nichts dergleichen von einem Lebewesen.
    Selbst der Osterhase wird die bunten Eier wohl kaum im Freien verstecken, um die fieberhaft danach suchenden Kinder nicht unnötig zu strapazieren.
    Vor einem Jahr herrschten hier während der österlichen Feiertage ausgesprochen sommerliche Temperaturen. Das ist zwar bei uns auch nicht üblich, dennoch empfanden es die Menschen nach den lichtarmen Wintermonaten als äußerst wohltuend für Körper, Geist und Seele.
    Die Natur hat eben ihre eigenen Gesetze. Wenn wir ihre Prozessabläufe hinreichend kennen und entsprechend rücksichtsvoll für unsere Zwecke nutzen, bleibt sie uns meist freigebig gewogen. Verletzen wir sie durch Unkenntnis oder Arroganz, rächt sie sich zuweilen unerbittlich. Auch das ist gut, denn wir werden hoffentlich nachdenklicher.
    Einerseits ist zu beobachten, dass sich die Menschheit im Verlauf ihres langen Entwicklungsweges immer weniger von unmittelbaren Naturgegebenheiten abhängig machte, zum anderen jedoch niemals völlig unabhängig sein wird, weil wir selbst Teil der Natur sind. Ohne Frage hat auch das einen tieferen Sinn. Nur bleibt uns das im hektischen Alltag oftmals verborgen, da wir unentwegt nach dem „großen Glück“ jagen, freilich ohne genau zu wissen, was das eigentlich sein könnte.
    In jedem Falle ist die spürbare Übereinstimmung mit der äußeren Natur eine wesentliche Grundlage für unseren inneren Frieden. Selbstverständlich kommen weitere Voraussetzungen hinzu. Allein wenn ich den offiziellen Verlautbarungen entnehme (falls sie denn überhaupt stimmen?), dass hierzulande mittlerweile in der ehelichen Gemeinschaft durchschnittlich etwa noch acht bis zehn Minuten pro Tag miteinander gesprochen wird, so kann ich darüber nur staunend den Kopf schütteln. Der Mensch ist doch auch und vor allem ein gesellschaftliches Wesen. Und jeder sehnt sich letztlich nach etwas Zuneigung, Wärme und Geborgenheit durch andere. Insofern dürfte die anschwellende Entfremdung, die ja allerorts spielend zu beobachten ist, ein generelles Problem unserer Zivilisation sein, welches jedoch meist ins Hintertreffen gerät, aus welchen Gründen auch immer.
    In meiner nunmehr reichlich fünfundfünfzigjährigen Ehe habe ich unter anderem folgende Erfahrung gewonnen: Je öfter man mit seinem Partner spricht, desto mehr gemeinsame Themen hat man, was häufig auch eine dauerhaftere Verbundenheit zu sichern vermag, an guten wie an schlechten Tagen. So einfach kann das Zusammenleben sein.
    Es muss ja nicht in Schwatzhaftigkeit ausarten, zumal man wohl meist lohnend beraten ist, bei Weitem nicht alles brühwarm und damit völlig bedenkenlos preiszugeben. Auch das vorüber- gehende und längerfristige oder mitunter sogar permanente Behüten einzelner Geheimnisse hat seinen speziellen Reiz. Ohnedies brauchen stark konfliktgeladene Inhalte manchmal eine bestimmte Weile, um ins Stadium der Sachlichkeit zu gelangen, was für die Lösung anstehender Fragen allemal günstiger sein dürfte als hektische Gefühlsausbrüche. Reden ohne Sinn und Verstand ist sowieso verlorene Liebesmühe, unnütz verschwendete Zeit, ergo buchstäblich für die Katz.
    Oh ja, wer nicht wirklich von Amors Pfeil getroffen war, ist oder jemals sein wird, der hat tatsächlich das Wunderbarste versäumt, was es für uns Erdenbürger überhaupt gibt. Da bin ich mir absolut sicher, auch wenn ich mich keineswegs als Paradiesvogel wähne. Aber die heiße Leidenschaft allein macht es nicht auf Dauer, denn sie verflüchtigt sich leider Gottes meistens viel zu schnell. Kinder und zuverlässige Freunde sind schon eher eine gewisse Garantie für erstrebenswerte inhaltliche Beziehungen. Hierzu gehört in der modernen Gesellschaft mehr

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