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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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geneigt, bedrängt auszurufen: Ach, du mein stinkreiches und doch so armes Vaterland!
    Die teilweise immer noch verhängnisvolle Kinderfeindlichkeit, der gewollt aufgeputschte Jugendwahn und die landestypisch häufige Missachtung des Alters verursachen graduell ein Konfliktpotenzial, das sich eines Tages mit ungeahnter Wucht entladen wird, wenn es uns nicht bald gelingt, die notwendige Solidarität zwischen den Generationen wieder auf eine sinnträchtige Grundlage zu stellen.
    Gleichsam, als ob eine riesige Feuerwalze oder übermächtige Flutwelle plötzlich über uns hinwegrollte, wird unversehens eine soziale Explosion bisher unbekannten Ausmaßes Kräfte freisetzen, deren barbarisches Wirken selbst den abgebrühtesten Zeitzeugen das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die kriminelle Energie jener Bestien, die teilweise bereits als Winzlinge in den Leibern ihrer Mütter nisten und je nach Bedarf als Monster schlüpfen werden, wird sich vorsätzlich sogar gegen die eigenen Großeltern richten. Auch kein Naturgesetz kann das verhindern. Allein unsere kritische Wachsamkeit und ein ihr gemäßes Verhalten sind gefragt.
     
    Ist es denn so schwer zu begreifen, dass menschliches Zusammenleben nur annehmbar funktioniert, wenn die unterschiedlichen Altersgruppen respektvoll miteinander umgehen? Fraglos gebührt dabei den Kindern besondere Fürsorge, denn sie verkörpern die Zukunft. Von löblichen Ausnahmen einmal abgesehen, hat die Folgezeit jedoch kaum eine Lobby, obwohl jeder darüber spricht. Eher ist zu befürchten, dass die Zahl derer, die leichtfertig in den Tag hineinleben, fortwährend zunimmt, laut dem Motto: „Nach uns die Sintflut!“ Das hingegen kann namentlich in Deutschland eine Tragödie heraufbeschwören, die an Verruchtheit nicht mehr zu übertreffen sein wird.
    Es müsste der humanitär orientierte Verstand regieren, tatsächlich herrscht jedoch fast überall das Geld. Der schnöde Mammon bestimmt seit der gesellschaftlichen Wende auch im neufünfer Bundesgebiet maßgeblich unseren Alltag. Das ist anscheinend zugleich eine Teilantwort auf das vermeintliche Rätsel, warum bürgerliche Demokratie und materieller Wohlstand beträchtlich mehr private und öffentliche Frustrationen verursachen, als es die sozialistische Diktatur mit ihrer ständigen Mangelwirtschaft bewirkte. Die Enttäuschungen sind zumindest grundverschieden.
    Andererseits sollte man sich darüber im Klaren sein, dass innerhalb unserer föderativen Republik lediglich die Ostdeutschen das so oder ähnlich empfinden können, weil nur sie beide Systeme unmittelbar kennenlernten. Dennoch: nie wieder DDR in Form ihrer einst konkreten Prägung als vorgeblicher Allroundstaat! Vielmehr kommt es darauf an, sich verantwortungsbewusst in das jeweils aktuelle Geschehen einzubringen, damit die notwendige Verbundenheit der Menschen nicht weiter nachlässt und perspektivisch die innere Festigkeit der Gesellschaft gefährdet, indem womöglich eines bitterbösen Tages „die Alten“ selbst offiziell zur „Plage der Nation“ erklärt werden, wie ich es jüngst taufrisch aus einem bezeichnenden Gespräch zweier Halbwüchsiger vernehmen musste. Vollkommen ausgeschlossen? Hoffentlich!
    Ein hoch effektives Wirtschaftsgebilde ist keineswegs im selben Maße und schon gar nicht zwangsläufig human, obwohl es hierfür wesentlich größere Potenzen hat als eines mit geringerer Leistungsfähigkeit. „Die Zähmung des Kapitalismus, der jetzt auf Weltebene eine noch größere Kraft annimmt, ist die Voraussetzung für zukunftsfähige Gesellschaften“, meinte einst Rudolf Scharping, als er noch Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) war. Und diesem Urteil ist vorbehaltlos zuzustimmen. Deshalb sind alle, denen Menschlichkeit wirklich bedeutsam ist, nachhaltig aufgerufen, das Ihrige zu tun, damit aus gewollter ökonomischer Dynamik nicht irgendwann unbeabsichtigt soziales Dynamit wird. Das ist das Entscheidende.
    Währenddem müsste generell auch mehr Herzensbildung eingefordert und insgesamt konsequenter durchgesetzt werden. Die Kirchen allein schaffen das nicht, und kitschige Fernsehbeiträge à la Rosamunde Pülcher, Inga Lindström, Musikantenstadl oder artverwandte Seelentröster, deren Berechtigung mitnichten angezweifelt wird, vermögen das natürlich erst recht nicht. Stressgeplagte Eltern, die meisten selbst unentwegt nach materiellen Gütern jagend, sind mit ihren Kindern dabei oftmals überfordert. Demnach ist wohl oder übel ein

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