Das Elbmonster (German Edition)
größerer Einfluss des Staates über die unterschiedlichsten Bildungsträger vonnöten.
Allerdings wünscht man sich das nicht auf der Grundlage irgendwelcher, vielfach auch ziemlich lebensfremder Glaubensrichtungen, sondern auf gesicherter wissenschaftlicher Basis und hier fachübergreifend. Das wiederum sollte nicht länger dem Belieben mehr oder weniger befähigter Territorialfürsten und einzelner Landesparlamente überlassen bleiben, sondern eindeutig zentral geregelt werden, auch wenn verschiedentlich einzelne Protagonisten des öffentlichen Lebens noch so dagegen wettern.
Sicher, mit Blick auf das künftige Europa ist anzunehmen, dass es entweder föderativ sein wird oder gar nicht als verhältnismäßig stabile Einheit über einen längeren Zeitraum hinweg zu existieren vermag. Aber dessen Wertigkeit kann mit unserer hoheitlichen Zerstückelung nicht im Entferntesten gleichgesetzt werden. Einige sträuben sich eben hartnäckig dagegen. Auch sie haben Argumente, mitunter sogar recht stichhaltige. Doch am Ende zählt die jeweils konkrete Situation, unser alltägliches Leben mit seinen mannigfachen Nuancen.
Im Grunde genommen ist die Kleinstaaterei ohnehin nicht mehr ausreichend zeitgemäß und teilweise bereits mehr schädlich als nutzbringend, da in manchen Fragen ineffektiv und deshalb mit Vergeudung von Volksvermögen einhergehend. So wären zum Beispiel bundesweit einheitliche (!) Lehrpläne und Schulbücher schon lange überfällig. Vielleicht scheuen wir uns bislang nur deshalb davor, weil sie an ehemalige DDR-Verhältnisse erinnert könnten? Irgendwann wird auch diese Torheit behoben sein. Da bin ich sehr zuversichtlich.
Wenigstens die Gesetzgebung müsste endlich unteilbar geregelt werden. Indessen mahlen Gottes Mühlen erfahrungsgemäß langsam, offenbar besonders träge im vermeintlich für immer gesegneten Reich bürgerlicher Demokratie.
Hieraus erlaube ich mir nunmehr eine sicherlich etwas vage und darum besonders diskrete Schlussfolgerung: Anscheinend haben zuweilen auch Diktaturen gewisse Vorteile. Dennoch sind sie als Gesamtsystem konsequent abzulehnen, wie uns die Geschichte nachhaltig lehrt. Dazu stehe ich mittlerweile ohne Wenn und Aber. Zugegeben, früher habe ich das partiell anders bewertet. Menschen sind jedoch lernfähig, und sie können sich ändern (von extrem dogmatischen Betonköpfen einmal abgesehen). Bin ich deshalb womöglich schon ein gewissenloser Wendehals? Das würde mir überhaupt nicht gefallen, zumal es mich überaus beschämte, weil ich mich keineswegs geneigt wähne, die Fahne jeweils schleunigst nach dem Wind zu hängen, so kompromissbereit ich auch immer sein mag und gleichermaßen bleiben will.
Jetzt aber wieder Schluss mit meiner subjektiven Befindlichkeit und hin zu einem weiteren, sicherlich erneut ketzerischen Gedanken in punkto aktueller Erziehungsprobleme! Mir erscheint nämlich die nachhaltige Motivation unserer Kinder und Jugendlichen zu hoher Lern- und Arbeitsmoral als das Wichtigste von allen einschlägigen Maßnahmen, damit sie ihr unvergleichliches Dasein auf Erden später nicht als Sozialschmarotzer fristen. Das setzt natürlich voraus, dass man sich von staatlicher Seite (!) konsequent darum kümmert, ihnen sowohl geeignete Ausbildungsmöglichkeiten zu sichern als auch für die erforderlichen Arbeitsplätze zu sorgen. Anders ist ein würdevolles Leben kaum möglich, es sei denn, man fühlt sich auch in seiner Rolle als Parasit behaglich. Aber das dürfte wohl eher die Ausnahme sein.
Wie uns die gängige Praxis zeigt, kann eine solch bedeutsame Aufgabe nicht allein den Unternehmen überantwortet werden, denn verschiedene Firmen scheuen die Ausbildungskosten. Sie holen sich ihre Fachkräfte lieber aus dem Ausland. Und der Fiskus? Na ja, er spielt dabei fleißig mit, zuweilen sogar in der bezeichnenden Rolle eines guten Konzertmeisters. Nur der Laie wundert sich manchmal über derartige Gepflogenheiten.
Resümee: Eine Gesellschaft, die es versäumt, den Erhalt und die stete Beförderung von Humanität umfassend als oberstes Ziel anzustreben, bleibt immer kritikwürdig, genauso wie Persönlichkeiten, soziale Gruppen und Organisationen, die nicht entsprechend handeln.
Insofern ist es weitestgehend ausgeschlossen, dass jene Leute irgendwann brotlos werden, die eine solche Orientierung beherzt und nachhaltig einfordern. Oder ist es etwa nicht widersinnig, wenn den meisten Parteimitgliedern die auferlegte Disziplin (unter anderem
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