Das Elbmonster (German Edition)
wiederum auch nicht hoffen, denn es wäre ebenso vergeblich wie nach dem Stein der Weisen zu suchen. Das wissen selbstredend alle Politgrößen, und sie nutzen es häufig genug, um in erster Linie die bereits treuherzige Schar ihrer Anhänger gezielt zu beeindrucken. Deren ungläubiges, echt irritierendes Erwachen erfolgt gemeinhin viel später, falls überhaupt.
Freiheit muss auch Schranken haben, Humanität dagegen nicht. Also ist Menschlichkeit der höhere ethische Wert, den es allerorts und fortwährend zu bewahren und möglichst auch ständig zu erweitern gilt. Und hinterlistige Rattenfänger jeglicher Art gehören an den Pranger!
Ergänzender Vermerk zu Jürgen Möllemann: Nachdem der arme Pechvogel analog dem oben erwähnten griechischen Sagenhelden vom Himmel fiel und geradewegs ins Jenseits glitt, kamen mir sofort Zweifel, wie es denn möglich sein könne, dass ein derart erfahrener Fallschirmspringer vollkommen chancenlos gewesen sein soll, das drohende Unheil noch rechtzeitig abzuwenden. So und ähnlich lauteten zunächst manche offizielle Verlautbarungen. Weil ich unter anderem gerade damit beschäftigt war, die recht aufschlussreiche Abhandlung „Geheimakte Mossad. Die schmutzigen Geschäfte des israelischen Geheimdienstes“ von Victor Ostrovsky zu lesen und auch vom teils antisemitischen Pamphlet Möllemanns wusste, drängte sich mir zwangsläufig die arg waghalsige Vermutung auf, da müsse doch jemand nachgeholfen haben. Immerhin sollte Ostrovsky doch wissen, worüber er schrieb, denn er war ja selbst Oberst in besagten Diensten, bevor er aus triftigen Gründen in die USA floh (wo auch sein Buch zuerst erschien). Welch seltsame Assoziationen sich doch bisweilen notgedrungen anbieten!
Doch lassen wir das jetzt! Es war hoffentlich nur ein Spleen von mir, eine fixe Idee, sprich eine regelrecht irre Gedankenverbindung und sonst nichts!
Mich plagt derweilen ohnehin verstärkt ein gänzlich andersgeartetes Phänomen. Es beschleicht klammheimlich meinen Geist, drückt auf meine Seele und schürt meine Ängste. Falls die damit verbundene Horrorvision auch nur ansatzweise Realität wird, hätten nachfolgende Geschlechter die Hölle auf Erden. Sie würde alles Bisherige an Brutalität in den Schatten stellen. Dabei handelt es sich nicht einmal vorwiegend um ein möglicherweise erneut drohendes Unheil durch den spürbaren Anstieg rechtsextremer Gesinnung und Gewaltbereitschaft, was ja wahrlich nicht mehr zu übersehen ist, obgleich das immer noch von vielen bagatellisiert wird.
Doch bei noch so gebotener Toleranz ist die staatliche Großzügigkeit gegenüber derlei bösartigen Kräften schwerlich nachzuvollziehen. Gleichermaßen müsste gegen linksgerichtete und politisch orientierungslose Chaoten, die absichtlich zerstörerisch wirken, konsequenter vorgegangen werden. Das Ellenbogenrecht darf sich nicht zur gängigen Regel zwischenmenschlicher Beziehungen durchsetzen. Wir alle tragen Verantwortung dafür.
Freilich hasse ich Gewalt, demnach auch staatliche, aber ich bin kein prinzipieller Gegner von hartem Durchgreifen. Wo selbst die besten Appelle an die Vernunft oder ähnlich gelagerte Maßnahmen absolut nicht fruchten und sich einige Außenseiter die niederträchtige Freiheit nehmen, anderen Menschen direkt oder mittelbar Schaden zuzufügen, ist meines Erachtens die Grenze jedweder Duldsamkeit erreicht beziehungsweise meist schon überschnitten. Dafür habe ich nicht das geringste Verständnis, und es ist vordringlich Aufgabe des Staates, das Gemeinwesen vor derlei gefährlichen Auswüchsen beharrlich zu schützen. Dies wiederum entbindet selbstredend niemanden von der oftmals zusätzlich erforderlichen Zivilcourage bei gegebenen Anlässen.
Nichts davon ist zu verharmlosen. Aber das Gefährlichste und Schrecklichste, was es überhaupt in einer modernen Gesellschaft geben kann, ist die allmähliche Entfremdung der Generationen. Dieser besorgniserregende Prozess zeigt sich dem aufmerksamen Beobachter bereits seit Jahren. Erinnert sei hier nur an den entwürdigenden Ausdruck „Rentnerschwemme“, der als sogenanntes Unwort vor allem 1996/97 in den Medien kursierte. Man muss schon mit der eigentümlichen Logik kapitalistischen Profitstrebens engstens verbunden sein, um nicht zu bemerken, dass sich rücksichtslose wirtschaftliche Dynamik immer mehr in soziale Kälte verwandelt.
In Anbetracht der gezielten Ausrichtung unserer Wünsche eigens auf den materiellen Konsum ist man zunehmend
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