Das Elbmonster (German Edition)
bislang haben. So zum Beispiel eine ausnehmend positive Aufmerksamkeit gegenüber den Müttern, denn sie sind die eigentlichen Träger des Lebens und nicht etwa die karrieresüchtigen Geburtenverweigerer, deren Ichbezogenheit wohl eher von persönlicher Resignation zeugt, als dass sie für eine sinnhaltige Zukunftshoffnung stünde. Es ist leider nicht ganz ausgeschlossen, dass sie später bekommen, was sie gewiss unbeabsichtigt gesät haben, nämlich den enthemmten Hass eigens derjenigen, die sie nicht selbst zeugten, von ihnen jedoch im Alter eine Gegenleistung erwarten, und sei es nur in Form von warmherziger Zuwendung oder gütiger Pflege wegen körperlicher und geistiger Gebrechlichkeit. Schlimmer noch: Man wird sie als „Sozialschmarotzer“ brandmarken und von der Gemeinschaft ausgrenzen, wenn nicht gar erbarmungslos wegsperren und somit ihr kärgliches Dasein auf ein Minimum begrenzen.
Könnten sie ihrer grausamen Entwürdigung vielleicht entfliehen, indem sie sich beizeiten ins Ausland absetzten, um dort mit ihrem Geld eventuell zu kaufen, was ihnen hier verwehrt bliebe? Durchaus möglich. Aber mich bekümmert auch hierauf zunehmend eine leise bohrende Skepsis.
Zwar heißt das unmissverständlich orientierende Schlüsselwort für eine lebenswerte Zukunft „Europa“, doch mancherlei nationale Borniertheit stellt sich dem immer schärfer entgegen, vornweg faschistoid beseelte Kräfte. Ist es auch reichlich schizophren, so hat es doch Methode. Und wir schauen ihnen fast tatenlos zu, lassen sie großzügig gewähren. Na, wenn das mal gut geht! Die Geschichte lehrt, dass selbst die verwerflichsten Ideen in praktische Gewalt münden können, sobald sich viele Menschen mit ihnen völlig eins fühlen.
Schon faseln einige Teufelsköpfe nach der inhumanen Wortschöpfung „Rentnerschwemme“ vom notwendigen „Sturz der Grufti-Republik Deutschland“, den sie einst gewaltsam herbeiführen wollen, um dem „kranken Volkskörper“ über verschiedene Maßnahmen für einen üppigen Kindersegen wieder eine sichere Perspektive zu geben. Dabei würden sie sich auch nicht scheuen, die Landesgrenzen rigoros zu schließen, damit ihr vorgeblich fulminantes Werk ungestört gedeihe. Sie zielen unter anderem darauf, in nicht allzu ferner Zeit „unsere Vorherrschaft in Europa zu nutzen, um endlich Ordnung zu schaffen“, krakeelte bezeichnend ein Größenwahnsinniger während einer Dresdener „Straßenversammlung“ im Kreise einer sichtlich anwachsenden Zuhörerschar, darunter auch ein Freund von mir, bevor er dies berichtete. Nach seiner Wahrnehmung wirkte jene düstere Szene deshalb besorgniserregend, weil immer mehr Passanten dem vermeintlichen Heilsbringer zuhörten, die einen sogar mit stürmischer Begeisterung, andere ängstlich betroffen und nicht wenige in verhängnisvoller Gleichgültigkeit verharrend.
Wir vernehmen die Worte und kennen die Absicht. Doch uns bleibt noch eine reelle Chance, das zu verhindern. Und wir werden sie auch nutzen. Dessen bin ich mir sicher. Dazu braucht es freilich eines ganzen Bündels konkreter Maßnahmen. Sonst kommt es tatsächlich zum Generationskonflikt von unberechenbarer Intensität, zum „Krieg zwischen Jung und Alt“, wie es der erfolgreiche Journalist Frank Schirrmacher in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“ mehrfach geradezu suggestiv formuliert (übrigens eine recht aufschlussreiche Studie, wenngleich in Detailfragen nicht unstrittig, zum Beispiel der Begriff „Altersrassismus“, dessen zweiter Teil semantisch traditionell anders belegt ist).
Ein Mensch mit besonders radikaler Gesinnung muss nicht zwangsläufig Mitglied einer rechts- oder linksextremen Partei sein. Er kann seine triebhafte, mitunter sogar paranoide Sucht nach Veränderung teils noch frenetischer ausleben, indem er sich organisatorisch mit anderen zusammenrottet, die konforme oder ähnliche Ansichten vertreten, was seit geraumer Zeit auch in Sachsen zu beobachten ist. Dresden war übrigens schon früher eine Hochburg der Nazis. Deren Jünger erfreuen sich inzwischen eines europaweit steigenden Zuspruchs durch Gleichgesinnte und Sympathisanten. Das wurde auch nach der Jahrtausendwende mehrfach anschaulich demonstriert.
Und wer infolge seines Ideologiewahns zweckgerichtet nach vermeintlichen Feinden sucht, der findet sie auch. Mal waren es die Bolschewiken, fast immer die Juden und Zigeuner, und bald werden es die Alten, Schwachen und Kranken sein. Dabei würden sich die gezüchteten Bestien in
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