Das Elbmonster (German Edition)
Menschengestalt keineswegs allein auf die kinderlosen Mitbürger stürzen, was ja bereits ein verteufelt barbarisches und daher unverzeihliches Verbrechen wäre. Nein, ihre erklärte Zielgruppe sind uneingeschränkt alle betagten Männer und Frauen, die nicht mehr arbeiten wollen oder können. Quo vadis (wohin gehst du), Deutschland?
Um tunlichst fair zu bleiben, sollte man selbstredend eingestehen, dass nicht wenige von denen, die absichtlich auf eigenen Nachwuchs verzichten oder sich mit höchstens einem Kind bescheiden, durchaus triftige Gründe für ihren Entschluss haben. Das muss man akzeptieren, weil es fraglos eine Reihe von objektiven Ursachen dafür gibt. Außerdem wäre ein Pauschalurteil ohnehin nicht zu rechtfertigen. Mit anderen Worten: Ich halte es für völlig normal, dass in einer modernen Gesellschaft erwachsene Menschen letztlich ganz allein bestimmen, ob, wann und wie viele Kinder sie haben möchten (vornweg natürlich die holde Weiblichkeit in persona!). Da gibt es nichts zu mäkeln. Sonach muss auch die entsprechende Lebensplanung ohne Wenn und Aber jedem selbst überlassen werden. Es bedarf keiner staatlichen Reglementierung. Der Fiskus vermag zwar über geeignete Maßnahmen sowohl fördernd wie auch hemmend einzugreifen, sollte sich jedoch weder zur diktierenden Vormundschaft aufschwingen noch in der Rolle des unfehlbaren Tugendwächters üben. Dies gilt selbstredend auch für Einzelpersonen. Also, bitte nichts für ungut, meine verehrten Leserinnen!
Insofern dürften sich nunmehr einige Zornesfalten bei den Betroffenen wieder allmählich glätten, hoffe ich zumindest.
Auch wenn ich meine, dass Kinderlärm die beste und wunderbarste Zukunftsmusik intoniert, wäre es noch keine demografische Katastrophe und erst recht keine nationale Tragödie, falls das deutsche Volk im Verlaufe der nächsten Jahrzehnte auf natürlichem Wege um zehn oder zwölf Millionen Seelen schrumpfte. Das ist nicht das eigentliche Problem, obwohl es uns zu denken geben dürfte. Auch die Zahl der Auswanderer (allein im Jahre 2012 rund 712.000!) soll nicht bagatellisiert werden, ungeachtet der Tatsache, dass im selben Zeitraum über eine Million Personen nach Deutschland kamen.
Sobald wir jedoch offiziellen Verlautbarungen entnehmen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung der sozial Schwachen bei uns mittlerweile um sieben Jahre geringer ausfällt als in der reicheren Bevölkerungsschicht, müssten wir doch zwangsläufig ernsthaft ins Grübeln kommen.
Der „Spiegel“ titelte vor einiger Zeit reißerisch die Frage: „Macht uns die kinderlose Gesellschaft immer egoistischer?“ Waren darin Ursache und Wirkung bewusst vertauscht worden, um sonach vielleicht eine Art Persilschein für das Versagen der Politik auszustellen? Richtig müsste es doch heißen: Macht uns der gesellschaftlich bedingte Egoismus unaufhaltsam kinderlos?
Dem könnte wiederum entgegengehalten werden, dass sich die Alterspyramide in den meisten anderen Industrieländern nicht so dramatisch offenbart wie bei uns, weil hier die Nachkommen pro Frau deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Eine deutsche Besonderheit?
Der ethische Wert eines sozialen Organismus lässt sich insbesondere vom Verhalten zu seiner heranwachsenden Generation ablesen. Und genau darin liegt mancherlei noch sehr im Argen, denn solange Kinder ein relativ hohes Armutsrisiko sind, herrscht de facto kein gutes und erst recht kein ideales Klima im Lande Germania. Gewiss, wir sollten uns streng davor hüten, etwa nach einem Allroundstaat zu rufen, der alles reglementiert und schließlich in Diktatur mündet. Das hatten wir bereits. Es müsste für immer reichen! Im Übrigen ist auch die Verantwortung ihrem Wesen nach stets konkret, beginnt und endet individuell. Daher bleibt jeder Einzelne gefordert, sich mit Herz und Verstand zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen. Trotzdem dürfen und müssen wir von sachkundigen Vertretern der öffentlichen Hand erwarten, dass sie die anstehenden Probleme nicht nur klar erkennen, sondern ebenso pflichtbewusst und couragiert zu deren sinnvoller Lösung beitragen (die besonders achtbaren Bemühungen durch Ursula von der Leyen hatte ich bereits erwähnt).
Mit kritischem Blick auf unser Thema ist offenbar einiges sträflich vernachlässigt oder falsch entschieden worden, was sich gegebenenfalls schon in absehbarer Zeit bitter rächen kann. So war es bestimmt ein gravierender Fehler, die unmittelbare Erwerbsarbeit in eine
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