Das Elbmonster (German Edition)

wegstreichen? Eher bitte ich meine verehrte Leserschaft abermals um Nachsicht!
     
     
    Sonach also nun flugs hin zur bereits angerissenen Problematik der aktuellen und künftigen Bevölkerungsentwicklung in deutschen Landen!
    Nie zuvor gab es eine solch gravierende Konstellation innerhalb eines Staatsvolkes, wo die Zahl der Alten lawinenartig wächst und im Gegensatz dazu die der Jüngeren dramatisch abnimmt. Das muss zwangsläufig zu erbitterten Verteilungskämpfen führen. Und die Jungen werden siegen. Daran ernsthaft zu zweifeln wäre ebenso naiv wie etwa die Annahme, unter kapitalistischen Bedingungen könne man jemals sämtliche Elemente eines raubtierhaften Verhaltens beseitigen. Es käme lediglich darauf an, in den zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Wärme zu vermitteln. Ein edler Narr, wer das glaubt!
     
    Machen wir uns doch nichts vor, der glanzvolle Trend, sich einer großen Sache partout unterzuordnen, die Welt um jeden Preis retten zu wollen, ist hierzulande längst vorbei. Die Jünger der „Spaßgesellschaft“ engagieren sich lieber für das eigene Wohl als für das Gemeinwesen. Viele sind nicht mehr gebührend zukunftsorientiert und zeigen auch keinerlei Interesse, dafür Verantwortung zu übernehmen. Sie denken nur an sich und nähren fortwährend ihren unersättlichen Egoismus. Dabei verzichten sie sogar willentlich auf Kinder, die fundamentale Voraussetzung für eine trächtige Perspektive.
    Doch zumindest jene Frauen (und Männer), die aus lauter Selbstsucht bewusst dem eigenen Nachwuchs entsagen oder sich maximal auf einen Spross beschränken, werden ernten, was sie selbst provozieren, nämlich die Ächtung durch kommende Generationen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob sie ansonsten Bedeutsames für die Gesellschaft geleistet haben, denn das Allerwichtigste wurde ihrerseits vorsätzlich ausgespart, wodurch sie die Zukunft der Nation fahrlässig aufs Spiel setzten. Das klingt zwar sehr brutal und gespensterhaft, die Wirklichkeit hingegen wird uns dereinst anscheinend noch weitaus makabrer begegnen, denn es kann wahrhaftig viel gefährlicher kommen, als wir es gegenwärtig erahnen. Ein „Rentnerparadies“ ist jedenfalls in Deutschland hinfort mit hundertprozentiger Sicherheit nicht zu erwarten.
     
    Die bei uns mannigfach verbreitete und leider gleichermaßen praktizierte Auffassung, dass Kinder beim Genuss des Lebens und der Persönlichkeitsentfaltung ein arges Hindernis wären, gehört sicherlich zu den verhängnisvollsten Trugschlüssen unserer Zeit. Wer um Himmels willen nährt unentwegt diese Idiotie? Und vor allem warum? Das genaue Gegenteil ist der Fall, behaupte ich aus eigener Erfahrung. Es gibt absolut nichts, das jemals großartiger, faszinierender und kostbarer sein könnte als Kinder! Sie allein bedeuten Erneuerungsfähigkeit und Zukunft! Wer nur an sich denkt und entsprechend handelt, obwohl er in bestimmter Weise auch dem Gemeinwohl dienen könnte, macht sich letztlich selbst nahezu überflüssig.
     
    Ja, ich gebe unverblümt zu, auch in dieser Hinsicht gewollt zu polarisieren. Es ist meine feste Absicht, Betroffenheit und Empörung auszulösen, sogar im engeren Freundeskreis. Das werde ich auch künftig tun, weil ich meine, dadurch bestimmte Denkzellen schneller und nachhaltiger in Bewegung zu bringen als mit versöhnlichen Nichtigkeiten. Indessen sei auch hierzu ausdrücklich betont: Es ist keineswegs so, dass ich mir etwa einbilde, selbst über alle menschlichen Schwächen und Fehler erhaben zu sein. Vielmehr betreibe ich damit eine Art Widerspiel: Wenn ich andere Leute bewusst aufs Korn nehme, ziele ich in erster Linie auf mich selbst. Und manchmal hilft es mir sogar, diese oder jene Marotte zu besiegen oder wenigstens abzuschwächen. Im Grunde genommen kann das jeder. Man muss es nur ganz fest wollen und dabei der eigenen Kraft respektive Lernfähigkeit vertrauen.
     
    Natürlich ist auch mir hinreichend klar, dass die moderne Industriegesellschaft infolge der zunehmend strikten Trennung von Wohn- und Erwerbsort nicht gerade kinderfreundlich wirkt. Auch wenn unser Grundgesetz die Ehe und Familie offiziell unter den „besonderen Schutz des Staates“ stellt, wird selbst die teils noch vorhandene Bereitschaft junger Menschen, eine Familie zu gründen und in deren Geborgenheit Kinder zu erziehen, die laut Verfassung proklamierte Fürsorge des Fiskus nur noch partiell erfüllt.
    Da müssten in unserer Familienpolitik ganz andere Prämissen gelten, als wir sie