Das Elbmonster (German Edition)
daran glaubt. Dennoch: Tun wir etwas dafür!
Was indessen Abel betrifft, versteht sich wohl von selbst, dass ich ihm, meinem besten Freund, welcher zudem im gewissen Maße sogar mein Bruder ist, sofort nach der unfassbaren Tragödie meinen verbindlichen Beistand zusicherte. Allerdings machte er kaum Gebrauch davon, im Gegenteil, trotz wiederholter Bemühungen meinerseits igelte er sich immer mehr ein, gleichsam, als ob sich jemand durch einen selbst gesponnenen Kokon zusehends von der Außenwelt abschirmte.
Was ist nur aus diesem Manne geworden, der doch sonst über eine sehr lange Zeitspanne hinweg, nämlich von seiner Jugend an, stets wohltuende Wärme und feste Zuversicht ausstrahlte?
Um seinen jetzigen Zustand zu erklären, reicht offensichtlich die brutale Heimsuchung durch den wundersamen Tod seiner überaus geliebten Frau als einziger Grund nicht mehr aus. Dafür muss es noch weitere Ursachen geben, die mir freilich bisher gemeinhin verborgen blieben. Doch je länger ich im Ungewissen tappe, desto stärker ergreift mich die Furcht, es könnte ein äußerst mystisches und daher ebenso beängstigendes Phänomen dahinter stecken.
Womöglich verkörpert er in persona so etwas wie eine soziale Hybride, die allenfalls spezielle Art von Bastard, ähnlich einer menschlichen Chimäre, also ein bizarres Zwitterwesen? Gibt es das überhaupt? Mich schaudert es, denn Frankenstein lässt grüßen! Oder nistete eventuell bereits seit Längerem irgendeine dunkle Kraft heimlich in seinem Leib, welche erst mit dem verhängnisvollen Geschehnis freigesetzt wurde und sich danach unaufhaltsam entfachte, gar eine noch unbekannte Energieform, deren Wirkung uns schon bald das pure Grauen lehren könnte? Oje, ich ahne Schlimmes!
Darum blicken wir jetzt zur Abwechslung in andere Gefilde!
Im palästinensisch-israelischen Raum gibt es anscheinend niemals Ruhe. Der ersehnte Friede will einfach nicht einziehen, weil er sich ständig bedroht fühlt. Und er ist es sicher auch, wovon uns die entsprechenden Nachrichten beinahe täglich überzeugen. Wir erinnern uns vermutlich noch taufrisch und gleichermaßen voller Sorge an jene furchtbar tragischen Ereignisse, die unmittelbar nach Weihnachten 2008 folgten, als Israel sich anschickte, mit geballter Streitmacht gegen die militante Hamas vorzugehen, eine besonders radikale islamistische Widerstandsbewegung in Palästina, deren überaus fanatisierten „Gotteskrieger“ zuvor wochenlang ununterbrochen Raketen auf das Gelobte Land abfeuerten.
Die Antwort des hochgerüsteten und schon mehrfach kampferprobten jüdischen Staates war verheerend, in mancher Hinsicht sogar frevelhaft. Mittels supermoderner Kampfflugzeuge wurde auf palästinensischem Gebiet buchstäblich alles kurz und klein geschlagen, was man gezielt ins Visier nahm. Natürlich gab es dabei auch Menschenopfer, insgesamt mehr als eintausenddreihundert, darunter viele Frauen und Kinder.
Wie erwartet, reagierte die internationale Öffentlichkeit traditionell verschieden und teils auch direkt entgegengesetzt auf die grauenvolle Tragödie. Frau Merkel forderte beizeiten, man müsse zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden. Wer indessen konsequent ihrem Wunsch nachkommt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Ergebnis gelangen, als es von ihr beabsichtigt war. Man sollte dabei nämlich nicht unberücksichtigt lassen, dass die Bevölkerung Palästinas von den Israelis bereits seit Jahrzehnten quasi in fortwährend ehrverletzender Knechtschaft gehalten wird. Wer von uns könnte das widerspruchslos ertragen? Damit sind zwar die ständigen Raketenangriffe der Hamas keineswegs zu rechtfertigen, doch ein Impuls zum tieferen Nachdenken könnte es durchaus sein.
Wir Mitteleuropäer heutiger Prägung vermögen wohl jene unseligen Ereignisse auf nahöstlichem Gebiet weder gefühls- noch verstandesmäßig ausreichend zu erfassen. Was sich dort seit Langem abspielt, übersteigt oftmals unsere herkömmliche Vorstellungskraft, bleibt uns kaum oder nur schwer zugänglich.
Die Krisenregion ist mit einem ungeheuren Konfliktpotenzial geschwängert. Das war sie allerdings auch schon vor dreitausend Jahren. Nur ist die geschichtlich ohnehin vertrackte Situation mit der Gründung des Staates Israel (1948) auf einem Teil palästinensischen Territoriums noch bedeutend verschärft worden. Auch wenn das auf der Grundlage eines vorangegangenen UN-Beschlusses geschah, werden wirklich Sachkundige wohl nur äußerst
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