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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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sogar als profitable Einnahmequelle, weil ihnen sowie unzähligen anderen Scharlatanen leichtfüßig entgegenkommt, dass jede Minute Dumme geboren werden, die leider nichts dazulernen wollen oder können. Skrupel kennen sie freilich nicht, die selbst ernannten Gesundbeter, Propheten, Sterndeuter, Spiritisten, Wahrsager, Parapsychologen, ergo Betrüger aller Couleur. Und so ziehen sie als rücksichtslose Bauernfänger über das ganze Land, befallen wie Schwärme von Heuschrecken mit unstillbarem Appetit die Blindgläubigen, um ihnen möglichst sämtliche Haare vom Kopf zu fressen beziehungsweise das letzte Geld aus der Tasche zu locken.
     
    Interessant, dass man heutzutage selbst in pseudowissenschaftlichen Gebieten, wie etwa der Astrologie, den Doktortitel erwerben kann. Rätselhaft bleibt mir allerdings, welche Universität oder Hochschule dafür das Promotionsrecht haben könnte und wie eine derartige Verfahrensweise überhaupt abläuft, sofern tatsächlich entsprechende Forschungsthemen an verwegene Hasardeure vergeben werden sollten, die ja schließlich ihre Dissertation auch öffentlich verteidigen müssten. Hier liegt die Vermutung nahe, dass solch halbseidene Angelegenheiten wohl eher von Leuten alias „Konsul“ Weyer über den schnöden Mammon geregelt werden, denn in der Welt des Kapitals ist nahezu alles käuflich. Es kommt nur auf die Höhe und Art der konkreten Zuwendung sowie auf die jeweiligen Umstände an. Letztlich ist kaum einer dagegen gefeit, den einschlägigen Versuchungen prinzipiell zu widerstehen. Ohnehin ist die Scharlatanerie allgegenwärtig. Sie feiert geradezu Triumphe. Je größer das materielle und geistige Elend vieler Landeskinder, desto erfolgreicher die vermeintlichen Heilsbringer aller Richtungen. So nutzen auch Missionare mit dubiosen Absichten gerne bestimmte Krisensituationen, um ihre Weltanschauung an den Mann zu bringen.
    Die Erfahrung lehrt: Steigt die Brutalität im Alltag, wächst beinahe zwangsläufig die Nachfrage nach mancherlei Seelentröstern, mögen diese uns auch noch so albern, kitschig oder verworren begegnen. Zudem sind die Menschen für einen gewissen Judaslohn fast zu allem bereit, sogar wenn sie nicht am Hungertuch nagen.
     
    Selbstredend will ich mit einem Schelmenblick auf meine Person diesbezüglich auch nicht die Hand ins Feuer legen. Merkwürdigerweise hat mir bislang jedoch niemand eine nennenswerte Summe geboten. Wofür auch? Da müsste ich schon ein hochrangiger Politiker oder einflussreicher Berater sein, jedenfalls mit lohnender Entscheidungsbefugnis ausgestattet, um als begehrtes Objekt der Bestechlichkeit auserkoren zu werden. Aber nichts davon trifft zu. Na, vielleicht in meinem nächsten Leben, was ich allerdings für vollkommen unrealistisch halte.
    Wie dem auch sei, bereits Albert Einstein äußerte sich unter anderem dahingehend, dass man zwar nicht genau wisse, ob das Universum grenzenlos ist, unsere Dummheit hingegen ganz bestimmt. Sie war und bleibt ein treuer Wegbegleiter der gesamten Menschheitsgeschichte, in allen Zeiten sowie an jedem Ort auffindbar und daher unerschöpflich. Zu glauben, das könne sich jemals qualitativ ändern, ist eine trügerische Illusion.
    Darum bildet die ständige Beschränktheit des Homo sapiens auch das Eldorado für Rattenfänger und Vogelschauer, eine sichere, weil unversiegbare Quelle sowohl geistiger Verführung wie materieller Vorteilsnahme durch Halunken sämtlicher Nuancen. Diese laben sich ungeniert und reichlich am üppigen Nektar unserer fortdauernden Arglosigkeit.
    Vor dem Richterstuhl einer kritischen Vernunft vermögen sie ihr schändliches Treiben gewiss nicht zu rechtfertigen. Aber den leichtgläubigen Massen suggerieren sie allemal, dass ihre vermeintlich uneigennützige Wirksamkeit durchaus berechtigt und sogar ehrenwert sei, weil damit mannigfache Bedürfnisse der Volksseele redlich gestillt würden. Und so werden uns zahllose Gauner, Schufte, Rosstäuscher und vorgebliche Heilsbringer jeglicher Schattierung auch weiterhin „beglücken“, erwartungsgemäß bis zum Ende aller irdischen Tage. Dank unserer sprichwörtlichen Naivität haben sie oft genug leichtes Spiel, uns über den Tisch zu ziehen und ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.
    Dabei sind die Anhänger des oben erwähnten positiven Denkens noch die Harmlosesten. Ihnen kommt ja auch entgegen, dass uns Leute mit einer optimistischen Grundhaltung zweifellos viel angenehmer sind als die Miesepeter.
    Dennoch gleiten sie an der

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