Das Elbmonster (German Edition)
überwiesen, wobei Millionen D-Mark in dunkle Kanäle versickerten. Das lief ein paar Jahre halbwegs gut, bis ihn schließlich die Staatsanwaltschaft infolge abermaliger Konkursverschleppung, vorsätzlichen Bankrots (speziell die ominöse Pleite seines Meißner Bauunternehmens) und Nichtabführung von Sozialversicherungsbeiträgen aus dem Verkehr zog.
Kurzum, der besagte Otto kam als skrupelloser Hasardeur und ging als heftig gescholtener, weil vielfach ausgewiesener Übeltäter, denn am zweiten August 1995 klickten endlich die Handschellen.
Was hat dieser vermeintliche Heilsbringer sich hier aufgeführt, unentwegt selbstgerecht in Szene gesetzt! Kenner jener dubiosen Machenschaften und Beobachter seiner teils extrem fiesen Auftritte wären sicherlich nicht verwundert, wenn ihn vornweg Dynamo-Anhänger während einer Nacht- und Nebelaktion spätestens im Sommer 1995 ordentlich verdroschen oder gar in die Elbe geworfen hätten. Aber echte Fans waren und sind solchen Typen moralisch überlegen.
Verallgemeinert bleibt ein trauriges Fazit:
Hunderte, ja, Tausende von diesem Lumpenpack sind mit der sozialen Wende wie Aasgeier über uns hergefallen und nicht wenige davon in noblen Nadelstreifen. Von da an lauern ständig irgendwelche Bösewichte nahezu überall als Wegelagerer, begierig darauf wartend oder selbst die für sie günstige Situation hinterhältig erzeugend, uns das Fell über die Ohren zu ziehen. Das sind unzählige Ganoven, die sich seither auch bei uns dreist tummeln und wirklich nur eines im Sinn haben, nämlich leichtgläubige Mitbürger gezielt zu hintergehen, um sie rücksichtslos zu betrügen. Mit welcher Selbstverständlichkeit sie zum Beispiel unter anderem kleinere Dienstleistungsbetriebe um den Lohn ihrer Arbeit prellen, ist kaum zu fassen.
Ebenso bezeichnend ist doch die geradezu reihenweise Abzocke vertrauensseliger Leute während der Werbefahrten. Was wird da im Vorfeld nicht alles versprochen und sogar schriftlich zugesichert! „Selber schuld, wer sich ohne jeglichen Argwohn von solchen Gaunern mehrfach hinters Licht führen lässt!“, werden mir hierauf sicherlich einige Leser entgegenhalten. Ja, auf meine Person bezogen nehme ich die Kritik vorbehaltlos an! Dennoch gebe ich Folgendes zu bedenken: Wirkt diese Einstellung zur erwähnten Problematik nicht fast schon wie ein Freibrief oder Blankoscheck für das frevelhafte Verhalten so mancher Zeitgenossen? Ich sehe darin bislang zumindest eine Art öffentliche Legitimation solcher Machenschaften, von denen es ja wiederum unzählige Varianten gibt. Mittlerweile habe ich immerhin begriffen, dass sie in der freien Marktwirtschaft vollkommen normal sind, denn wir leben allesamt in einem System, wo man im Grunde genommen unablässig argwöhnen muss, von irgendjemandem hintergangen und betrogen zu werden, weil diese Gesellschaftsform wohl oder übel fortwährend unzählige Gangster und Scharlatane gebiert.
Unter DDR-Verhältnissen, die in vielerlei Hinsicht wahrlich nicht rosig waren, blieben uns derartige Praktiken erspart. Sie waren uns vollkommen fremd. Wer das bewusst leugnet, hat entweder nicht hier gelebt oder ist einfach unbedarft, wenn nicht gar permanent böse. Auf derlei ruchlose Errungenschaften, Auswüchse eines unredlichen Verhaltens, würden wir jedenfalls bestimmt gerne verzichten, und zwar in ganz Deutschland! Indessen ist eher zu befürchten, dass die hier ins Feld geführten Kanaillen ebenso schnell und begierig wie riesige Schwärme von unerhört gefräßigen Heuschrecken über all die Länder herfallen werden, welche sich dem europäischen Staatenbund anschließen, um deren Völker nicht minder zu schonen, als es uns widerfuhr.
Es wäre der Preis der Freiheit, meinen verschiedene Mitbürger. Das erscheint mir jedoch als ein recht oberflächliches Urteil, denn Freiheit dürfte letztlich nur jemand verdient haben, der auch ethnische Grenzen kennt. So ist es aber leider nicht. Wir haben mittlerweile neoliberalen Turbokapitalismus pur. Deshalb sind in erster Linie nicht Moral und Würde gefragt, sondern ersprießliche Erfolge, koste es, was es wolle. Und bewundert werden dabei mehr die Skrupellosen als die Anständigen. Wohin das führen kann, offenbart uns auf besonders dramatischer Weise die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise von globalem Ausmaß. Hierbei ist auch interessant, wie maßgebliche Politiker darauf reagieren: Sie sorgen auf dem Wege einer beispiellos international abgestimmten Aktion regsam
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