Das Elbmonster (German Edition)
werden ja sehen...!
Ostern 2002: So, da bin ich wieder!
Knapp sieben Monate Zwangspause sind wahrlich kein Pappenstiel. Wenn das Schicksal einmal zuschlägt, dann mitunter gleich knüppeldick. Mir ist, als hätte ich unterdessen eine seltsame Wandlung vollzogen, etwa wie vom Adler zum Kiwi, jenem merkwürdigen Tierchen auf Neuseeland, das zwar ein Vogel ist, aber nicht fliegen kann. Geschah meine Mutation auch notgedrungen, so bin ich doch heilfroh darüber, wieder einigermaßen auf dem Damm zu sein. Außerdem festigte sich erneut meine Überzeugung, dass selbst eine spürbar eingeschränkte Leistungsfähigkeit immer noch tausendfach wertvoller ist als gar keine.
Ergo will ich nicht klagen, denn es gibt zweifellos weit Schlimmeres, als meine derzeitigen körperlichen Leiden, zumal es mir heute schon beträchtlich besser geht, als vergleichsweise im August 2001, wenn auch noch nicht so richtig gut.
Es bringt meistens sowieso nichts, mit der eigenen Lebensfügung unentwegt zu hadern. Man sollte sie lieber annehmen, ihre Grundzüge verinnerlichen, ohne dabei in Fatalismus abzugleiten. Einiges kann man persönlich beeinflussen, anderes hingegen bleibt zuweilen unabänderlich. Wer sich allerdings vollkommen dem Schicksalsglauben unterwirft, darf sich nicht wundern, wenn überwiegend jene triumphieren, die fest entschlossen sind, ihre Laufbahn selbst beim Schopfe zu fassen, den Inhalt ihres flüchtigen Daseins auf Erden weitestgehend nach eigenem Gutdünken zu gestalten.
Das erinnert mich übrigens spontan an Ludwig Erhards Leitbild vom schöpferischen Menschen in der Sozialen Marktwirtschaft:
„Ich will mich aus eigener Kraft bewähren, will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal selbst verantwortlich sein. Sorge du Staat dafür, dass ich dazu in der Lage bin!“
Ein solch trächtiges Verhältnis zwischen Individuum und demokratischem Gemeinwesen dürfte auch künftig als Richtschnur verantwortlichen Handelns dienen. Deshalb ist es zu begrüßen, wenn das spezielle Erbe des geistigen Vaters dieser Orientierung nicht nur bewahrt wird, sondern gemäß der neuen Anforderungen in unserer „Wissensgesellschaft“ auch auf eine höhere Stufe gehoben werden soll, wie es eine Kommission der CDU unter Leitung von Frau Merkel vor geraumer Zeit herausstellte.
Soll Politik aktive Zukunftsgestalterin sein, braucht sie genügend theoretischen Vorlauf. Selbst wenn manche Gedanken im entsprechenden Reformpapier zur Perspektive der Sozialen Marktwirtschaft ziemlich pathetisch klingen und vom realen Leben schnell wieder verdrängt werden, ist es immer noch ein achtenswertes Unterfangen, denn nach wie vor gilt folgende Erfahrung:
Man muss viel wollen, um einiges zu erreichen, weil der übliche Tagesrhythmus oftmals einen gehörigen Tribut fordert und sonach die Schwingen unserer Hoffnung ohnehin arg stutzt. Kurz, unsere Sehnsüchte und Wünsche sollten wir niemals freiwillig aufgeben. Darum nährt es unverzagt meinen Verstand und entflammt freudig mein Herz zu wissen, dass sich fortwährend Leute finden, die ernsthaft darüber nachdenken und Vorschläge unterbreiten, was man tun könne, damit sich auch die Beziehung zwischen Bürger und Staat zukunftsweisend entwickelt.
Sobald ich von anderen eine pflichtbewusste Gesinnung humanitärer Art vernehme, wirkt das auf mich wie eine frohe Botschaft, regelrecht verheißungsvoll, denn es vermittelt stets eine gewisse Zuversicht, und ein gesunder Optimismus erleichtert unsere Existenz. Dabei geht es mir vornehmlich um die Sache und nicht um die Person. Wenn mir eine Idee zusagt, ist es mir nahezu egal, welcher Partei oder Weltanschauung sich die jeweiligen Urheber gerade fügen. Das bleibt generell nebensächlich, zumal es eh nur den Blick für Wesentliches trübt, uns quasi Scheuklappen aufsetzt, die nun einmal jedwede Voreingenommenheit begleiten.
Gar nicht anfreunden kann ich mich indessen beispielsweise mit der gängigen Meinung, dass es hinsichtlich unserer mannigfachen individuellen Begehren lediglich eines klaren Zieles bedürfe, an dessen Verwirklichung man fest glauben müsse, und schon werde eines schönen Tages dieser oder jener konkrete Wunsch in Erfüllung gehen. Das ist der reinste Schwachsinn, den uns namentlich Vertreter des sogenannten positiven Denkens unaufhörlich vorgaukeln.
Anscheinend dient ihnen der mit Absicht konstruierte Nonsens vereinzelt als Selbstbefriedigung in Form eines geistigen Orgasmus, gelegentlich vielleicht
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