Das Elbmonster (German Edition)
aufrichtig, wenn auch etwas beschämt.
Mir hat übrigens auch Maria Trebens Empfehlung bislang nicht geholfen, gegen Prostatakomplikationen über eine längere Zeit hinweg regelmäßig Teeaufgüsse vom Kleinen Weidenröschen zu nehmen. Vielleicht habe ich einfach zu wenig an seiner positiven Wirkung geglaubt, um wenigstens dem Placeboeffekt eine Chance zu bieten. So ist das nun einmal mit mancherlei wohlgemeinten Ratschlägen: Sie nutzen nichts und schaden auch nicht. Andererseits ist nicht zu leugnen, dass die vermutlich nicht ganz selbstlose Maria das erwähnte Buch auch mit mancherlei Brimborium und Hokuspokus schmückte. Das lässt sich mühelos aufspüren, sobald man den Inhalt gründlich unter die Lupe nimmt. Dies wiederum ist heutzutage bei Weitem keine Ausnahme, sondern nahezu eine generelle Erscheinung: je seichter das Elaborat, desto größer der (finanzielle) Erfolg.
Sonach bedrängt mich der behandelnde Urologe, fraglos ein überaus geschätzter Fachmann, wiederum zu einer Stanzbiopsie mit insgesamt zwölf (!) Gewebeentnahmen, um endlich abzuklären, ob eine bösartige Erkrankung in der Vorsteherdrüse nistet oder womöglich schon wuchert. Wahrlich nichts Angenehmes, wie ich bereits aus doppelter Erfahrung weiß. Trotzdem habe ich mir einen verbindlichen Termin geben lassen. Nun hoffe ich sehr, dass der gute Mann sich bei der ziemlich lästigen Prozedur am Ende nicht noch verzählt. Falls er nämlich, entgegen seiner festen Zusage, ein dreizehntes Mal die immens lange Hohlnadel in meine eh schon arg geplagte Prostata schießen (!) sollte, wäre das ein denkbar schlechtes Vorzeichen für mich (die ominöse Bedeutung dieser Zahl, welche auch ich längst verinnerlich habe, ist uns ja mittlerweile bestens vertraut).
Quatsch, das war alles nur ein Traum! In Wirklichkeit will der emsige Doktor bei der nächsten Aktion genau zwei Dutzend, wenigstens aber zwanzig Proben entnehmen, weil er inzwischen davon überzeugt ist: „Da muss was sein!“
Wie soll das ein etwa kastaniengroßes Organ überhaupt noch unbeschadet aushalten? Es wären dann insgesamt vierundvierzig Stanzbiopsien (12/12/20).
Mit Verlaub, das muss doch selbst einen medizinischen Laien zu folgender Überlegung bedrängen:
Sofern sich einzelne Zellstrukturen nicht schon im Stadium bösartiger Geschwülste befinden, werden sie vermutlich durch solch massenhafte Verletzungen erst recht dazu angeregt, sich ebenso aggressiv zu behaupten wie sie gezielt versehrt worden sind, indem sie zum heimtückischen Krebs mutieren, ähnlich einem von uns vorsätzlich blessierten Tier, welches sich hernach nicht minder unberechenbar zur Wehr setzt. Ist dieser Gedanke eines möglichen Kausalzusammenhangs vollkommen abwegig? Wohl eher nicht. Es handelt sich hierbei immerhin um Lebewesen und beileibe nicht um tote Gebilde. Hätten die einschlägigen Mikroorganismen eine Stimme, würden sie vor lauter Schmerz und Wut markerschütternd schreien. So aber rächen sie sich auf ihre Art: Sie verursachen bei den betroffenen Männern einen verfrühten Exitus, falls sie nicht rechtzeitig entdeckt und durch wirksame Gegenmaßnahmen daran gehindert werden.
Insofern befällt mich angesichts meiner jetzigen gesundheitlichen Probleme manchmal eine gewisse Skepsis, ob es denn partout notwendig und richtig war, all die lästigen Behandlungsweisen bis hin zur radikalen Operation über mich ergehen zu lassen. Vielleicht wäre mir ohnedem auch eine vertretbare Perspektive geblieben, noch ein paar Jahre mitzumischen und mich an den faszinierenden Schönheiten irdischen Daseins zu erfreuen? Doch wie die Antwort auch immer ausfallen möge, es kann nichts mehr korrigiert werden.
Demzufolge will und muss ich den Blick abermals nach vorn richten!
Indessen bleibt wenigstens den künftigen Leidensgenossen zu wünschen, dass hinsichtlich der Früherkennung einschlägig drohenden Unheils schon bald behutsamere Verfahren zur gängigen Praxis werden, wie etwa spezielle Analysen von Blut oder Urin, wofür es ja bereits gute Ansätze gibt.
Bei mir wurde jedenfalls noch die traditionelle Methode angewandt (zuletzt stationär unter Vollnarkose, vorher ambulant ohne Betäubungsmittel). Hierauf folgte wieder ungefähr eine Woche lang das buchstäblich zermürbende Warten und Bangen. Die reinste Marter für die Psyche. Vergeht mir die Zeit ansonsten auch beinahe wie im Fluge, so währt sie innerhalb der sieben Tage fast wie eine Ewigkeit. Man befürchtet zwar furchtbar Schlimmes, erwartet
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