Das Elbmonster (German Edition)
ihm übrigens beizeiten verziehen).
Einige Frechdachse kamen schließlich ganz nah zu mir, beschnupperten mich keck von oben bis unten, ebenso von hinten nach vorn, um vor aller Augen schalkhaft zu prüfen, ob ich denn eventuell noch nach Jauche riechen würde. Spornstreichs umarmten sie mich freudestrahlend, wonach die anderen Schüler gleichfalls zu mir strömten, um mich frohgemut in ihrer Mitte aufzunehmen. Für mich war das ein ungemein überwältigendes Erlebnis!
In welchem Maße während jenes dramatischen Geschehens meine Seele oder der Geist für einige Minuten den Körper verließ und gegebenenfalls durch eine vermeintliche Röhre zum Lichte schwebte, um hernach wieder zurückzukehren, vermag ich nicht genau zu sagen. Mir ist aber, als wäre es so oder ähnlich abgelaufen. Beschwören will ich es freilich nicht.
Ein viel deutlicheres Bild ergab hingegen die nächste Nahtoderfahrung.
Diese ist fast noch taufrisch, denn sie ereignete sich erst vor knapp einem Jahr.
Infolge einer tückischen Krebserkrankung befand ich mich im Dresdner Uniklinikum zur Radikaloperation. Nach dem erfolgreichen Eingriff wurde ich auf die Wachstation gebracht, wie es in solchen Fällen üblich ist. Auch dort verlief zunächst alles normal. Ich war ja an entsprechenden Geräten angeschlossen, und auch Fachpersonal befand sich ständig im Raum, denn es hatte synchron mehrere Patienten zu betreuen.
Während ich nach einiger Zeit allmählich aus der Vollnarkose erwachte und dabei immer deutlicher vernahm, wie sich die Lebensgeister in meinem Körper aufs Neue regten, verspürte ich sogleich eine gewisse Freude darüber, noch unter den Erdenbürgern zu weilen.
Für eine bestimmte Zeitspanne empfand ich überhaupt nichts Bedenkliches, merkte aber etwa nach einer reichlichen Stunde, dass mir plötzlich furchtbar übel wurde und ich mich gar nicht mehr in der Lage befand, nach Hilfe zu rufen, denn ich war unversehens rapide weggetreten, total besinnungslos. Ein starker Blutdruckabfall bewirkte den Kreislaufkollaps, wie ich später erfuhr (das steht auch im Arztbericht). Achtsame Diensthabende bemerkten natürlich sofort meine Notlage und leiteten eilends die richtigen Maßnahmen ein, um mich bald wieder am irdischen Geschehen teilhaben zu lassen. Doch meine unfreiwillige Abwesenheit verlief dem Vernehmen nach nicht ganz unproblematisch.
Ja, das war sie, die nochmalige Nahtoderfahrung mit relativ klaren Bildern in meiner Erinnerung. Diese gleichen sehr den Schilderungen von Personen, die auf ähnliche Begebenheiten verweisen können. Indessen ist meine Wertung der scheinbar mysteriösen Abläufe eine völlig andere, als wir sie bisher ab und zu vernahmen, wenngleich (vorerst?) auch nur hypothetischen Charakters.
Am Phänomen selbst zweifle ich also nicht. Umso eindringlicher frage ich nunmehr Sie, meine verehrten Leser, ob man es denn nicht auch wie folgt deuten könnte:
Bevor wir Menschenkinder das Licht der Welt erblicken, erfahren wir Geborgenheit und Wärme im mütterlichen Leib, sind quasi naturgegeben in einem engen dunklen Raum bestens versorgt und geschützt. Die Niederkunft erzeugt dann bei den betreffenden Frauen nicht nur Wehen, sondern oftmals auch massive Schmerzen. Derselbe Geburtsvorgang verursacht allerdings nahezu gleichzeitig auch bei den meisten künftigen Erdenkindern ziemlich heftige Strapazen, bevor sie durch den „Tunnel“ zum Lichte der großen Freiheit gelangen.
Sonach darf man wohl zu Recht vermuten, dass sich genau dieser einzigartige Prozess in unserem Bewusstsein einbrennt, und zwar unauslöschlich bis zum endgültigen Abflug vom diesseitigen Paradies. Dann wiederholt sich die Metapher ein letztes Mal in unserem Kopfe, sofern wir nicht das Glück haben, nochmals ins pralle Leben zurückzukehren. Ohnehin lässt sich darüber nur so berichten und streiten.
Ich bleibe dabei: Das verheißene Himmelreich kann man ebenso wenig nachweisen wie die objektiv reale Existenz Gottes. Da hilft auch kein Professorentitel oder missionarischer Eifer, mag dieser von noch so redlichen Absichten durchdrungen sein. Insoweit war, ist und bleibt jedwede Religion eine Glaubenslehre und keine Wissenschaft. Von Luzifers Fürstentum wollen wir gar nicht erst sprechen.
Indessen wird selbstredend auch niemand in der Lage sein, etwa über die Nichtexistenz eines universellen Schöpfers Zeugnis abzulegen. Das müssen selbst die eingefleischten Atheisten einräumen, sofern sie halbwegs sachlich bleiben.
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