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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Ansonsten werden sie den Gläubigen lediglich zugestehen, dass nach ihrer festen Überzeugung der himmlische Vater zwar existiert, jedoch nur als Produkt menschlicher Fantasie in den Hirnen und Herzen der Frommen sowie in entsprechen künstlerischen und sonstigen Äußerungen.
     
    Es handelt sich schlichtweg um einen zeitlosen Streit, den letztlich keiner beheben wird. Man kann ihn allenfalls schlichten. Und nur darum geht es: Lasst doch die Staubgeborenen nach ihrer Fasson selig werden, ein jeder gemäß eigenem Gutdünken! Solange unsere persönliche Weltsicht nicht in puren Fanatismus ausartet und daher gegebenenfalls anderen Schaden zufügt, ist doch wahrlich nichts Ernsthaftes gegen die Vielfalt der Anschauungen einzuwenden.
     
    Der Glaubwürdigkeit wegen sei noch kurz hinzugefügt: Meine zwei längst erwachsenen Söhne sind lutherisch, also religiös. Das hat sich eben so ergeben. Na und? Gewiss, sie bangen vereinzelt erquicklich diskret um mein Seelenheil. Aber ist es nicht wunderbar, wenn sich Kinder bisweilen um das Wohlergehen ihrer Eltern sorgen? Im Übrigen empfinde ich solcherart Diskussionsrunden viel reizvoller, als wenn sie unter lauter Gleichgesinnten geführt werden.
     
     
    Jetzt will ich mich abermals prüfend umschauen, ob denn alle meine edlen Weggefährten noch mitmarschieren. Und siehe da, es hat bisher tatsächlich niemand aufgegeben, noch keiner die Segel gestrichen! Das beeindruckt mich zutiefst und gibt mir auch die Gewissheit, dass wir den Rest unserer gemeinsamen Route ebenso erfolgreich bewältigen werden.
     
    Sonach erlaube ich mir frischen Mutes nachstehend die kurze Rückbesinnung auf ein spezielles Problem, dass ich bewusst in die Gegenwart hole, um vielleicht diesem oder jenem Leser einen hilfreichen Fingerzeig zu übermitteln.
    Verdammt, momentan hat es mich aber wirklich stark erwischt: Sie ist da, die normalerweise tödliche Krankheit namens Prostatakrebs! Das offenbart die pathologische Auswertung der letzten Stanzbiopsie an mehreren Proben als eindeutige Diagnose. Ehedem sind die Betroffenen daran gestorben, meist qualvoll draufgegangen. Da half kein Bitten noch Flehen. Heute hingegen darf man berechtigt hoffen, von dieser Geißel erlöst zu werden, sofern sie früh genug erkannt und sachgerecht behandelt wird.
     
    Ihr Wackeren meines Geschlechts, ich kann euch nur wärmstens anempfehlen: Nutzt beizeiten die gebotenen Möglichkeiten der Voruntersuchung!
    Sicher, wir wollen unter keinen Umständen in die Fußtapfen derer treten, die unentwegt von einem Arzt zum anderen tigern, obwohl ihnen kaum etwas fehlt. Dennoch: Vernunft bleibt die Mutter aller Weisheit!
     
    Ja, was ist nun meine konkrete Entscheidung? Ich will schließlich nicht enden wie vergleichsweise das Männchen der „Schwarzen Witwe“, jener Spinnenart, die ihren Begatterich nach der Paarung frisst, mich indessen der unerhört heimtückische Krebs aufgrund einer völlig anderen Begebenheit womöglich scheibchenweise bestialisch aufzehrt.
     
    Verschiedene Leute meinen, man sei immer gut beraten, keinem Menschen hundertprozentig zu trauen, zuweilen nicht einmal sich selbst, denn wir trügen allesamt unsichtbare Masken. Obendrein wäre ein jeder mit Irrtümern behaftet. Letzteres stimmt gewiss. Ansonsten will und kann ich mich nicht fortwährend mit irgendwelchem Argwohn umhüllen. So mag ich nicht leben! Also folge ich auf Gedeih und Verderb dem Rat meines Urologen, mich umgehend operieren zu lassen, weil ich ihm Glauben schenke. Noch in meinem Beisein vereinbart er dafür einen verbindlichen Termin am Universitätsklinikum in Dresden.
     
    Mittlerweile habe ich die „Radikale Prostatektomie“ hinter mir. Natürlich gibt es auch andere Methoden, die Erfolg versprechend sind. Aber das wäre bei uns gegenwärtig noch die sicherste (oder einfach die preisgünstigste?), um das Übel endgültig zu beheben. Dabei handelt es sich zweifellos um einen gewaltigen und ebenso kostspieligen Eingriff.
     
    Mithin fühle ich mich jetzt zwingend veranlasst, unsere bundesweite Solidargemeinschaft zu huldigen, denn ich gestehe offen: Von eigenen Ersparnissen hätte ich das nicht bezahlen können. Wir sollten immerdar aufrichtig anerkennen, was lobenswert ist.
    Eine Gesellschaft, die jedem tagtäglich Glückseligkeit vermittelt, gibt es sowieso nicht. Sie kann es objektiv gar nicht geben, allenfalls in unseren Träumen als ein idealisiertes Wunschgebilde. Indessen begreift und schätzt man manches erst, wenn man mit der Sache

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