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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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Egoismen.
    Nein, das hat in erster Linie soziale Gründe. Insofern versagte vor allem die Politik, weil sie die verhängnisvolle Entwicklung der Alterspyramide über Jahrzehnte hinweg nicht erkannte oder zumindest kaum nennenswert dagegensteuerte (jetzt sind endlich sinnvolle Bemühungen zu vernehmen).
     
    Ich schließe nun diesen Themenkreis mit folgender Offenbarung:
    Natürlich bin auch ich hinlänglich damit vertraut, was es heißt, unser mitunter ausgesprochen glühendes Verlangen nach erfüllter Sexualität über einen fantasievollen Liebesakt zu kühlen. Das ist Wonnetrunkenheit pur! Warum sollte ich mich nicht unverhohlen dazu bekennen? Schließlich war ich kein Eunuch. Jetzt hingegen absolut tote Hose, denn ich wurde im wahrsten Sinne des Wortes entmannt! Für immer? Mein Urologe meinte letztens etwas beruhigend, ich hätte eine reelle Chance, wieder richtig gesund zu werden. Seinen Optimismus teile ich zwar nicht vorbehaltlos, dennoch arbeite ich zielstrebig daran, um fortab nicht nur in Erinnerungen zu schwelgen.
    So, auf der Stelle genug davon!
     
     
    Jetzt beschäftigt mich ohnehin ein ganz andres Problem, nämlich die brennende Frage, wie ich dieses Buch trotz meiner augenblicklich denkbar miserablen Verfassung einigermaßen sinnträchtig zu Ende führe. Normalerweise gehöre ich nicht zu denjenigen, die aufgeben, bevor sie am Ziel sind. Mitunter verfahre ich sogar nach dem sicherlich echt fragwürdigen Motto: Koste es, was es wolle! Der Erfolg heilige die Mittel. Na, ich weiß wirklich nicht, ob ein solches Verhalten immer richtig ist. Mich befallen eher ernsthafte Zweifel, auch und vor allem mit Blick auf diese Abhandlung.
    Zum Kuckuck, mein gegenwärtiges Dilemma gleicht wahrlich einem verteufelt negativen Omen! Ich fühle mich zunehmend von einer geradezu gespenstischen Atmosphäre bedroht, die mich wie ein riesiger Krake immer fester umklammert und allmählich meine letzten Kräfte lähmt, weil sie mich spürbar in Fesseln schlägt. Dabei will ich doch nur ein guter und möglichst bis zu meinem letzten Atemzug auch nützlicher Mensch sein und sonst gar nichts. Huch, wo soll das noch hinführen?
     
    Wäre gegebenenfalls alles Bisherige, was ich zu meiner Person darlegte, auch auf unseren nach wie vor geheimnisumwitterten Abel zu übertragen? Brauchte ich vielleicht nur die Namen auszutauschen? Ja, entgegne ich ohne Vorbehalt und sonach voller Zutrauen. Das stünde fraglos uns allen gut zu Gesicht, denn wir hätten den besten Weg eingeschlagen. Warum dann diese Geheimniskrämerei? Seien Sie versichert, meine treuen Begleiter, auch Väterchen Rätselfreund hat sich dabei etwas gedacht! Und was könnte das sein?
     
     
     
     
     

30
     
     
    Nachstehend skizziere ich wenigstens in groben Umrissen die weitere berufliche Entwicklung meines brüderlichen Weggefährten, damit die geschätzte Leserschaft noch den nötigen Überblick erhält, bevor wir uns wieder den aktuellen mysteriösen Todesfällen im Meißenischen zuwenden.
     
    Ende der fünfziger Jahre hieß es in der DDR: „Arbeiterkinder zum Studium!“ So gelang es dem Kaderleiter der einstigen Schuhfabrik in unserer Heimatstadt, von den über sechshundert Beschäftigten zwei junge Leute davon zu überzeugen, dass es auch für sie das Richtige wäre. Einer davon war Abel Kager, welcher dort als Betriebselektriker arbeitete und sich für den künftigen Lehrerberuf werben ließ. Dabei interessierte ihn besonders die Fachkombination Deutsch und Geschichte. Weil er noch kein Abitur hatte, konnte er am Pädagogischen Institut in Dresden einen Vorkurs mit zwei Semestern belegen und gleich anschließend ein vierjähriges Direktstudium an derselben Bildungsanstalt absolvieren, wonach er sein Ziel mit achtbaren Ergebnissen erreichte.
    Es folgten Jahre leidenschaftlicher Lehrtätigkeit an verschiedenen Einrichtungen. Zuletzt unterrichtete er vornehmlich Philosophie (dialektischen und historischen Materialismus) an der hiesigen Ingenieurschule für Kraft- und Arbeitsmaschinenbau „Rudolf Diesel“, nachdem er mehrere Zusatzstudien an den Universitäten Leipzig, Halle und Dresden mit Bravour bewältigte, darunter auch eine fünfjährige außerplanmäßige Aspirantur zum Dr. phil. (doctor philosophiae) über das Forschungsthema „Ingenieurkreativität“, welches er sich frei auswählen durfte und daher mit großer Hingabe bearbeitete.
     
    Obwohl er namentlich bei stark ideologiebehafteten Themen bestimmt manchen Blödsinn verkündete, sofern er sich

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