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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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meines Intimus fast hautnah miterlebt habe, will ich sie hier unverzüglich kundtun, und zwar aus folgendem Grund:
    Obwohl seit der grauenhaften Begebenheit schon nahezu dreizehn Jahre verflossen sind, ist das makabre Ereignis für den weiteren Verlauf unserer Kriminalgeschichte außerordentlich bedeutsam, beinhaltet sogar eine tiefgreifende Zäsur im Lebenskampf des literarischen Helden, der uns sicherlich immer noch als ziemlich undurchschaubar begegnet.
     
     
     
     
     

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    Also, ihr edlen Getreuen, wenn ihr mir schon bisher wacker gefolgt seid, sollten wir auch noch den letzten kleinen Abschnitt des mühevollen Weges unverzagt gemeinsam beschreiten, um schließlich herauszufinden, was es denn mit unserem geheimnisumwobenen, weil janusköpfigen Freund so auf sich hat! Vernehmt abermals eine wichtige Botschaft!
     
    Schon in einem vorherigen Kapitel ist uns ausführlich übermittelt worden, dass Abel Kager im Frühsommer 1955 in unmittelbarer Nähe von Meißen eine junge Sächsin kennenlernte, in die er sich grenzenlos verliebte, denn sie war auffallend schön, zudem klug und souverän im Auftreten. Dabei wähnte er sich natürlich erst recht im siebenten Himmel, als er vermöge der berühmten, einzigartig wohltuenden Schmetterlinge im Bauch deutlich spürte, dass seine schier unbändige Zuneigung ihrerseits gern erwidert wurde.
     
    Er wollte und brauchte eine starke Frau an seiner Seite. Augenscheinlich war ihm die leutselige Fortuna bei alledem ausnehmend hold gesinnt. Rund zwei Jahre nach ihrer ersten Begegnung heirateten die innig Verliebten, und bald stellte sich Nachwuchs ein. In der Folge hatten sie insgesamt fünf Kinder, zwei Jungen und drei Mädchen (eine verblüffende Parallele zu meiner Person?). Das familiäre Glück schien perfekt, und das war es auch (von den üblichen Problemen einmal abgesehen).
    Diesbezüglich versteht sich wohl von allein, dass ihre große Liebe zueinander beiderseits fortwährend und gleichermaßen sehr behutsam gepflegt wurde. Ein so auserlesen kostbares Geschenk sollte man auch nicht dem reinen Selbstlauf überlassen, weil dadurch meist unwillkürlich die Gefahr heraufbeschworen wird, das Wunderbarste, was es überhaupt im Menschendasein gibt, leichtfertig dem oftmals relativ stumpfsinnigen Alltag zu opfern.
    Dessen ungeachtet brachte das Frühjahr 2000 meinem Freund Abel das pure Grauen, sicherlich einer der furchtbarsten Schicksalsschläge, die er je durchleiden musste.
    Gehe ich fehl mit der Annahme, dass sich in unserem Leben manches wiederholt, sowohl Gutes wie auch Schlechtes, wenngleich auf unterschiedlicher Ebene?
     
    Es ergab sich, dass seine Frau (mittlerweile ebenso im Seniorenalter wie er, dazu von einer reichlichen Enkelschar gesegnet) als leidenschaftliche Hobbygärtnerin abermals den Wunsch hegte, sich entsprechend zu betätigen. Da Abel unbedingt noch eine Kleinigkeit erledigen musste, fuhr er sie mit dem Auto bis zum Parkplatz ihrer ersehnten, von der Wohnung etwa vier Kilometer entfernten Oase und setzte sie dort ab. Er wollte so schnell wie möglich nachkommen.
     
    Als er sich ungefähr eine halbe Stunde später bereits in der Kolonie ihres Schrebergärtchens befand, hasteten ihm auf einem schmalen Gehweg zwei junge Männer entgegen, die ihm völlig unbekannt waren. Sie drängten sich ziemlich grob und nervös an ihm vorbei, und er musterte sie aufmerksam, zumal sie nicht einmal grüßten und auch seinen Blicken auswichen. Es waren seltsame Gestalten, vermutlich asoziale Typen.
    Abel befiel schlagartig ein sehr mulmiges Gefühl, und er beschleunigte seine Schritte.
    Was er kurz darauf im Gartenhäuschen entdeckte, glich dem Inferno des Teufels, Horror in seiner schlimmsten Ausprägung: Seine Frau lag mit mehreren Stichverletzungen blutüberströmt auf dem Boden. Sie war noch warm, aber schon tot, bestialisch für immer zum Schweigen gebracht.
     
    Wer vermag das einigermaßen glaubhaft nachzuempfinden, wie es einem ergeht, wenn man jählings den liebsten Menschen verliert, zudem noch auf so unerhört grausame Weise?
    Ich vermute, da wäre jeder überfordert, der nicht unmittelbar selbst davon betroffen ist. Wir können uns allenfalls einer derart schauderhaften Situation gedanklich und emotional annähern, um ein halbwegs adäquates Bild von der nahezu unglaublichen Tragödie zu erhalten, mehr aber nicht. Das genaue Erfassen und Verstehen der soeben erwähnten Sachlage und deren potenzielle Folgen bleiben uns weitgehend verwehrt.
    Oder sind

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