Das Elbmonster (German Edition)
hundertprozentig gesichert. Darum sollten wir auch diesen Sachverhalt in unserem Erinnerungsvermögen fest verankern!
Abel fühlt sich jedenfalls nach dem soeben beendeten Zeremoniell wieder rundum topfit, und er ist es auch. Dabei ahnt er nicht im Entferntesten, dass ihn ein ausgesprochen verhängnisvolles Ereignis noch heute übermannen wird, eine rein zufällige Begebenheit, die sein weiteres Leben grundlegend verändert.
Am späten Nachmittag desselben Tages (erster Juni 2011) bemüht er sich hoffnungsfroh ins Zentrum unserer stets faszinierenden Stadt, konkret zur Frauenkirche, um dort eine spezielle Galerie von Grafiken eines namhaften Künstlers in Augenschein zu nehmen. Bereits eine Stunde darauf passiert etwas furchtbar Schreckliches, das sein künftiges Schicksal endgültig besiegelt.
Erneut zeitliche Rückblende!
Nach dem zwölften mysteriösen Ableben eines Meißner Bürgers vor genau einem Jahr überraschte mich Abel schon am übernächsten Morgen mit einem Telefonat folgenden Inhaltes:
Ich wisse ja, dass er seit Längerem an einer umfangreichen Romantrilogie arbeite und zudem termingebunden auch noch zwei wissenschaftliche Abhandlungen zu bewältigen habe. Dafür fände er in seiner jetzigen Behausung einfach nicht die nötige Muße. Also wolle er sogleich auf unbestimmte Zeit verschwinden, um möglichst ungestört seinen Verpflichtungen nachzukommen. Eine gefällige Nachbarin kümmere sich fortan um seine Wohnung, die Post und sonstig wichtige Dinge während seiner Abwesenheit. Ich brauchte mir keinerlei Sorgen zu machen, und er werde sich auf irgendeiner Weise auch bald wieder bei mir melden, um mich über das nachfolgende Geschehen in Kenntnis zu setzten, denn ihm sei durchaus klar, dass ich brennend daran interessiert wäre.
Abel wünschte mir sowie meiner Familie noch alles erdenklich Gute und beendete abrupt unser Gespräch, das eher einem Monolog glich, denn ich hatte kaum eine Chance, ihm auch nur eine Frage zu stellen.
Sie können sich vorstellen, meine verehrten Leser, was sich daraufhin in meinem Kopfe abspielte. Das reinste Tohuwabohu!
Mich befiel sogar ein grässlicher Argwohn, nachdem verschiedene Medien vom zwölften mysteriösen Todesfall in Meißen berichteten. Aber es war nur eine schaudererregende Vermutung und bei Weitem noch keine Gewissheit darüber, wer oder was letztlich dahinterstecken könnte. Desto mehr fühlte ich mich monatelang leidvollen Drangsalen ausgeliefert, wahrlich das pure Martyrium für Geist und Seele, denn ich musste ständig an meinen brüderlichen Weggefährten Abel denken. Eigens deshalb fand ich seinerzeit auch nicht immer die nötige Kraft und Ausdauer, ein schriftliches Projekt von beträchtlichem Umfang genau nach Plan fertigzustellen, denn ich wurde andauernd abgelenkt. Sonach bleibt mir jener Sommer vom Jahre 2010, der uns zwar mit Rekordsonnenschein verwöhnte, indessen auch mit schwülheißen Tagen strapazierte, gewiss lange in Erinnerung.
Die Zeit flog dahin. Herbst und Winter zogen von dannen, allein unser rätselhafter Freund meldete sich nicht. Trotz mannigfachen Bemühens konnte ich ihn nirgends aufspüren, gleichsam, als wäre er vom Erdboden verschlungen worden. Es folgte der Frühling, doch Abel blieb verschollen. Merkwürdigerweise ward hier auch kein dreizehnter Todesfall registriert, der zur geheimnisumwobenen Serie gezählt werden müsste. Dieser ereignete sich erst Anfang Juni 2011.
Knapp vier Wochen zuvor erhielt ich einen umfassenden Brief von Abel, in dem er mir offenherzig mitteilte, dass er es inzwischen geschafft habe, sein ursprüngliches Vorhaben positiv abzuschließen und das Ergebnis ebenso erfolgreich zu publizieren. Nunmehr gebe es wieder zuhauf Moneten.
Außerdem erfuhr ich, dass er sich während der gesamten Zeit in der Nähe von Palma de Mallorca aufhielt, wo er seinen Verpflichtungen ungestört nachkommen konnte. Jetzt habe er den festen Entschluss gefasst, demnächst wieder nach Meißen zurückzukehren, um seine herangereiften Pläne zügig umzusetzen. Die finanzielle Grundlage wäre ja nun vorhanden. Er freue sich außerordentlich darauf, bald wieder heimatlichen Boden zu betreten und die vertraute Atmosphäre zu genießen.
Das war vielleicht eine Überraschung! Hierauf trieb mich eine brennende Neugierde, die Aussagen in punkto seiner jüngsten Veröffentlichungen detailliert zu überprüfen. Da ich Abels Pseudonyme kannte, stöberte ich eilends im Internet, um herauszufinden, ob
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