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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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der nächsten Monate und Jahre?
    Nach knapp vier Wochen Aufenthalt im besagten Notquartier wurden sämtliche Aussiedler recht willkürlich aufgeteilt, um sie in alle Himmelsrichtungen zu verfrachten.
    Es hätte auch für uns eine der drei Westzonen Deutschlands sein können!
    Wie so oft im Leben spielte der stets unberechenbare General Zufall auch damals eine beachtliche Rolle. Das betone ich deshalb, weil einige Leute der einstigen Bundesrepublik nach wie vor glauben, der materielle Wohlstand wäre allein ihrem beispielhaften Arbeitsfleiß zu verdanken, den es in der ehemaligen DDR niemals gegeben habe.
    Dabei vernachlässigen sie verschiedene objektive Sachverhalte:
    Erstens den Tatbestand, dass ein markantes Industriegefälle von West nach Ost zu verzeichnen war und keineswegs umgekehrt (was sich nach 1945 infolge der fluchtartigen Verlagerung von rund 360.000 Firmen noch enorm verstärkte).
    Mithin sehr ungleiche Startbedingungen!
    Zweitens den Marshallplan, das von der USA-Regierung 1948 beschlossene Hilfswerk als Wiederaufbauprogramm für mehrere Länder in Europa.
    Davon konnten die Bürger in der einstigen „Ostzone“ bekanntlich nicht profitieren. Im Gegenteil: Ihnen wurde eine riesige Summe an Reparationskosten gegenüber der Sowjetunion aufgebürdet.
     
    Was allerdings die wirtschaftlichen Folgen des überwiegend gegensätzlichen Besitzes an Produktionsmitteln in den beiden deutschen Systemen nach dem Zweiten Weltkrieg betrifft, so darf man wohl mehr denn je fundiert auf qualitative Unterschiede verweisen, denn die Erfahrung lehrt, dass generelles Volks- oder Kollektiveigentum bei Weitem nicht jene Effektivität bewirkt wie das private. Die eigens dafür erforderliche Selbstlosigkeit der Menschen ist und bleibt anscheinend utopisch (sicherlich auch eine der Gründe für das Scheitern des Sozialismus).
    Schon der griechische Philosoph Aristoteles stellte fest, dass Privateigentum in aller Regel besser gepflegt und gehegt wird als Gemeineigentum. Selbst nach weit über zweitausend Jahren sollte er recht behalten.
    Insofern gleicht auch die hierzulande in aller Munde kursierende Idee vom staatlich gesicherten Grundeinkommen für jeden Bürger (aktuell etwa 1.500 Euro ohne Gegenleistung!) eher einem Wunschtraum als ihrer baldigen Realisierbarkeit.
    Außerdem ist das typische Verhalten besonders profitgieriger und daher ebenso aggressiver Kapitalvertreter nicht zu unterschätzen, die es allerorts und natürlich auch bei uns zur Genüge gibt. Sie verspüren äußerst selten irgendwelche moralische Skrupel, wenn es um die gezielte Ausplünderung ökonomisch rückständiger Länder und Völker geht.
    Ob und inwiefern Teilergebnisse davon der eigenen Bewohnerschaft zugutekommen, hängt ganz von den jeweiligen Umständen ab und namentlich von der Kampfstärke fortschrittsorientierter Kräfte. In den alten Bundesländern war das offenbar recht gut gelungen. Dennoch ist diese Wahrheit mit dem Makel eines bitteren Beigeschmacks behaftet, den manche Nutznießer vehement leugnen. Wer beschmutzt schon uneigennützig sein eigenes Nest? Wir Menschen sind eben so. Mutmaßlich lässt sich wenig dagegen tun. Ich wünschte uns nur manchmal die angemessene Sachlichkeit bei der Beurteilung verschiedener Vorgänge. Aber das bleibt wahrscheinlich eine Illusion, denn wir sind oftmals viel zu schnell gewillt, starrköpfig über bestimmte Zusammenhänge und Ereignisse zu befinden, auch wenn uns das nötige Fachwissen dazu fehlt.
    So weit mein erneuter Zwischenruf.
     
    Indessen muss ich jedoch meinen verehrten Lesern gegenüber erneut offenbaren, dass mich eigens hierauf eine gewisse Skepsis zunehmend bedrängt. Sie ermahnt mich wie ein guter Freund, künftig entschlossener darauf zu achten, dass ich nicht mehr allzu oft und tiefgründig der reinen Agitation verfalle, denn wo sie beginnt, hört Literatur als schöngeistiges Schrifttum auf. Vielleicht gelingt es mir, diesen wohlgemeinten Rat fortan besser zu beherzigen. Am meinem Trachten sollte es kaum scheitern. Hoffentlich spielt auch das Können mit! Immerhin will ich vorzugsweise sinnvoll unterhalten und nicht belehren. Gleichwohl sei hier nochmals betont, dass ich bewusst auf eine durchgehende Handlung zugunsten von Einschüben und teils abschweifenden Nachträgen verzichte, was freilich von jedem einen langen Atem abverlangt. Möge es kein vergeudetes Bemühen sein!
 
    Desto klarer vernehmen wir nun sicherlich allesamt den wiederholten Lockruf unserer eigentlichen

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