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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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zeitlebens nicht vergessen, weil sich jenes unergründliche Geschehnis garantiert auf ewig in meinem Bewusstsein einbrannte: Es war Abels äußerst merkwürdiger Blick, der mich regelrecht erstarren ließ, als er ihn jählings auf mich richtete. Nie zuvor habe ich in solch rätselhafte Augen gesehen! Sie fesselten mich unbarmherzig, zunächst wie synchron berstende winzige Sonnen, dann ähnlich einer blitzschnellen Bündelung ihrer ausgesandten Energie in Gestalt von im höchsten Grade seltsamen Lichtstrahlen, deren magischem Zwang ich aus eigener Kraft nicht mehr auszuweichen vermochte. Ihre Wirkung war derart übel, dass mich auf der Stelle eine schauderhafte Todesangst erfasste. Erst nachdem sich zwei warme Hände von hinten behutsam auf meine gebannten Augen legten, wich allmählich das unglaubliche Phänomen. Es war meine wunderbare Mutter, die mich hernach fest in ihre Arme nahm und dadurch wohl auch von noch größerem Schaden bewahrte.
     
    Vielleicht glaubte Abel damals, ich hätte ihn während seiner dramatischen Notlage im Stich gelassen, und er müsse mich dafür unverzüglich hart bestrafen? Doch nach gründlicher Analyse halte ich das für vollkommen irreal, geradezu abwegig. Eher könnte während der grauenvollen Geschehnisse eine Art physikalisches Kraftfeld von ihm Besitz ergriffen haben, welches den Jungen zugleich mit einer beispiellosen Fähigkeit ausstattete. Aber das ist vorläufig nur eine Vermutung, mehr nicht, zumal noch arg nebulös.
     
    Ob jener geheimnisvolle Vorfall nur wenige Sekunden oder womöglich sogar mehrere Minuten währte, entzieht sich meiner Kenntnis. Gleichwohl begegnet er uns in seinem Wesen noch heute als unergründlich, weil die Wissenschaft bislang keine verbindliche Antwort darauf gefunden hat. Verschiedene Experten meinen, es sei eine rein zufällige und daher absolut spontane Hypnose gewesen, über deren genaue Ursache und absonderliche Wirkung sich der Akteur höchstwahrscheinlich selbst nicht bewusst war, um sie zu beherrschen und gegebenenfalls anders zu steuern.
    Bei der klassischen Suggestion wird man einem fremden Willen ausgesetzt und tut, was der andere befiehlt, sofern ihn der „Gott des Schlafes“ dazu befähigte. Das aber funktioniert nach meinem bisherigen Einblick nur, wenn man selbst bereit ist, mitzumachen, sich quasi als Medium dem Rapport des Hypnotiseurs vorbehaltlos aussetzt. So kann ein sehr erfahrener Magier durch gezielte Eingebung zum Beispiel bewirken, dass sein „Opfer“ im gewissen Trancezustand barfüßig über glühende Asche oder auch in Glasscherben wandelt, ohne sich dabei zu verletzen.
    Dort hingegen fiel kein einziges Wort. Selbst den unsäglichen Schmerz konnte Abel nicht herausschreien. Keine Silbe kam über seine Lippen, und doch hatte er mich in seiner Gewalt, dazu bei einer Entfernung von wenigstens zweieinhalb Metern. Außerdem war ich auch nicht willens, mich freiwillig in den unerfindlichen Bannstrahl des Jungen zu begeben, von dem ich nicht mehr loskam, so sehr es mich auch innerlich danach drängte. Es fehlte mir einfach die nötige Energie, mich aus seinem wundersamen Blickkontakt zu lösen. Irgendetwas lähmte mich vollends.
    Möglicherweise konzentrierte sich seine glühend aufwallende Urkraft instinktiv nur auf die beiden Sehorgane. Insofern gibt uns der mysteriöse Vorfall nach wie vor Rätsel auf, deren Lösung noch aussteht. Gegebenenfalls war es zu jener Zeit eine düstere Verheißung mir gegenüber, denn mir sollte einige Jahrzehnte danach, konkret am Sonnabend, dem 27. Januar 2001, im hiesigen Stadttheater Gleiches widerfahren (was ich noch eingehend darlegen werde).
     
    Es sei hier auch erwähnt, dass ich zu keiner Zeit darüber gesprochen habe, weder unmittelbar nach dem geheimnisumwitterten Ereignis noch später, weil ich fortan nicht den geringsten Anlass mehr dafür hatte, wenngleich sich die besonders merkwürdige Begebenheit niemals vollkommen aus meinem Bewusstsein drängen ließ. Sie hat mich seither zeitlebens begleitet, anfangs meist als psychisch bedrückende Last, hernach immer weniger spürbar, quasi im stillen Hintergrund ihr arglistiges Dasein frönend.
    Erst jetzt, nachdem bereits mehr als sechzig Jahre verflossen sind, wende ich mich absichtlich an die breite Öffentlichkeit, speziell an meine verehrte Leserschaft, getrieben von der vagen Hoffnung, gemeinsam ließe sich vielleicht jenes befremdliche Geschehnis erklären.
    Deshalb will ich gleich noch präzisierend hinzufügen, welches makabre

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