Das Elbmonster (German Edition)
allem offenbart sich den bewusst verweilenden Betrachtern, sicherlich auch den meisten nicht religiösen, so etwas wie ein Hauch von Göttlichkeit.
Und ich erlaube mir als noch halbwegs überzeugter Atheist, jedoch mit verinnerlichter Ehrfurcht und Toleranz gegenüber Gläubigen, kühn hinzuzufügen:
Wer bei einer derart erhabenen Ausschau grundsätzlich nichts dergleichen empfindet, dem kann nur wärmstens empfohlen werden, er möge alsbald seinen Verstand und die Sinne entsprechend schulen, damit ihm nicht noch mehr von derart wundersamen Glücksmomenten entgehen, zumal sie für unsere irdische Daseinsbestimmung vielleicht sogar einen gewissen Symbolcharakter tragen. Sie dienen nicht zuletzt der behaglichen Erquickung von Geist und Seele. Darum wäre es sehr bedauerlich, auf den kostbaren Schatz des unentgeltlichen Genießens von verheißungsvollen Zauberkräften der gegebenen und bebauten Natur zu verzichten, erst recht, wenn man bedenkt, dass es dafür kaum mehr braucht, als hin und wieder ein Quäntchen Zeit, wovon doch jedem vierundzwanzig Stunden pro Tag gratis zur Verfügung stehen. Die entscheidende Frage ist nur, wie man sie sinnträchtig nutzt, ergo auch möglichst des Öfteren zweckgerichtet als wirkungsvollen Balsam für unser gesundheitliches Wohlbefinden.
So weit ein erneuter Zwischenruf, dessen Inhalt auf mannigfacher Selbsterfahrung beruht. Andere werden folgen.
Die Liebe der hier ansässigen Bürger zu ihrem weltberühmten Porzellanstädtchen und dessen näherer Umgebung ist geradezu sprichwörtlich. Das erfüllt sie wiederholt mit deutlich vernehmbarem Stolz, die meisten jedenfalls. Und sind sie einmal für mehrere Tage, Wochen oder gar Monate unterwegs, so vermissen sie offenbar beizeiten die ihnen vertrauten Gefilde. Wann und aus welcher Himmelsrichtung sie danach auch immer sehnsuchtstrunken zurückkehren mögen, bereits von Weitem sichtbar sind die monumentalen Wahrzeichen der Stadt, die ihnen wiederum abermals das wohltuende Gefühl tiefer Heimatverbundenheit vermitteln.
Das ist vermutlich durch qualitative Veränderungen nach dem gesellschaftlichen Umbruch von 1989/90 bei vielen noch verstärkt worden. Ob sich nun einer mit den neuen Bedingungen und Prozessen identifiziert oder nicht, sofern er nach weitgehender Sachlichkeit seiner Urteile strebt, wird er einräumen müssen, dass in den gut zwanzig Jahren deutscher Wiedervereinigung auch hier eine ansehnliche Reihe von durchaus Beachtenswertem geschaffen worden ist. Allein die zahlreichen schmucken Häuser, die seither wieder in prachtvollen Gewändern erstrahlen, bieten ein deutlich sichtbares Zeugnis dafür. Hinzu kommen, dank großzügiger Förderung durch Bund, Land und Europäische Union, die neue Elbbrücke, das moderne Krankenhaus, die zeitgemäße Kläranlage und nicht zuletzt eine wesentliche Verbesserung der Infrastruktur, darunter die 2007 erfolgte festliche Einweihung des 720 Meter langen Schottenbergtunnels sowie die Fertigstellung einer recht imposanten Schutzanlage gegen künftiges Hochwasser.
Das waren meines Erachtens für unsere Heimatstadt nahezu gigantische Projekte, von denen wir zu DDR-Zeiten kaum zu träumen wagten. Umso mehr freuen wir uns natürlich über deren Vollendung. Wer solche Errungenschaften nicht als enorme Leistungen wertet und sich entsprechend dankbar erweist, ist schlichtweg ein Ignorant oder von krankhafter Nostalgie beherrscht.
Doch bei allem berechtigten Stolz auf das Erreichte, es bleibt noch viel zu tun.
Andererseits ist nämlich nicht zu leugnen, dass seit dem Einzug der wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft auch manche negative Erscheinungen das Leben maßgebend mitbestimmen, vornweg der besorgniserregende Verlust von Arbeitsplätzen, welcher ein ganzes Bündel von kritischen Auswirkungen mit sich brachte, darunter deutlich spürbare soziale Verwerfungen und ganz sicher auch eine beträchtliche Gefährdung der Bodenständigkeit hiesiger Bewohner. Alles den brutalen Kräften des freien Marktes zu überlassen, ist eben nicht nur inhuman, sondern für manche Gemüter zuweilen ausgesprochen lebensbedrohlich, denn ohne Arbeit fühlt man sich in vielen Fällen wie eine überaus armselige Kreatur, meist vollkommen außerstande, die Schönheiten irdischen Daseins zu genießen.
Zudem kann nicht übersehen werden, dass einige Stadtteile teils sträflich vernachlässigt wurden, besonders das rechtselbische Meißen-Cölln. Flaggschiffe früherer Jahre, wie etwa der „Hamburger Hof“, im
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