Das Elbmonster (German Edition)
Blickfeld, wo er sein potenzielles Opfer suchen würde, um es gezielt zu töten, aus welchen Gründen das auch jeweils geschehen mag.
Zwar verkörpern Frauen ihrem Wesen nach in vielerlei Hinsicht anscheinend doch das stärkere Geschöpf, vielleicht auch die besseren Menschen (selbstredend mit Ausnahmen), gleichwohl bleiben sie im körperlichen Zweikampf mit ihren männlichen Widersachern meist unterlegen, es sei denn, sie genossen eine gute Ausbildung in bewährten Selbstverteidigungssystemen wie etwa Kung-Fu, Judo oder Karate. Bei uns in Meißen sind es aber ausnahmslos erwachsene maskuline Personen, deren Leben auf höchst rätselhafte Weise ausgelöscht worden ist, falls es denn überhaupt ein gewaltsamer Tod war, dem sie unversehens erlagen.
Der makabre Schauplatz bleibt demnach ein fesselndes Geheimnis, eine Art Phantom, zumal uns das Szenarium gegenwärtig noch arg nebulös und manchen Zeitgenossen sogar nahezu dämonisch begegnet. Schon jetzt von einem konkreten „Tatort“ zu sprechen, wäre somit eindeutig verfrüht, keineswegs sachgerecht, da bisher nichts auf ein wirkliches Tötungsverbrechen schließen lässt. Genetische Fingerabdrücke wurden nicht gefunden. Auch andere Hinweise fehlen. Insofern gibt es auch keinen Verdächtigen, nach dem man intensiv suchen könnte, um ihn zu überführen und endlich dingfest zu machen.
Selbst wenn es bereits die seit Langem angestrebte, bundesweit oder gar international nach modernsten Errungenschaften perfekt funktionierende Datenbank zur Verbrechensbekämpfung gäbe, von der einschlägige Spezialisten die nötigen Fakten blitzschnell abrufen und mit ihren Erkenntnissen vergleichen könnten, wäre das für die hiesigen Experten in besagter Angelegenheit momentan vollkommen nutzlos, weil sie dafür einfach noch keine geeigneten Ansatzpunkte haben. Woher auch, wenn vom möglichen Täter keinerlei biologische Merkmale hinterlassen wurden oder zumindest nicht aufzufinden sind?
Stößt hingegen die Spurensicherung auf etwas Verwertbares an Indizien, hilft mitunter eine DNA-Analyse. Dafür reicht heutzutage bekanntlich schon ein Hautpartikel, der kleinste Blutstropfen, ein Haar oder auch nur eine Wimper von der Verdachtsperson, um sie als Schuldige greifbar zu überführen.
Anmerkung: Dieses Verfahren wurde erstmals im Sommer 1987 zur Klärung eines Mordfalls in England erfolgreich angewandt, nachdem der Forscher Alec Jeffreys 1984 entdeckt hatte, dass bestimmte Muster des genetischen Materials bei jedem Menschen einmalig sind. Bei uns konnten bisher mehr als eine halbe Million solcher „Fingerabdrücke“ elektronisch erfasst und gespeichert.
Ist es nicht phänomenal, was die Wissenschaft zu leisten vermag? Vielleicht vollbringt sie es irgendwann tatsächlich noch, die allenthalben begehrte „Eier legende Wollmilchsau“ zu kreieren, könnte man scherzhaft hinzufügen. Das Perpetuum mobile ist ja auch noch nicht erschaffen, ebenso wenig der Stein der Weisen entdeckt worden. Und wo bleibt das alles revolutionierende Lebenselixier oder die wirksame Pille gegen menschliche Dummheit und Niedertracht?
Doch nun wieder unverzüglich hin zu unserer Geschichte!
Nach sonstigem Corpus Delicti (Fußabdrücke, Gegenstände, Werkzeuge) sucht man ebenfalls vergeblich. Nichts von alledem ist an den jeweiligen Stätten des tragischen Geschehens hier im Meißenischen auffindbar. Auch ein dafür bereits mehrfach eingesetzter Spürhund brachte keine verwertbaren Resultate, obwohl es sich um einen hervorragend ausgebildeten und mannigfach bewährten vierbeinigen Gehilfen handelt.
Wie die Dinge nunmehr liegen, erscheint die Lage fast aussichtslos, regelrecht verhext, als hätte man sich direkt in des Teufels brodelnde Küche begeben.
Demnach sind die zur Aufklärung der furchtbaren Vorkommnisse beauftragten Profis mit einer äußerst vertrackten Situation konfrontiert, um die sie wohl kaum jemand ernsthaft beneiden dürfte. Mittlerweile belastet nämlich ein dumpfer Groll zunehmend ihr ansonsten meist heiteres Gemüt, insbesondere verursacht durch eine überaus bedrückende Ratlosigkeit. Das ist allerdings keineswegs erstaunlich, sofern man weiß, vor welch einem unerhörten Problem sie stehen. Keiner von ihnen musste in seinem bisherigen Berufsleben eine derart harte Nuss knacken. Früher war ihnen so etwas nicht einmal zu Ohren gelangt, geschweige denn, dass sie jemals persönlich mit der Lösung eines solch außergewöhnlichen, ja geradezu einmaligen Falls
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