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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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vollzieht sich Derartiges eben meistens vollkommen anders als im realen Leben.
    Alle Nachforschungen laufen unter der Obhut der Staatsanwaltschaft, wie es dem hiesigen Gesetz entspricht und auch anderswo Gepflogenheit ist. Der offiziell berufene Krisenstab bemüht sich geradezu vorbildlich um eine exakte Koordinierung sämtlicher Aktivitäten, die auf die baldige Klärung des Phänomens gerichtet sind. Die materiell-technischen Voraussetzungen der Arbeitsgruppe sind hervorragend. Den Spezialisten stehen alle erforderlichen Hilfsmittel uneingeschränkt zur Verfügung. Ihre Professionalität wird durch keinerlei Einschränkungen behindert. Doch sie alle stehen bis zum heutigen Tage vor einem Rätsel, das in der gesamten Kriminalgeschichte seinesgleichen sucht.
     
    Um die äußerst vertrackte Situation tunlichst bald zu beherrschen, werden landesweit vielerlei Kräfte aktiviert, darunter auch einschlägige Medien. So rief zum Beispiel der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in seinem sonntäglichen Fernsehprogramm „Kripo live“ die Bevölkerung inzwischen schon dreimal zur intensiven Mitarbeit auf. Doch wirklich fruchtbringend waren diese und andere Versuche bisher nicht. Folglich brauchte in der besagten Sache auch noch kein Haftrichter in Aktion treten.
     
    Für die meisten der seit Juni 2011 schon auf dreizehn angewachsene mysteriösen Vorkommnisse gibt es zwar mehrere Augenzeugen. Aber einige von ihnen schweigen beharrlich, denn angesichts der ungeheuren Grausamkeit ihres Erlebnisses wollen sie es möglichst schnell aus ihrem Bewusstsein verdrängen, am liebsten ganz vergessen. Dementgegen werden sie durch immer häufiger wiederkehrende Albträume nachhaltig daran erinnert. Andere wiederum sind sich weitgehend darüber einig, dass es jedes Mal eine Selbsttötung war, wenngleich es ihnen rätselhaft bleibt, warum das auf derart bestialische Weise und dazu noch öffentlich erfolgen musste.
    Die Meinung vom Freitod wird bekanntlich von den Experten strikt abgelehnt, und sie haben hinreichend Gründe dafür.
     
    Schließlich lassen etliche selbst ernannte Zeugen ihrer Fantasie freien Lauf, so scheint es jedenfalls, denn sie wollen sogar während des Tatherganges oder kurz danach irgendwelche kleinere, nicht näher bestimmbare Objekte umherfliegend beobachtet haben. Laut Aussagen müssten diese in Form und Farbe stets verschieden gewesen sein. Sie hätten auch seltsame Geräusche verursacht, meinen die Befragten.
    Allenfalls waren es doch böse Geister, die kamen, um ihr blutiges Handwerk zu verrichten und anschließend wieder flugs davonschwirrten. Wer weiß schon, was sich dabei wirklich abspielte. Die Unerklärbarkeit gewisser Sachverhalte zügelt nicht unsere Einbildungskraft, sondern verleiht ihr vielmehr kräftige Schwingen. Und so werden mitunter die waghalsigsten Ideen geboren. Doch wehe den Leichtgläubigen, die sie ungeprüft als bare Münze aufnehmen und sich ebenso arglos zu eigen machen!
     
     
    Wir schauen von nun an erneut gedanklich des Öfteren in das Jahr 2001 zurück, machen sozusagen gemeinsam eine ausgiebige Erinnerungsreise, und zwar aus folgendem Grunde:
    Innerhalb der rätselhaften Todesserie waren die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Begebenheiten keineswegs gleichmäßig, sondern meist sehr unterschiedlich. Während vom 16. August bis zum 15. November 2000 (jeweils ein Mittwoch!) die ersten vier tragischen Vorfälle noch fast periodisch erfolgten, quasi pro Monat einer, gab es hinterher klare Abweichungen, obwohl sich sieben von den inzwischen dreizehn Ereignissen schon bis zum Ende Januar 2001 zutrugen. Im selben Jahr war kein weiteres Opfer zu beklagen. Indessen wurden schon gleich nach Beginn des neuen Kalenders für 2002 bald wieder dicht hintereinander zwei abgründige Schicksalsschläge registriert. Einige Monate später sorgte das vermeintliche Elbmonster während der verheerenden Hochwasserkatastrophe für sensationelles Aufsehen, indem es scheinbar einen Mann mit Haut und Haaren verschlang. Danach kam eine relativ lange Pause, konkret bis zum 19. Mai 2004. Und ein weiteres Mal starb ein Mann auf mysteriöse Weise prompt an einem Mittwoch. Dies könnte durchaus Zufall sein, auch wenn es meine Hirnzellen nicht ruhen lässt.
    Ergo war es schon das elfte Opfer, dessen Ursache niemand erklären konnte. Gleichwohl verfestigte sich anschließend bei manchen Einwohnern allmählich die trügerische Hoffnung, der entsetzliche Spuk könne vielleicht ein für alle Mal vorbei sein, denn

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