Das Elbmonster (German Edition)
Linie eine Aufgabe der Erziehung. Je früher damit begonnen wird, desto besser, denn in späteren Jahren ist die nachhaltige Vermittlung solidarischer Eigenschaften weitaus schwerer, wenn auch durchaus noch möglich.
Wer derartige Verhaltensweisen nicht fest verinnerlicht hat, dem nützen die besten Vorsätze nichts, es sei denn, man entschließt sich, allein durchs Leben zu tigern. Okay, keine Einwände! Das muss letztlich jeder für sich entscheiden. Es liegt mir sowieso fern, mich etwa als Moralapostel aufzuspielen.
Eher will ich meinen aufrechten Getreuen noch hurtig eine delikate Erfahrung preisgeben (na ja, ist wohl doch nur ein Scherz): Seit gut einem Jahr schlafen meine liebe Frau und ich wegen beidseitig störenden Schnarchens in getrennten Räumen. Wir haben uns damals verbindlich zugesichert, falls einer vom anderen nachts etwas möchte, klopft er laut und vernehmlich an dessen Tür. Von da an kommt mein selbstloses Weiblein immer mal zu mir und fragt, ob ich denn gepocht hätte. Das funktioniert! Hat sogar einen speziellen Reiz. Könnt ihr mir echt glauben! Also darf ich es jedem wärmstens empfehlen, dem hin und wieder brennend danach ist, Gleiches zu begehren, um es auf seine Art zu genießen.
Zudem sind wir bestimmt auch gut beraten, weitere Faktoren für das Gedeihen intimer Bündnisse nicht zu unterschätzen. Dazu gehören ganz sicher Toleranz sowie Kompromissbereitschaft und nicht zuletzt eine sinnvolle, weitestgehend gerechte Teilung häuslicher Pflichten, erst recht, solange beide im Arbeitsprozess stehen. Überhöhte Ichsucht und manche Niederungen des Alltags erweisen sich dagegen oftmals als reines Toxikum gegen die erstrebte Harmonie. Wer seinen Partner vollkommen vereinnahmen möchte, tut damit nichts Gutes für den einträchtigen Bestand der Zweisamkeit. Der Mensch braucht auch Freiräume, sollte möglichst problemlos eigene Interessen wahrnehmen können, um glücklich zu sein.
Das Entscheidende für ein anhaltend befriedigendes Zusammensein war, ist und bleibt natürlich die Liebe. Ein ungemein bedeutsames Wort. Ich weiß. Aber es hat auch einen ebenso faszinierenden Inhalt, der uns wiederum in unzähligen Facetten begegnet. Wer noch niemals von Amors Pfeil getroffen wurde, hat ohnehin das Wunderbarste versäumt, das uns Erdenkindern generell zuteilwerden kann. Es ist der wahre Götterfunke, ein Edelstein des Herzens, dessen betörenden Glanz wir nur bewahren, wenn wir ihn mit Verstand umhegen. Darum ehre und preise Fortuna, und sie bleibt dir eine treue Gefährtin!
Bereits im „Hohelied Salomos“ (Bezeichnung durch Martin Luther), welches schon viele Jahrhunderte vor Christi entstand und als „Lehrbuch“ im Alten Testament enthalten ist, wird die Liebe zwischen dem dritten König Israels (Salomo, Sohn Davids) und der Hirtin Sulamith anschaulich besungen. Der erotische Gedichtszyklus offenbart uns auf faszinierende Weise eine leidenschaftliche Hingabe von Mann und Frau, wie sie sich verbinden, wieder verlieren, jedoch erneut suchen und abermals entdecken. Unbestritten eine biblische Kostbarkeit. Ihm sei kein schöneres Liebeslied vertraut, lobpreiste unser Dichterfürst Goethe.
Thematisch ergänzend will ich hier gerne noch auf eine weitere Quelle aus längst vergangenen Zeiten aufmerksam machen, weil sie meines Erachtens ebenso eindrucksvoll von der Kraft inniger Zuneigung spricht, ihr poetisch ausdrucksstark einen nahezu grandiosen Hymnus widmet. Wir finden den Text im ersten Brief vom Apostel Paulus an die Korinther Gemeinde. Darin heißt es unter anderem: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.“
Das ist eine nachgerade unverwechselbare Charakterisierung erhabener Gefühle, wie ich finde! Sonach werden wir diesem zeitlos reizvollen Sujet auch in der vorliegenden Erzählung noch mehrfach begegnen. Versprochen!
Jener „Völkerapostel“ hat übrigens auch den Ausspruch geprägt: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Also stammt dieser ethische Satz zum sozial korrekten Verhalten nicht erst von Martin Luther, wie oft behauptet wird.
Er ist bereits vor knapp zweitausend Jahren durch den einstigen Juden und
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